Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Bad Dürkheim

Battenberg


Rückseite

PLZ: 67271

GPS: N 49° 30,987', O 8° 07,114'

Standort: Im Battenberger Vorderwald, etwa 2km westlich des Ortes in der Waldabteilung "Jägerkreuz".

Größe / Material: 86:72:17 / Sandstein

Geschichte: Niedriges Steinkreuz auf halbkreisförmig gerundeter Steinplatte. Die Balkenenden schließen halbkreisförmig ab. Die Kanten sind teilweise beschädigt. Die Oberfläche ist scharriert. Die Inschrift lautet:
ANN[O]
1702 [IS]
T HIE[R ER]
SCHO[SSE]
N WORD[EN DER]
EHRSAME ADOLF FEN[O]
LET IEGER ZU BATENBERG
DESEN SEL IN FRIEDE
RVHE AMEN
+


Martin Nickol schrieb in der "Rheinpfalz" 1996: "Als Sühnezeichen wurde westlich von Battenberg, im Battenberger Vorderwald, ein Steinkreuz aufgestellt, das im Volksmund alsbald den Namen 'Jägerkreuz' oder auch 'Jägerskreuz' erhielt. Es steht dort als Sühnezeichen für den 1702 erschossenen Battenberger Jäger Adolf Fenolet. Otmar Schwalb ergänzte die Inschrift auf dem kleinen Kreuz: ANNO 1702 IST HIER ERSCHOSSEN WORDEN DER EHRSAME ADOLF FENOLET JEGER ZU BATTENBERG DESEN SEL IN FRIEDE RUHE AMEN. Eine der Versionen über den Tod des Jägers, so Martin Nickol, ist in der protestantischen Pfarrbeschreibung zu lesen. Sie berichtet über den Vorfall, daß der herrschaftliche Jäger Fenolet von seinem Knecht Lorenz Freymut aus Bobenheim versehentlich als Wildschwein angesehen wurde und im August 1701 erschossen wurde. Lehrer Sprißler berichtet 1935 von einer etwas anderen Version: Ein gräflich-leiningischer Revierförster wollte den Mut eines Waldhüters prüfen. Um ihn einzuschüchtern, erzählte er dem jungen Burschen von einem Wildschwein, das sich auf der Battenberger Gemarkung herumtreibe. Er führte ihn zu der Stelle, an der später das Kreuz errichtet wurde, gab ihm sein Gewehr und sagte, er werde das Wildschwein jetzt aus dem Wald heraus auf ihn zutreiben. Der Waldhüter solle ja recht wachsam sein. So schlich der Förster von dannen, brach dann listig und wild grunzend aus dem Dickicht hervor - und der junge Waldhüter erschoß das vermeintliche Wildschwein mit neun Kugeln. (Schmitt 1999)

Sage: 1. Eines Abends schickte ein Jäger seinen Jagdgehilfen auf den Anstand. Da er auf ihn neidisch war, schlich er später nach und schoß ihn nieder. Im Dorf verbreitete er die Kunde, daß er auf ein Wildschwein geschossen hätte, aber den dazwischen getretenen Gehilfen getroffen hätte. Die Wahrheit aber sei herausgekommen und der Jäger eingekerkert worden.
2. Der Volksmund berichtet darüber auch anders: Der gräfliche Revierförster Fenolet habe einen jungen Waldhüter auf seinen Mut prüfen wollen, deshalb habe er ihm von einem bösen Wildschwein erzählt. Dann stellte er ihn im Wald mit dem Gewehr auf, er selbst wollte das Wildschwein aufstöbern und ihm zutreiben. Der Förster soll die Stimme des Tieres nachgeahmt haben und auf allen Vieren dahergekrochen sein. Der Waldhüter habe ihn in seiner Angst nicht erkannt und Fenolet als das vermeintliche Wild erschossen.
3. Das protestantische Kirchenbuch berichtet über den Vorfall: Der herrschaftliche Förster Fenolet sei von seinem Knecht Lorenz Freymut von Bobenheim für ein Wildschwein "versehen" und erschossen worden.
Diese verschiedenen Darstellungen sind ein Beispiel, wie Tatsachen in Sagen umgedichtet werden. (Weinmann 1973)
4. Der Volksmund, der oft alles besser weiß, kennt eine andere Version des Geschehens: Der Forstgehilfe Freymut hatte eine bildsaubere Frau, und Fenolet stellte ihr auf Schritt und Tritt nach. Als Freymut den Braten roch, kam es zum heftigen Streit zwischen den Konkurrenten. Bei der nächsten Jagd, zu der Freymuth verpflichtet war, ahnte der Jäger nichts Gutes und begab sich deshalb viel früher zum vereinbarten Treffpunkt. Als Fenolet sich anschlich, habe Freymuth ihn kurzerhand erschossen. Zur Strafe musste er dieses Sühnekreuz errichten lassen, heißt es. (Gödel 2003)

Quellen und Literatur:
Weinmann, Fred - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, Nr.5
Gödel, Otto - Fürbitte um gefahrlosen Weg, 2003
Schmitt, Klaus - Kreuze in der Pfarrei Neuleiningen, in: Heimatjahrbuch 2000 Landkreis Bad Dürkheim, 1999, S.274-279
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine