Nowe Czaple / Neu Tschöpeln


Blick zum Standort

Inschrift "Rf. Klich"

Abbildung im
Haus-Kalender 1930

Revierförster Kliesch
ab seiner Betsaule
(um 1905)
Quelle: Sammlung
Hans Schmidt

alter Standort auf
MTB von 1903

PLZ:

GPS:

Standort: Der Ort trug 1936-1945 die Bezeichnung Birkenstedt/Oberlausitz. Links an der Einfahrt zum Grundstück der ehemaligen Försterei.

Größe / Material: 145:72:? / Granit

Geschichte: Benennung: "Betsaule" auch "Betsäule". Granitblock, nach oben verjüngend, Beschriftung sowie Eichenlaub im oberen Drittel eingeschnitten:
Betsaule
gesetzt 1748
versetzt 1904
Rf. Klich
Letzteres steht höchstwahrscheinlich für Revierförster Klich. Wobei mehrere Quellen von einem Revierförster Wilhelm Kliesch ausgehen, der der Initiator des Steines sein soll.
Der Steinfindling selbst ist nur eine Ergänzung zur eigentlichen hölzernen Säule. Diese Säule stand an Grenze des Saganer und Rothenburger Kreises sowie an einer Kreuzung von sieben Wegen. Der Namen Betsäule/Betsaule gab der hier auch befindlichen Häusergruppe den Namen. Später ging daraus das Dorf Neu Tschöpeln hervor. Von der Säule soll 1897 nur noch ein Holzstumpf übrig gewesen sein.
Durch den Bau der Bahnstrecke Sommerfeld-Muskau (1897) musste der noch vorhandene Holzstumpf der Betsäule/Betsaule versetzt werden. Er sollte 1904 noch einmal umgesetzt worden sein.
Von der Holzsäule selbst gibt es nun keine Spur mehr. Der ergänzende Stein galt ebenfalls als verschwunden. Schüler der Grundschule Nowe Czaple haben im Rahmen eines Geschichtsprojektes die Lage des Steins ausfindig gemacht und freigelegt.

Sage: 1. Ursprünglich soll die Holzsäule ein Marienbild oder Heiligenbild getragen haben. Die Fuhrleute, die den Kreuzweg passierten sollen hier für den Schutz vor Raubrittern und vor Unfall gebetet haben.
2. Der Name Betsäule/Betsaule soll sich aus dem Namen Petho-Säule herleiten. Ein Mann namens Petho (der Name Petho kam noch bis 1945 in der Umgebung vor) soll hier erschlagen worden sein.
3. Einst kam ein Bauer mit einem sehr schweren Wagen zu dem Kreuzweg, wo er ihn nicht weiter brachte. Alle Mittel waren vergeblich. Da kam ein kleines graues Männlein aus dem Walde und sagte zu ihm, er solle einmal die Speichen der Räder anschlagen und die, die klingen werden herausbrechen und einpflanzen. Das tat er. Eine Speiche gab einen hell klingenden Ton. Die brach er aus dem Rade und setzte sie unter Gebet in die Erde. Da ging der Wagen weiter. Die eingepflanzte Speiche aber wurde zur Betsäule.
4. Der Begriff Betsäule/Betsaule geht auf das wendische Wort Betzula zurück, was vom sorbischen Wort Bedzer = Kämpfer abgeleitet ist.

Quellen und Literatur:
Pohl, Robert - Sagenbuch des Kreises Rothenburg O.L., 1923, S.33-34
Illustrierte Haus-Kalender für den Kreis Sagan, 1930, S.67
Sagan-Sprottauer Heimatbriefe, 3/1990, S.57
Oberlausitzer Rundschau 4/2006, S.22
Schmidt, Hans - Nach Polen um die Ecke - kennen Sie die Betsaule?, in: Muskauer Anzeiger, Nr.267, 11/2012, S.10 (pdf-Datei)
Meßtischblatt 4454, Muskau, 1903, Aufn. 1901. - 1:25000. - [Berlin]: Reichsamt für Landesaufnahme, 1903
Sammlung Hans Schmidt, Bad Muskau
recherchiert und bebildert von Frank Henschel, Forst (Fotos von April 2013)


Sühnekreuze & Mordsteine