Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Kaiserslautern

Queidersbach (I - VII)
Zur Einzelansicht die Bußsteine anklicken.

Queidersbach I / II Queidersbach III - V Queidersbach VI / VII

PLZ: 66851

GPS: N 49° 22,383', O 7° 37,880'

Standort: 7 Bußsteine, im Kirchgarten unterhalb des Pfarrhauses.

Geschichte: Queidersbach (Krs. Kaiserslautern) Der Ort lag einst im Königsland des Wormsgaues. 976 wird er zum erstenmal urkundlich genannt. Später waren die Pfalzgrafen bei Rhein die Landesherrn. Von Kurpfalz erhielten die Sickingen das Lehen, das sie bis zur Franz. Revolution innehatten.
In den sieben "Bußsteinen", die man im Kirchgarten zusammengerückt hat, ist uns eine einmalige Kreuzweganlage aus dem 18.Jahrhundert überliefert. Wir begegnen hier zwei verschiedenen Bildstockformen. Die eine zeigt auf dem geschweiften Tischsockel mit profilierter Grund- und Deckplatte einen gedrungenen Pfeiler, auf dem das Gehäuse sitzt. Die andere Form besteht aus einem hohen rechteckigen Pfeiler, in dessen giebelförmig geschlossenen Aufsatz Einlaßlöcher auf einst hier befestigte, bemalte Tafeln schließen lassen. Diese "Bußsteine", wie sie der Volksmund nennt, waren einst am Kirchweg nach Bann in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts aufgestellt worden. (Weinmann 1973)

Sog. Bußsteine. Sieben Stück [...] Die im Giebelbogen schließenden Aufsätze mit der Inschrift zum Teil stark beschädigt.
1. Vor oder um 1730.
2. (III) Inschrift: Hans Jakob Brentel von Queidersbach excuti fecit E·V·B·1747.
3. (I) Inschrift: H·G·1736.
4. (IV) Inschrift: N·B·H·S. A·K·1747.
5. (V) Inschrift: Cunrath Bufer MB·Excuti fecit 1747.
6. Inschrift: Anno 1768 · 23. April.
7. (VII) Von 1747; 1850/60 renoviert. Inschrift: Hans Jacob Simon A·M·B excuti fecit. (Eckardt 1942)
Die Steine waren demnach früher anders gruppiert. Die Inschriften sind kaum noch lesbar.

Sage:

Quellen und Literatur:
Weinmann, Fred - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S.55, Ziff. 125
Weinmann, Fred - Die Bußsteine in Queidersbach - Stationen eines ehemaligen Kreuzweges, in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.115-117 = Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 126.Jg., Nr.14 - S.424, 8.4.1973
Eckardt, Anton - Kunstdenkmäler der Pfalz, Bd.IX - Kaiserslautern, München 1942, S.421
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Queidersbach (I / II)
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Größe / Material:
(I): 160:44:20 / Sandstein
(II): 70:29:17 / Sandstein

Geschichte:
(I): Inschrift: 17 39 / I I G
(II): Rechteckige Säule, vorn am Sockel ein Ornament.



Queidersbach (III - V)
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Größe / Material:
(III):
(IV):
(V): 81:44:18 / Sandstein

Geschichte:
(III): Schaftrest auf geschweiftem Sockel. Inschrift:
HANS
IACOB BREITEL
VON QVEITERSPACH
EX CVTI FCIT
E V B
1747
(IV): Zerstörte Bildnische auf geschweiftem Sockel. Inschrift: N B H S / 1747
(V): Bildstock mit Blumenornament auf geschweiftem Sockel, Inschrift unleserlich [...] 17[?]7



Queidersbach (VI / VII)
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Größe / Material:
(VI):
(VII):

Geschichte:
(VI): Schaftrest auf geschweiftem Sockel.
(VII): Bildstockrest auf geschweiftem Sockel. Inschrift teilweise unleserlich:
IACOB [ ...] [...] SIMON
AMS EX
[...] CVTI
1747




Die Bußsteine in Queidersbach
Stationen eines ehemaligen Kreuzweges
von Fred Weinmann

Wenn wir in Queidersbach die breite Treppe zur Pfarrkirche hinaufsteigen, blickt uns eine eigenartige Ansammlung von sieben verwitterten, teilweise beschädigten religiösen Flurdenkmalen entgegen, die nach ihrer Entstehung und Bestimmung kulturgeschichtlich recht interessant sind. In diesen "Bußsteinen", auch die "sieben Fälle" genannt, ist uns eine einmalige Anlage erhalten geblieben.
Wir stehen nämlich vor den Stationen eines ehemaligen Kreuzweges, der vom Jahre 1730 an am Weg nach Bann aufgestellt worden war. Die hart angeschlagenen Male hat man 1927 in den Anlagen der neuerbauten Kirche zusammengerückt, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben und vom religiösen Sinn unserer Vorfahren Zeugnis geben.
Teils auf Sockelquadern, teils auf geschweiften Tischsockeln, ruhen vierseitige Pfeiler mit Aufsätzen, in welchen volkstümliche Symbole, Stifternamen und Jahreszahlen eingehauen sind. Einige Aufsätze zeigen Dübellöcher, in denen einst bemalte Tafeln befestigt waren. Diese bildstockähnlichen Steine tragen die Stilmerkmale des Barock. Manche wirken gedrungen, ja unproportioniert.
Die Siebenzahl der Stationen charakterisiert folgende Leidensszenen: den Gang zum Ölberg (Gefangennahme), den Gang zu Annas (Backenstreich), den Gang zu Kaiphas (Anspeiung), den Gang zu Herodes (Verspottung), die Rückkehr zu Pilatus (Geißelung und Dornenkrönung) und den Gang zum Kalvarienberg (Kreuzigung).
Das Mittelalter war eine Zeit der Fernwallfahrten nach Rom, Santiago und Jerusalem. Letztere war durch die Strapazen und die Weite des Weges die härteste Bußfahrt. Sie war durch Christi Leben, Leiden und Sterben geheiligt. Hier schritten die Pilger die Leidensstationen ab, die der Gottessohn, sein Kreuz schleppend, zum Kalvarienberg ging.
Da die gefährliche und beschwerliche Reise nach Jerusalem damals fast unmöglich geworden war, führten die Franziskaner, die im 14.Jahrhundert zu Hütern des Heiligen Grabes bestellt worden waren, im Abendland eine Andacht zur Erinnerung an den Leidensweg Christi ein. Dieser frühe Kreuzweg kannte nur sieben Stationen. Erst das 18. Jahrhundert verdrängte ihn durch die Weltandacht der vierzehn Stationen.
Die Flurdenkmäler in Queidersbach sind das bescheidene Werk einheimischer Steinmetzen. Was den ehemaligen Standort angeht, so ist die Aufstellung am Weg nach Bann verständlich, war er doch einst der Kirchweg der Queidersbacher. In jener Zeit waren die Franziskaner aus Kaiserslautern als eifrige Seelsorger auch in den Sickingischen Landen tätig. Sie pastorierten zeitweise auch Bann, Filiale von Kirchenarnbach. Da die Franziskaner als besondere Förderer der Kreuzwegandacht galten, dürfen wir in ihnen wohl die Initiatoren der Queidersbacher Anlage vermuten.
Heute sind die Steine dem Brauchtum entfremdet. Sie haben bei der Kirche ihren Alterssitz gefunden. Uns aber bleiben sie Zeugen einer naturverbundenen Frömmigkeit, die schon immer im Geschehen auf Golgatha Trost und Hilfe fand.
(aus: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.115-117 = Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 126.Jg., Nr.14 - S.424, 8.4.1973)


Sühnekreuze & Mordsteine