Deutschland
Rheinland-Pfalz
Lkr. Bad Kreuznach
Bad Sobernheim
Blick zum Standort |
Abbildung bei Freckmann / Frieß- Reimann (1980) |
PLZ:
55566
GPS:
N 49° 46,280', O 7° 39,016'
Standort:
Im Freilichtmuseum, westlich vom Weinberg am parallel zum Hauptweg
verlaufenden Fußweg.
Größe / Material:
95:57:22 / Kalkstein
Geschichte:
Das Steinkreuz mit Corpus aus stand ursprünglich in Waldlaubersheim (ehemaliger Standort:
N 49° 56.027', O 7° 48.782'). Es wurde nach 1980 dem Freilichtmuseum Sobernheim
als Dauerleihgabe des Bad Kreuznacher Karl-Geib-Museums übergeben und ist seitdem ein Teil der Ausstellung.
Auf der Rückseite sind noch Teile einer ehemaligen Inschrift erkennbar:
Über die bewegte Vergangenheit und die vielen Standortwechsel berichtet Berthold Schnabel (1980) ausführlich.
[...] Vorreformatorisch ist vermutlich auch ein Balkenkreuz mit Corpus aus Waldlaubersheim, das dem Freilichtmuseum Sobernheim als Dauerleihgabe des Bad
Kreuznacher Karl-Geib-Museums übergeben worden ist. Leider ist nicht überliefert, in welcher Gemarkung und an welcher Stelle das Kreuz einst stand. Aus diesen
Hinweisen hätte man eventuell Rückschlüsse auf den Errichtungsgrund ziehen können. Bemerkenswert ist zunächst das Material des Kreuzes: Kalkstein, der sicherlich
in einem Stromberger Bruch gewonnen worden ist. Besonders erwähnenswert ist zudem die Darstellung des Corpus, der als Hochrelief aus dem vollen Stein gehauen ist.
Die Gestalt des Christus zeigt sich volkstümlich, einfach bis unbeholfen, aber keineswegs unbeeindruckend. Der flache, dem Betrachter frontal zugewendete Corpus
hält die Arme weit ausgestreckt. Das von einem Bart gerahmte Gesicht hat infolge der Verwitterung unklare Konturen angenommen. Der Brustkorb ist leicht gewölbt, der
Lendenschurz in noch erkennbaren Falten angeordnet. Die Füße liegen plump übereinander und sind genagelt. Dieses archaisch anmutende Flurkreuz steht in der
Naheregion - dies läßt sich ohne weiteres festhalten - einzigartig. Die Form des Kreuzes, dessen Vertikalbalken sich bis zum Schnitt mit dem Horizontalbalken verjüngt,
spricht für ein hohes Alter. Eine einigermaßen sichere Datierung ist allerdings nicht möglich, zumal stilistisch-formale Deutungsversuche nicht weiter helfen, was indes
nicht erstaunlich ist, entzieht sich doch die Volkskunst auf Grund ihres einfachen Formenkanons häufig den Kriterien der "Hohen Kunst". (Freckmann / Frieß-Reimann 1980)
Sage:
1. Es soll sich um ein Grabkreuz für einen ehemaligen Kreuzfahrer, der im 13.Jahrhundert
vor der Altenburg gefallen, handeln.
2. Eine weitere Sage behauptet, unter dem Kreuz sei ursprünglich ein französischer Offizier bestattet worden, der hier zur Zeit der Kreuzzüge sein Leben verloren habe.
Quellen und Literatur:
• Schnabel, Berthold - Das Steinkreuz im Hof des Geibmuseums Bad Kreuznach, in: Die Steinkreuze in Rheinhessen, 1980, S.142-147
• Freckmann, Klaus / Frieß-Reimann, Hildegard - Kleine Denkmäler im Landkreis Kreuznach, 1980, S.16
• recherchiert und bebildert Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Fotos vom 24.7.2008)
Das Steinkreuz im Hof des Geibmuseums Bad Kreuznach
von Berthold Schnabel
Ausführung: Die geraden Konturen von Schaft und Kopf verjüngen sich nach oben. Die Konturen der Arme laufen nahezu parallel.
Die bärtige Christusfigur trägt einen Heiligenschein und ist mit einem Lendentuch bekleidet. Die Füße sind übereinandergelegt. Die Figur wirkt etwas unbeholfen
durch das unrichtige Anbringen der Arme und die zu kurzen Füße.
Besonderheit: Auf der Rückseite des Kopfes sind folgende Buchstaben in zwei Reihen eingemeißelt:
W U / 0 (.). Ihre Bedeutung ist unbekannt.
Datierung: Um 1500.
Zustand: An den Enden der Arme sind unten kleinere Stücke abgeschlagen, der Fuß des Kreuzes fehlt.
Das Korpus ist vor allem im Gesicht stärker verwittert, auch die Finger sowie die Zehen des rechten Fußes sind zerstört. Gut haben sich dagegen das Lendentuch
und der linke Fuß erhalten.
Kartierung: Standort des Kreuzes als Grenzmarke in einer Ackerfurche bis 1937.
Das Kreuz steht zur Zeit im Hof (Westmauer) des Geib-Museums, Bad Kreuznach, Kreuzstraße 69.
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Bild 1: Das Steinkreuz von Waldlaubersheim |
Das Mal stand zuletzt in der Gemarkung "Am Kreuz" und zwar an der Stelle, an welcher der "Hellerweg", der Waldlaubersheim mit Roth verbindet, in die Straße
Schweppenhausen - Genheim einmündet. Wo es allerdings ursprünglich errichtet worden war, läßt sich heute mit Sicherheit nicht mehr feststellen. Es soll "an einem
alten Weg gestanden haben, dessen Führung (Einschnitt) vor dem Krieg im Wald noch deutlich erkennbar war". Möglicherweise handelte es sich dabei um den "Heerweg",
der von Waldlaubersheim an der Flur "Am Kreuz" vorbei nach Stromberg führte.
Nach Aussage des verstorbenen Heimatforschers Kilian (Löwenzeiler Mühle) erhob sich das Kreuz über einem Sockel, der folgende Inschrift trug:
"Wilhelm heiss' ich,
Ein Kriegsmann war ich,
Jerusalem hab ich zweimal gewonn'
Die Alteburg hat mir das Leben genomm".
Der Sockel ist heute nicht mehr vorhanden. Angeblich wurde er beim Bau eines Hauses in Genheim als Türschwelle verwendet.
Nach einer anderen Überlieferung stammt das Kreuz aus dem 13.Jahrhundert, wurde "unter einer dicken Aschenschicht" gefunden und trug die Inschrift:
"Kilian heiß ich, ein Kriegsmann bin ich, dies weiß ich!
Jerusalem hab' ich zweimal gewonnen,
Die Stadt Altenburg hat mir mein Leben genommen!"
Beide Sagen sehen demnach in dem Mal ein Grabkreuz für einen ehemaligen Kreuzfahrer, der im 13.Jahrhundert vor der Altenburg gefallen war.
Die Reste dieser Anlage erheben sich an der Straße nach Genheim auf "einem eigenthümlich geformten auf den Weinbergshöhen über dem Ort liegenden Hügel.
Er bildet eine runde, mit Dornen bewachsene Fläche von 33 Schritt Durchmesser, die von keiner Seite überhöht, nach allen 3-4 Seiten tief und unersteiglich abfällt". In
der Flur 8 der Gemarkung Waldlaubersheim ist die Parzelle 162/1 als "die Altenburg" eingetragen. Sie hat eine Größe von 12 ar. Die in 255m Höhe liegende Geröllhalde,
welche mit Hecken überwachsen ist, wird als Rest einer keltischen Fliehburg angesprochen. Nach der örtlichen Überlieferung war es eine Stadt, "die aber in den
kriegerischen Zeiten bis auf einige Kellergewölbe und unterirdische Gänge untergegangen ist". Auch soll man dort an einer Mauer die Jahreszahl 1258 gefunden haben.
Eine weitere Sage behauptet, unter dem Kreuz sei ursprünglich ein französischer Offizier bestattet worden, der hier zur Zeit der Kreuzzüge sein Leben verloren habe.
Die tatsächlichen Umstände, die zur Errichtung des Males führten, sind jedoch unbekannt. Auch über seine ursprüngliche Bedeutung lassen sich keine eindeutigen
Aussagen machen. Vielleicht war es ein Erinnerungsmal, vielleicht aber auch ein Flurkreuz, das in der lutherisch gewordenen Gemeinde allmählich seinen Sinn verloren
hatte und schließlich als Grenzmal eine neue Verwendung fand. Denn als solches ist es in eine Flurkarte von Waldlaubersheim aus dem Jahre 1807 eingetragen, ohne
jedoch als Grenzstein mitgezählt zu werden. Noch 1937 "stand das Kreuz an Stelle eines Gemarkungsgrenzsteins etwa 20m nordöstlich des höchsten Punktes der
Straße Genheim-Schweppenhausen [Bild 2]. Im Zuge der Neuvermarkung des Umlegungsgebiets- und Gemarkungsgrenze wurde das Kreuz 1937 oder 1938 auf die
Weisung des mit den Arbeiten betrauten Herrn Karl Ruloffs ausgegraben und im Hof des damaligen Bürgermeisters von Waldlaubersheim, Herrn Gräff, sichergestellt.
Dieser hatte die Absicht, das Mal auf einem freien Platz an der Kreuzung der Straße Genheim-Schweppenhausen und des von Waldlaubersheim nach Roth führenden
"Hellerweges" wiederaufzustellen. Dabei sollte das Kreuz nach einer Skizze von Herrn Ruloffs in einen gemauerten Sockel von 1m Höhe und 1,50m Länge eingelassen
werden, der auf einer Tafel die überlieferte Inschrift trug. Auf dem Platz selbst wolle man Bäume pflanzen und eine Bank aufstellen. Doch machte der Zweite Weltkreig
und der Tod von Bürgermeister Gräff im Jahre 1940 diesen Plan zunichte, und das Kreuz wurde zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt wieder an seinen alten Standort
verbracht. Dort lag es jahrelang auf dem Boden, diente als Randstein, "und die Fuhrwerke fuhren darüber". 1948 stellten Genheimer Bürger das Mal unweit der Landstraße
Schweppenhausen-Genheim im "Hellerweg" wieder auf, der "schon Jahre lang nicht fertig eingeebnet war". Es wurde als Heldengrab gepflegt und mit Blumen geschmückt,
weil man in ihm den Grabstein für einen gefallenen französischen Offizier sah. Durch den Ausbau der Wege in der Umlegung Waldlaubersheim-Genheim mußte das Kreuz
zu Beginn des Jahres 1954 von seinem (neuen) Standort am Grenzweg zwischen den beiden Gemeinden entfernt werden. Daraufhin stellte es der Genheimer Bürger
Alois Forster, wohl mit Einwilligung von Bürgermeister Rothenbach, "ein paar Meter vom alten Standort" in seinem Acker wieder auf. Damit befand sich das Mal nun
allerdings auf Genheimer Gemarkung. Mit diesem eigenmächtigen Vorgehen war der Gemeinderat von Waldlaubersheim jedoch nicht einverstanden und beschloß auf
seiner Sitzung am 28.April 1954, sich an die Polizeibehörde Bingerbrück zu wenden, damit sie die Rückgabe des Kreuzes in die Wege leite. Sollte dies jedoch erfolglos
bleiben, so wolle er gegen Forster Strafantrag wegen Diebstahls stellen.
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Bild 2: Das Steinkreuz von Waldlaubersheim am alten Standort |
Dieser erklärte jedoch in einem Schreiben an den Bürgermeister Paulus von Waldlaubersheim, er werde für das Mal einen Sockel anfertigen lassen, und das Kreuz bleibe
auf dem Platz stehen, "wo es eben steht, da macht keiner etwas dran". Dabei begründete er seinen Schritt mit der mangelnden Pflege, welche die Bürger von
Waldlaubersheim dem Kreuz angedeihen ließen und drohte, deutsche wie französische Stellen darüber zu informieren, "wie die Gemeinde Waldlaubersheim mit dem
Heldengrab umgegangen ist". Auch gegenüber der Polizei und Amtsbürgermeister Stupplich von Langenlonsheim blieb Alois Forster hart. Er drohte erneut, sich bei der
französischen Militärpolizei zu beschweren, wenn das Mal gegen seinen Willen entfernt werden sollte, denn "das Kreuz stammt aus den Kreuzzügen von einem
französischen Offizier". Ungeachtet des Widerstands von Herrn Forster erklärte sich der Genheimer Bürgermeister Rothenbach am 25.November 1954 jedoch bereit, das
Kreuz, dessen früherer Standort durch die Umlegung nun ebenfalls zu seiner Gemeinde gehörte, an Waldlaubersheim zurückzugeben, wenn dieses die Aufstellung und
Pflege übernehme. Auf seiner Sitzung am 2.Dezember 1954 erklärte sich der Gemeinderat von Waldlaubersheim "einstimmig bereit, die Kosten der Aufstellung und der
laufenden Unterhaltung zu übernehmen. "Falls möglich, soll ein Zuschuß aus Mitteln der Denkmalpflege des Landes beantragt werden". Wie bereits vor dem Zweiten
Weltkrieg wurde als neuer Standort die Kreuzung der Landstraße Schweppenhausen-Genheim und des "Hellerwegs" vorgesehen.
Im Oktober 1955 besuchte der Landeskonservator das Kreuz, das er aufgrund "verschiedener, noch erkennbarer Merkmale" nicht in das Mittelalter, sondern in die
Barockzeit datierte. Er schlug daher vor, auf die Anfertigung der überlieferten Inschrift zu verzichten, "da diese nicht als absolut verbürgt anzusehen ist, und vom
Beschauer der neue Standort des Kreuzes mit der Grabstätte verwechselt werden kann, welche ... aber woanders gelegen hat". Das Mal sollte nach seinem Vorschlag in
einen einfachen Sockel aus Kalksteinen eingelassen und so aufgestellt werden, daß es von der Straße einzusehen sei. Auf seiner Sitzung am 29.November 1955
beauftragte der Gemeinderat von Waldlaubersheim den Bauunternehmer Paulus, "zunächst einen Kostenvoranschlag über die notwendigen Arbeiten vorzulegen, der
auch für den Antrag auf Gewährung einer Landesbeihilfe aus Mitteln der Denkmalpflege verwandt werden soll". Doch erhielt die Amtsverwaltung Langenlonsheim trotz
mehrmaliger Aufforderung keinen Kostenvoranschlag zugeschickt. Vielmehr hatte die Gemeinde Waldlaubersheim aus nicht näher bekannten Gründen das Interesse an
dem Kreuz verloren, und der Rat beschloß auf seiner Sitzung am 14.März 1957, daß "der Gedenkstein an seinem derzeitigen Platz verbleiben soll". Im folgenden
Jahrzehnt scheint sich niemand mehr um das Kreuz gekümmert zu haben, das noch 1954 von der evangelischen Schule Genheim gepflegt und unterhalten worden war,
und für das sich Herr Forster so eingesetzt hatte. Vielmehr lag es im Jahre 1968 wieder einmal "in einer Böschung und wurde beinahe von einer Raupe überfahren". Auf
Veranlassung des Waldlaubersheimer Bürgermeisters Reimann wandte sich das Amtsbürgermeisteramt Langenlonsheim an das Geib-Museum in Bad Kreuznach mit der
Frage, ob Interesse bestehe, das Mal, welches herrenlos herumliege, zu übernehmen, damit es "endlich einen würdigen Platz erhält". Nachdem Direktor Guthmann sich
bereit erklärt hatte, das Kreuz in die mittelalterliche Abteilung des Museums zu übernehmen, beschloß der Gemeinderat Waldlaubersheim am 3.10.1968, es nach Bad
Kreuznach zu geben und für den Transport zu sorgen.
Am 8.Februar berichtete Bürgermeister Reimann nach Langenlonsheim: "Wie der Gemeinderat beschlossen, wurde das Denkmal von dem Landwirt Werner Merg
nach Bad Kreuznach transportiert und bei Direktor Guthmann im Heimatmuseum abgeliefert."
Dieser konnte das Kreuz zwar in seine Obhut nehmen, ihm jedoch wegen des fehlenden Platzes keinen geeigneten Standort zuweisen. So steht es zur Zeit inmitten
von Architekturteilen aus den verschiedensten Jahrhunderten an der Westmauer des Museumshofes.
(Die Steinkreuze in Rheinhessen, 1980, S.142-147)