Deutschland Sachsen Lkr. Löbau-Zittau

Kemnitz / OT von Bernstadt auf dem Eigen


Blick zum Standort

Zustand 2000

PLZ: 02748

GPS: N 51° 3,155', O 14° 46,749'

Standort: Südlich der Forststraße, nicht weit entfernt vom Kreuzungspunkt mit dem sogenannten "Häuselweg".

Größe / Material: 73:34,5:18,5 / Granit

Geschichte: Toten- / Unfall-Gedenkstein von 1848. Die Platte trägt folgende Inschrift:

J. G. E.
Herrman
d. 23. Oct.
1848
Ein Graben ist am Standort des Steines und in der Nähe nicht zu finden. Die Geschichte mit dem unvermutet losgegangenen Schuss (vgl. Korschelt 1852), der den Forstgehilfen ausgerechnet mitten in den Kopf trifft, hört sich auch nicht glaubhaft an. Welcher Jäger rennt mit gespannten Hahn durchs Gelände, stellt sein Gewehr ab, um über einen nicht vorhandenen Graben zu steigen, es dann auf sich mit dem Lauf zeigend hinterher zu ziehen, statt sich das Gewehr über die Schulter umzuhängen und damit über den Graben (wo?) zu steigen? Da kommen mehr Fragen auf, als Antworten gegeben werden können. Möglicherweise handelt es sich um einen Selbstmord, der aber schnell verklärt und vertuscht werden musste, damit Herrmann auch christlich bestattet werden konnte. Es gab wohl auch Probleme mit dem erst im selben Jahr zugekauften Waldstück, vielleicht hatte Herrmann selbst welche, die für eine Suizidtheorie sprechen würden.
Der Sterbeeintrag im Sterberegister des Jahres 1848, S.126, Nr.51 im Pfarramt Berthelsdorf:
Johann Gottlob Ernst Herrmann, Ehemann, 52 Jahre 6 Monate
Häusler, Schneidermeister und herrschaftlicher Forstgehilfe
Tag und Stunde des Todes:
Tag des Begräbnisses:
Art und Ort des Begräbnisses:
Art des Todes:
den dreiundzwanzigsten Nachmittag 4 Uhr
den siebenundzwanzigsten
Leichenpredigt und Grabrede
Unglücksfall, im Busch ging sein geladenes Gewehr los und traf ihn in den Kopf
einmal verheiratet hinterlässt er drei unversorgte Söhne. (Pfeifer 2010)

   1848, den 23.October, verunglückte der herrschaftliche, dreiundfünfzigjährige Forstaufseher1) und frühere Gemeindevorstand Ernst Gottlob Herrmann. Als er beim Ueberschreiten eines Grabens sein vorher abgelegtes Gewehr zu sich herüberziehen wollte und dasselbst bei der Mündung fasste, entlud es sich, der Schuß zerschmetterte ihm den Kopf, er war augenblicklich todt.
Der Tod dieses allseitig geachteten Mannes erregte allgemeine Theilnahme; an der Stelle, wo dieses Unglück geschah, ist ihm ein einfacher Denkstein gesetzt worden. (Korschelt 1852)
1) Er hatte die Aufsicht über den erst 1848 von der hiesigen Herrschaft für 30,000 Thaler gekauften Kemnitzer Wald.

Am 23.Okt. 1848 hat der herrschaftliche Forstaufseher Ernst Gottlob Herrmann, Hausbesitzer und Schneidermeister allhier, seinen plötzlichen Tod dadurch gefunden, dass er bei Überschreitung eines Grabens am Kemnitzer Fußsteig im Kemnitzer Walde sein vorher abgelegtes Gewehr zu sich herüber ziehen wollte und dann er es an der Mündung erfasste, wobei das Gewehr durch einen zufälligen Druck losging und der Schuss den Unglücklichen durch den Kopf ging im 53.Lebensjahr. Die Berthelsdorfer Herrschaft hatte im Jahr 1848 der Kemnitzer Herrschaft den Wald abgekauft, wo sie den Herrmann als Forstaufseher darüber angestellt hatte. (Beyer o.J.)

Sage:

Quellen und Literatur:
Korschelt, G. - Geschichte von Berthelsdorf, Selbstverlag, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, S.126
Beyer, Carl August - Berthelsdorfer Ortschronik 1800-1852, o.J., handschriftliches Manzskript (Unitätsarchiv der Brüder-Unität, Herrnhut)
Sterbeeintrag im Sterberegister des Jahres 1848, S.126, Nr.51 - Pfarramt Berthelsdorf
recherchiert und bebildert von Matthias Pfeifer, Herrnhut (Fotos vom 31.10.2010 und 2000)


Sühnekreuze & Mordsteine