Deutschland Sachsen Lkr. Stollberg

Adorf i.E. / OT von Neukirchen


Blick zum Standort

PLZ: 09221

GPS: N 50° 45,652', O 12° 52,525'

Standort: In Adorf, Hauptstraße am Marktzentrum ("Kreuzwiese" zwischen Bushaltestelle und Supermarkt). Von Neukirchen kommend ca. einen Kilometer nach Ortseingang an rechter Straßenseite. Gut sichtbar.

Größe / Material: Höhe mit Sockel: 150cm / Betonguss in Granitgestaltung

Geschichte: Kreuz wurde nach vorliegenden Zeichnungen im Jahre 2007 neu durch den Kultur- und Heimatverein Adorf e.V. errichtet. Kostenpunkt mehrere 1000 Euro. Bei der Einweihung wurde die Müllersage, welche der Anlass für die erste Errichtung des Kreuzes war, durch Laienschausspieler nachgestellt. Größe Kreuz: 45cm, Arme: 8cm.

Das Steinkreuz ist schon lange vor dem Bau des Einkaufszentrums verschwunden (s.u.), wenn überhaupt jemals vorhanden gewesen. Das Kreuz wird in der sächsischen Steinkreuz-Literatur nie erwähnt. Weder als vorhanden, noch als verschwunden.

Sage: In alten Zeiten lebte einmal zu Adorf ein Müller. Seine Mühle stand mitten irn Dorfe. Das Wasser des kleinen Dorfbaches reichte oft nicht aus, die Mühle zu treiben. Darum baute sich der Müller unten an der Würschnitz eine neue . Er ließ einen mehrere Ellen hohen Damm in der Flußaue errichten und staute damit das Wasser an. Dann wollte er alle Bauern zwingen, bei ihm mahlen zu lassen. Die dachten aber gar nicht daran, denn der Müller war geizig und habsüchtig und nahm ihnen für das Mahlen mehr ab, als ihm zustand. An einem Sonntagvormittag trafen sich alle Bauern auf einer Wiese in der Nähe der Mühle, um über die „Zwangsmühle" zu beraten. Der Müller war unter ihnen. Bald entbrannte ein heftiger Streit. Ein Wort gab das andere. Die Wut der Bauern stieg immer mehr. Der Müller sah von allen Seiten nur erbitterte Gesichter. Schließlich kam es zu einem Handgemenge, in dem der Müller getötet wurde. Die erbosten Bauern drangen bis zur Mühle vor, töteten die Frau und das Kind und verwüsteten das Anwesen. Damit aber nicht ein einzelner für die Tat büßen sollte, versetzten alle dem sterbenden Müller einen Schlag. Nach damaligem Recht und Gesetz errichtete man am Tatort ein Sühnekreuz. Die Wiese, auf der es stand, nannte man die Kreuzwiese. So heißt sie bis auf den heutigen Tag, nur das Kreuz ist verschwunden. Doch der Damm ist noch zum Teil erhalten. Er wird im Volksmund Höllendamm genannt. (Aus dem Sagenschatz unserer Heimat, 1956)

Quellen und Literatur:
Aus dem Sagenschatz unserer Heimat, Kulturbund der DDR, 1956
Plan für neues Sühnekreuz, in: Freie Presse, Regionalseite Stollberg, 22.03.2006, S.15
(WERN) - Das Müllerkreuz zu Adorf, in: Freie Presse vom 26.März 2009, S.A2
ruessel.in-chemnitz.de
recherchiert und bebildert von Ivo Kästner, Stollberg (Fotos von 2010)



Plan für neues Sühnekreuz
Adorfer Kreuzwiese: Ein geiziger Müller, zornige Bauern und ein Mord

Adorf. Für den Jahnsdorfer Heimatforscher Gerhard Haustein sind die weit übers Land verstreuten Steinkreuze wichtige Zeugen der Vergangenheit. Nachdem er kürzlich das so genannte Arno-Kreuz in Klaffenbach unter die Lupe genommen hatte, sucht er nach weiteren Steinkreuzen in der Region. Etwa 300 soll es in Sachsen gegeben haben.

Diese Skizze des Adorfer Kunstmalers Hugo Türk zeigt, wie das alte Steinkreuz auf der Adorfer Kreuzwiese aussah.


Dabei ist er auf die Kreuzwiese in Adorf gestoßen. Eine Überlieferung berichtet von einem Adorfer Müller, der einst direkt an der Würschnitz eine neue Mühle baute, weil bei seiner alten in der Ortsmitte oft das Wasser wegblieb. Er wollte die Bauern zwingen, nur bei ihm ihr Korn mahlen zu lassen. Der Müller war als geizig und habsüchtig bekannt, die Bauern schäumten vor Wut über die Zwangsmühle. Eines Tages trafen sie sich auf einer Wiese nahe der Mühle. Ein Wort gab das andere, die Wut wuchs. Es kam zu einem Handgemenge bei dem der Müller getötet wurde. Die erbosten Bauern töteten daraufhin auch die Frau und das Kind und verwüsteten das Anwesen. Damit nicht ein Einzelner für die Tat büßen musste, versetzen alle dem sterbenden Müller einen Schlag. Am Tatort errichtete man ein Sühnekreuz. Die Wiese hieß fortan Kreuzwiese. Verfasser dieser Geschichte war 1913 ein Pfarrer Reichel. Zu finden ist sie in der Broschüre, die im vorigen Jahr zum Adorfer Schul- und Heimatfest erschienen ist.
Das Kreuz freilich ist längst verschwunden. Es musste weichen, als auf der Kreuzwiese ein Einkaufszentrum gebaut wurde. Die Adorfer Heimatfreunde wollen noch in diesem Jahr ein neues Steinkreuz nach dem historischen Vorbild aufstellen, das dank einer Skizze des Adorfer Kunstmalers Hugo Türk überliefert ist. (MBE)
(Freie Presse, Regionalseite Stollberg, 22.03.2006, S.15)


Sühnekreuze & Mordsteine