PLZ:
67691GPS:
N 49° 26.492', O 7° 52.551'Standort:
An der B 39 Richtung Kaiserslautern, am westlichen Ortsausgang gegenüber der Straßenmeisterei.Größe / Material:
270:110:40 / SandsteinGeschichte:
Gotisches Hochkreuz. Der Säulenfuß ist rechteckig und geht in eine sechseckige Säule über, an der sich das verwitterte Relief eines Ritters und zwei Wappen befinden. Das untere Wappen stellt einen schreitenden Löwen dar. Darüber der Rest einer Kreuzigungsdarstellung, deren Oberteil fehlt - 95cm hoch und bis 34cm tief.Sage:
1. Der im 30-jährigen Krieg gefallene General Torstenson wurde hier begraben.Quellen und Literatur:
Zu den Sühnekreuzen unserer Heimat darf man mit großer Wahrscheinlichkeit auch das Torstensonkreuz
rechnen, das einst an der alten Geleitstraße nahe der Burg Beilstein aufgerichtet war. Es hat inzwischen mehrfach seinen Standort
gewechselt und steht heute am Waldrand auf dem Gelände der Straßenmeisterei, dort, wo die Bundesstraße von Hochspeyer in
Richtung Kaiserslautern zum Sattel am Hang des Heiligenberges emporsteigt.
Wir haben es nicht mit einem der bisher betrachteten niedrigen Steinkreuze zu tun. Es ist ein Schaftkreuz aus rotem Sandstein,
das fast drei Meter hoch ist. An der Stirnseite des Schaftes sitzt die stark beschädigte und verwitterte Gestalt eines Ritters mit Schwert
und Lanze, die auf einem reliefierten Wappenschild steht, das einen schreitenden Löwen mit erhobener Vordertatze zeigt. Über dem
abgeschlagenen Haupt des Ritters ist ein zweites Wappen, und zwar das der Reichsstadt Speyer, in den Schaft gemeißelt, der als
Aufsatz ein stark zerstörtes Kruzifix zwischen zwei gotisch genasten Bögen trägt. Ein oberer Abschluß fehlt.
Über dieses Kreuz ist schon viel gerätselt und geschrieben worden. Jedenfalls hat sein Name überhaupt nichts mit seiner
Entstehung zu tun. Niemals ist hier im Dreißigjährigen Krieg der General Torstenson gefallen. Niemals wurde er oder ein anderer
schwedischer Offizier gleichen Namens hier begraben. General Lennart Torstenson starb 1651 in Stockholm und ist dort in der
Ridderholmkirche beigesetzt worden. In älteren Urkunden und Akten kommt die Bezeichnung Torstensonkreuz überhaupt nicht vor.
Blaul schreibt in seinem Buch "Träume und Schäume vom Rhein" im Jahre 1838: "Ob es (das Kreuz) eine besondere Bedeutung
habe und welche, konnte ich nicht erfahren. Vielleicht ist es das Grabmal des schwedischen Generals Torstenson, der in dieser
Gegend gefallen. Ich will es aber nicht behaupten."
So wird sich wohl der Name nach der Ansicht des Schriftstellers erst im 19. Jahrhundert eingebürgert haben. Das in seinen
Formen in unserer Landschaft einmalige Kreuz ist in spätgotischer Zeit, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden.
L. Eckrich nimmt an, daß es ein Sühnemal ist, das die Stadt Speyer zur Wiedergutmachung eines Totschlags für einen bei der Burg
Beilstein gefallenen Ritter von Lewenstein aufgestellt hat. Das Bild des Ritters auf dem Kreuz läßt auf eine dramatische Begebenheit
schließen. Die Ursache für den Streit zwischen der Freien Reichsstadt Speyer und dem Ritter kennen wir nicht. Wir wissen auch
nicht, ob der Lewensteiner in einer Fehde erschlagen oder als Raubritter sein Leben verlor.
Nur wenige von den Tausenden, die täglich diese Strecke befahren, erspähen am Hang das hohe Mal, das an einem besser
zugänglichen Ort aufgerichtet und vor weiterer Verwitterung geschützt werden sollte.
(Text und Foto: Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S. 27-29
= Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122.Jg., Nr.11, S.337, 12.3.1972)
Das im Volksmunde unter dem Namen Torstensonkreuz bekannte Denkmal am Heiligenberge bei Hochspeyer
steht in der Mitte einer von Seiten des Pfälzischen Verschönerungsvereins hergestellten Anlage in der Nähe der Güterverladestelle
Alt-Hochspeyer, südlich der Staatsstraße von Kaiserslautern nach Hochspeyer. Bis zum Jahre 1886 stand es etwas näher an der
Bahnlinie Kaiserslautern-Hochspeyer-Neustadt, so daß es von den daselbst verkehrenden Zügen aus recht gut gesehen werden
konnte. Es lag an der Grenze des Kaiserlichen Gebietes gegen Speyer und Churpfalz und an der Kaiserlichen und Pfälzischen
Geleitstraße.
...
Hier am Heiligenberge wurde vom XIV. bis Ende des vorigen Jahrhunderts oft gekämpft. Während des 30jährigen Krieges (1632
und 1635) hatten die Schweden hier Gefechte und eine chronikale Notiz vom vom 9. Juni 1663 besagt, daß "bei dem letzten
grundverderblichen Kriegswesen das dorff Hochspeyer gleich mehreren benachbarten Orten durch gänzliche einäscherung desselben
dergestalt gänzlich ruinirt und verderbt worden, daß selbiges viel jahr lang allerdings ödt und unbewohnt gelegen."
Einem dieser Kämpfe mag das Denkmal seine Beschädigung verdanken, wahrscheinlich auch seinen jetzigen Namen. Der
letztere, der mit der Entstehung sicher nichts zu thun hat, entspricht der Bezeichnung "Schwedenkreuz", welche oft alten Sühnekreuzen
beigelegt wurde an Stellen, wo nach dem Volksglauben im 30jährigen Kriege Gefallene ein gemeinsames Grab gefunden hatten.
(Vergl. Otte, Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie).
Das ... 2,85 Meter hohe Denkmal besteht aus drei Theilen von rothem Sandstein, der wahrscheinlich in der Nähe gebrochen
wurde. Die untere Platte ist 0,25 Meter, der darauf folgende Säulenschaft mit Fuß ist 1,75 Meter und der noch vorhandene Theil des
Aufsatzes ist 0,85 Meter hoch.
An den Säulenschaft ist die Figur eines barhäuptigen, geharnischten Mannes angearbeitet, der in der rechten Hand eine Lanze
trägt und mit der Linken sich auf einen Schild stützt. Am Schuppenpanzer befinden sich zwei kleine Brustschilde. Die Kugelbrust des
Harnischs soll auf die Zeit um 1430 deuten.
Die Figur steht über einem Schild in Tartschenform, auf dem ein rechts schreitender Löwe dargestellt ist. Ueber dem Haupt
befindet sich ein zweiter, ebenso geformter, 0,28 Meter hoher liegender Schild mit der Darstellung eines mit drei Thürmen
ausgestatteten, zweistöckigen Gebäudes, dessen unteres Stockwerk drei Thore zeigt (siehe Fig. 91). Es scheint den Dom zu Speyer
wiederzugeben und das Wappen der Stadt Speyer zu sein.
Der Aufsatz besteht jetzt aus zwei auseinandergehenden, mit Nasen besetzten Bogenhälften, zwischen denen ein Crucifix angebracht
ist. Ursprünglich dürften sich die Bogenhälften nach oben in umgekehrter Lage wiederholt haben und der Aufsatz mit einer Spitze
abgeschlossen gewesen sein.
Ueber die Bedeutung dieses in seiner Form interessanten Denkmals sind verschiedene Vermuthungen aufgestellt worden. Die,
daß es dem schwedischen General Torstenson gelte, ist ganz unhaltbar; höchstens könnte man annehmen, daß der Name die
Verstümmelung eines älteren ist. Auch die Annahme, daß man es hier mit einer Rolandsäule zu thun habe, kann nicht bewiesen
werden. Gegen sie spricht, daß der Gebrauch der Rolandsäulen, als Zeichen der hohen Gerichtsbarkeit, auf Norddeutschland
beschränkt gewesen zu sein scheint und auch keine Belege dafür da sind, daß hier eine solche Gerichtsstätte war. Das unter dem
Ritter befindliche Wappen mit dem schreitenden Löwen wird von manchen, denen unsere Abbildungen vorlagen, als das
churpfälzische angesehen und darnach angenommen, daß Churpfalz hier die Justizhoheit ausgeübt hätte. Die Formen des Denkmals
deuten auf die Entstehung im XV. Jahrhundert hin und nach dem ooben Gesagten lag zu dieser Zeit die Gerichtsbarkeit in anderen
Händen. Es ist demnach auch höchst wahrscheinlich, daß der Löwe in diesem Wappen der Nassauische Löwe ist, da Philipp I. i.J.
1414 Hoheitsrechte in Hochspeyer erwarb.
Auch für die frühere Annahme, das Denkmal sei eine Grenzsäule gewesen, sind keine Belege vorhanden. Dagegen spricht
sogar (nach Mittheilung des Kgl. Kreisarchivs Speyer), daß in den Grenzumgangsakten des Bannes der Gemeinde Hochspeyer aus
dem XVII. Jahrhundert unter den beschriebenen Grenzsteinen das fragliche Kreuz sich nicht findet, sondern dieselben den Abtstab,
eine Wolfsangel, einen Buchstaben oder Winkelhaken als Zeichen geführt haben, von einer menschlichen Figur aber nirgends die
Rede ist. Wer heute die Grenzsteine im dortigen Wald aufsucht, findet darauf außerdem die Wappen der obengenannten Besitzer
und und Angrenzer.
Viel wahrscheinlicher und am nächstliegenden ist die Erklärung unseres Denkmals als ein Sühnkreuz, wie deren im Mittelalter
oft an Stellen errichtet wurden, wo ein Mord verübt worden, oder Jemand plötzlich verstorben war. Man kann vielleicht annehmen, die
Stadt Speyer (nach dem oberen Wappen) habe hier einem in ihren Diensten stehenden Ritter, etwa Amtmann, der daselbst in einem
der erwähnten Kämpfe gefallen war oder da ermordet wurde, dieses Kreuz zum Gedächtniß gestiftet. Das andere Wappen würde dann
dasjenige des darüber dargestellten Ritters sein, denn der schreitende Löwe braucht nicht als der kurpfälzische angesehen werden.
Denselben führten viele Geschlechter.
(Die Baudenkmale der Pfalz, gesammelt und herausgegeben von der Pfälzischen Kreisgesellschaft des bayrischen Architekten- und Ingenieurs-Vereins, 5. Band, Ludwigshafen 1895 und 1897, S. 66-69)