Deutschland Sachsen Vogtlandkreis

Bobenneukirchen


Auszug a.d. Sterberegister des Jahres 1746

vor der Aufstellung

PLZ: 08606

GPS: N 50° 22.073' O 12° 03.344'

Standort: Von Bobenneukirchen aus ca. 1km der Hauptstraße Richtung Burkhardtsgrün / Posseck folgen, dann rechter Hand einen Weg empor (er ist mit einer Schranke für Fahrzeuge abgesperrt und ist Trinkwasserschutzgebiet). Nach ca. 150m biegt dieser Weg nach rechts zu einem kleinen künstlich angelegten Gewässer ab. An dieser Stelle jedoch geradeaus weiter, einem etwas verwachsenem Pfad folgen, der bald in einen kleinen jungen Laubmischwald führt. Der Stein befindet sich links des Pfades an der Stelle, wo der Wald wieder verlassen wird und auf freies Feld führt, bevor er nach weiteren 50m auf den alten Ottengrüner Weg mündet.

Größe / Material: 95:49:? / unbehauener Findling

Geschichte: Der Stein weist auf folgende Begebenheit hin, die im Sterberegister des Jahres 1746 der Kirchgemeinde Bobenneukirchen zu finden ist:

"Montag, den 11. April, als am II Ostertag, ist mit einer Leich-Predigt beerdiget worden, ein mit 15. Wunden erstochener Mensch, deßen Nahme wie er geheißen, und der Ort woher er gewesen zur Zeit noch unbekant, doch will man soviel sagen, er wäre ein Spitzenhändler gewesen, und ist in Hans Erhardt Degenkolbens Amtsrichters zu Ottengrün Höltzlein, von einem Cainsbruder jämerlicher weise ermordet und umgebracht worden, welchen das Amt in Voigtsberg aufgehoben, und zu beerdigen hirher hat bringen lasen. Der Kirche ist [??]s legirt. NB Dienstags den 13. Mai dieses Jahres, ist des ermordteten Menschens Vater Noah Schwäbler aus Kirchberg zu mir gekomen und hat gesagt, [???] daß es sein 5 ter Sohn Johann Adam Schwäbler ein Mensch von 22 Jahren gewesen, der so schändlich um das Leben gekomen. Gott tröste diesen alten Vater kräftig!"

In den Stein sind ein Kreuz und die Jahreszahl 1746 eingeritzt, wobei die Jahreszahl mehrfach - offensichtlich in jüngerer Zeit - eingebracht wurde. Weitere schwache Einritzungen waren für mich nicht mehr deutbar. Steche (Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen, 1888) schreibt über den Stein:

"Im Walde Grünstein, südlich der oberen Mühle bei Bobenneukirchen, nicht formirter Denkstein, bezeichnet mit Kreuz, der älteren verstümmelten, wohl als 153(?) zu lesenden und der jüngeren Jahreszahl 1746."

Der Stein stand in dem oben angeführten Wäldchen, einem Flurstück Namens 'Hascheloh', benannt nach einem einzelnen - mittlerweile abgerissenen - Bauernhofes unweit des alten Weges Bobenneukirchen - Ottengrün. Doch ist er innerhalb diesen Flurstückes schon mindestens 2 mal umgesetzt worden. Durch Talsperrenbau, Feldbegradigung und Waldrodung kam es immer wieder zu landschaftlichen Veränderungen. In den 1990er Jahren ist der Hascheloh-Wald komplett abgeholzt worden und durch ein angepflanztes Naturschutzgebiet ersetzt worden. Hier ist der Stein nun auch wieder nach einer Restauration im Jahre 2005 neu aufgestellt worden. Dieser neue Standort zwischen zwei Eichen ist dem ursprünglichen sehr nahe, näher als die vormaligen und vor weiteren "landschaftlichen Unruhen" ( hoffentlich) sicher.
In Bobenneukirchen ist geplant, einen Rundwanderweg anzulegen und auszuschildern. Er wird auch den Mordstein mit einbinden.
Zu danken ist der Familie M. Valentin aus Bobenneukirchen für ihr Engagement bei der Erhaltung, Restaurierung und Neuaufstellung diesen Denkmales.

Sage: Auf Grund des Mordfalles soll der Ort Bobenneukirchen das Recht verloren haben, Markt abhalten zu dürfen. In der Sächsischen Kirchen-Galerie wird darauf ebenfalls Bezug genommen:

"... Der Ort hat somit in mehr als einer Beziehung das Ansehen eines kleinen Marktfleckens, der er auch der Sage nach früher gewesen sein soll. Dafür spricht zum Theil, daß früher die gewöhnliche Landstraße von Oelsnitz nach Hof durch hiesigen Ort gegangen ist und daß der Letztere sonst 3 Jahrmärkte hatte, wie sie in manchen Calendern noch verzeichnet stehen, den 1sten am Dienstage vor Ostern, den 2ten vor Johanni und den 3ten vor Martini. Ob wahr, was die Sage versichert, daß der hiesige Ort seine Jahrmarksgerechtigkeit darum verloren habe, weil an einem dieser Jahrmärkte beim Feilhalten unter 2 Schuhmachern Streit entstanden sei und der Eine den Andern erschlagen habe, muß aus Mangel an geschichtlichen Vorlagen, dahingestellt bleiben." (Sachsens Kirchen-Galerie o.J. / Das Voigtland 1843)

Quellen und Literatur:
Sachsens Kirchen-Galerie. Elfter Band. Das Voigtland umfassend die Ephorien: Plauen, Reichenbach, Auerbach, Marktneukirchen, Oelsnitz und Werdau. Dresden: Hermann Schmidt, o.J.
Das Voigtland als zwölfte Abtheilung der Kirchengalerie Sachsens, Die Parochie Bobenneukirchen, Artikel von Pfarrer L.A.Schanz März 1843
Text und Bilder von Andreas Schumann, Reichenbach


Sühnekreuze & Mordsteine