PLZ:
67678GPS:
N 49° 29,507', O 7° 50,974'Standort:
Abtstein unweit der Kaiserstraße, in der Abtstraße oberhalb der Tannenstraße in einer Grünanlage.Größe / Material:
181:48:27 / SandsteinGeschichte:
Aus der Vorderseite der rechteckigen Steinsäule ist ein 125cm hohes, 32cm breites und 14 cm tiefes Relief einer Person herausgearbeitet.Sage:
siehe untenQuellen und Literatur:
Der Gedanke an einen gewaltsamen Tod und seine Sühne zieht sich auch durch die Sage vom Abtstein.
Unweit der Kaiserstraße erhebt sich nördlich von Kaiserslautern bei Mehlingen im Abtstal eine schmale aufrechtstehende Steinplatte
von etwa zwei Meter Höhe. Sie steht unter hellen Birken und ist aus Otterberger Sandstein gemeißelt, von Narben bedeckt und vom
Wetter der Jahrhunderte gezeichnet.
Auf der nach Süden gerichteten Vorderseite ist das Relief eines Mannes im geistlichen Gewand, mit gefalteten Händen und
Krummstab, dem Zeichen der Abtswürde, zu erkennen. Bubenhände haben dieser etwa eineinhalb Meter hohen Gestalt einst den Kopf
abgeschlagen. Im Volksmund wird dieses Flurdenkmal als "Abtstein" bezeichnet.
In einer Grenzbeschreibung aus dem Jahre 1609 wird dieser Stein von einem Forstmeister Carll erwähnt: "... weiß aber niemand,
was er ausweist". Man wußte also vor Jahrhunderten schon nichts mehr über seinen Ursprung. Vermutlich ist er ein Sühnemal. Ob
uns die Sage der Ursache seines Entstehens näherbringt? Sie erzählt: Als in alter Zeit das Kloster Otterberg Besitzungen in dieser
Gegend hatte, war ein Sproß aus einem hier in der Nähe ansässigen Geschlecht Abt des Klosters, sein Bruder aber Nutznießer des
väterlichen Erbes. Als die beiden sich einmal auf dem ehemaligen elterlichen Besitztum trafen, gerieten sie in einen heftigen Streit,
weil der Abt sein Erbteil forderte. Er mußte, von seinem Bruder bedrängt, fliehen und wurde von dessen Dienstmannen verfolgt. Sie
holten ihn ein und erschlugen ihn. Als der Bruder von der Freveltat seiner Leute erfuhr, ließ er den Ermordeten in allen Ehren an der
Stätte der Untat begraben und zum ewigen Gedenken diesen Stein mit dem Bild aufrichten. Er schenkte, da ihn sein Gewissen quälte,
seinen ganzen Besitz dem Kloster Otterberg, das damit den Grundstein zu seinem späteren Reichtum legte.
Die Otterberger Zisterzienser hatten sich allenthalben große Verdienste um die Rodung und Besiedelung des Landes erworben
und verfügten in der näheren und weiteren Umgebung ihres Klosters über größere Besitzungen.
Es wäre durchaus denkbar, daß der Kern der Sage auf historischen Begebenheiten beruht. Niemals aber wurde dieser Abt von
Otterberg unter diesem Stein beigesetzt, sondern im nahen Kloster bestattet, deren spätromanische Stiftskirche nach dem Dom zu
Speyer der größte mittelalterliche Sakralbau unseres Bistums ist.
(Text mit Foto: Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.24-26
= Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122.Jg., Nr.9, S.257, 27.2.1972)