PLZ:
76774GPS:
N 49° 07,646', O 8° 20,625'Standort:
Auf dem Friedhof, vor der Leichenhalle.Größe / Material:
Kreuz 350:130:? auf Sockel 150 hoch / SandsteinGeschichte:
Bis 1949 stand das Kreuz auf dem alten Friedhof an der Straße nach Neupotz - heute mit Wohnhäusern bebaut. Als Hersteller wird Meister Heiß aus Altenstadt genannt - nach anderer Quelle Clausonnet aus Landau.ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS LEBEN WER AN MICH GLAUBT DER WIRD LEBEN WEN ER AUCH SCHON GESTOR BEN IST. IOH. XI 25 WIE ALLE DURCH ADAM STERBEN SO WERDEN ALLE DURCH CHRI- STUM WIEDER LEBENDIG WERDEN. I. COR. XV 22 |
AUS LIEB UND ANDACHT UNSERS HERRN IESU CHRISTI HABEN DIESES KREVTZ AVFRICHTEN LASSEN. P•LESCH I•WESCHLER •I•P•KUHN I•SCHART• HP•MULER • PH•I LESCH • I•ZIMMER • P SCHAF M•HEIT• I•HEIT• A•LESCH G•A•SCHAF• PH•A•GEIGER 18O11 |
Sage:
In der Nähe des Fischmals befand sich früher ein Steinkreuz, auf dem ein Fisch abgebildet war.Quellen und Literatur:
Mitten im Friedhof in Leimersheim erhebt sich ein hohes Kruzifix, das seine Entstehung einem
schicksalsschweren Ereignis verdankt. Unter dem Kreuz steht auf dem Tischsockel die trauernde Mutter des Herrn. Neben den
Schrifttexten auf der Vorderseite füllen zwölf Stifternamen die Seitenflächen des Sockels. Sie sind heute kaum mehr zu entziffern.
Die Weihe dieses Kreuzes war für den damaligen Ortspfarrer im Jahre 1811 kein erhebendes Ereignis. Das Kreuz war mit einer
Tragik belastet, die den Bewohnern des Rheindorfes erst später bekannt wurde; denn der Pfarrer hatte den Stiftern strengstes
Stillschweigen gelobt.
Unsere Heimat war vom Jahre 1798 bis 1814 mit dem linken Rheinufer Frankreich einverleibt worden. Der Rhein, der nun
Deutschlands Grenze bildete, war zur Zollgrenze geworden. Das verleitete so manchen Leimersheimer zum Schmuggel. Die Fischer
kannten ja den Rhein und seine vielverzweigten Nebenarme. Die Franzosen, die von diesem Schmugglerunwesen erfuhren,
verstärkten im Jahre 1810 die Zollgardisten durch Soldaten.
Eines Nachts wurden die Schmuggler, die bewaffnet waren, mit einer größeren Ladung Leinsamen von den französischen
Zöllnern gestellt. Es kam zu einem Schußwechsel von Boot zu Boot, bei dem ein französischer Zöllner, von der Kugel eines
Leimersheimers getroffen, sein Leben lassen mußte, wie die Ortsgeschichte berichtet.
Die Schmuggler, die entkamen, waren die zwölf, deren Namen auf dem Kreuzsockel eingemeißelt stehen. Sie stifteten das
Mal als Sühne für den getöteten Gardisten, zugleich aber auch als Dank für ihre eigene Rettung. Sie gelobten zugleich dem
Schmugglerunwesen zu entsagen.
Die Geliebte eines dieser Männer erfuhr durch ihren Freund von dieser Geschichte. Doch als der sie dann betrog, verriet sie
den Franzosen ihr Geheimnis. Die Männer - ihre Namen standen ja auf dem Kreuz - wurden verhaftet und nach Straßburg gebracht,
wo einer infolge der erlittenen Qualen im Gefängnis starb. Ein anderer nahm, um seine Freunde zu entlasten, die Schuld auf sich.
Er wurde im Jahre 1812 durch das Fallbeil hingerichtet, die übrigen zu mehrjährigen Kettenstrafen verurteilt. Sie wurden aber in den
Befreiungskriegen beim Einmarsch der österreichischen Truppen in Straßburg 1814 auf freien Fuß gesetzt.
Das sogenannte Schmugglerkreuz, das bis zum Jahre 1949 auf dem alten Friedhof stand, ist demnach das Kreuz einer
religiösen Sühne, zugleich aber auch ein Zeichen der Erinnerung an die tragische Geschichte unserer Heimat.
(Fred Weinmann, in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.48-50
= Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122. Jg., Nr. 24 - S.737, 11.6.72)