Deutschland Sachsen Lkr. Löbau-Zittau

Lawalde

PLZ: 02708

GPS: N 51° 4,616', O 14° 36,235'

Standort: Am südlichen Ortsrand von Lawalde, an der K 8678 in Richtung Dürrhennersdorf, vor dem Haus "Rosenstraße Nr.3" und nahe der evangelischen Kirche von Lawalde.

Größe / Material: 120:75:55 / Granit

Geschichte: Unregelmäßig geformter Granitfindling, sesselartig ausgehauen. Inschrift: Sünderstein 1735. Der Überlieferung zufolge bezeichnet der Stein die Stelle, an dem die zum Tode Verurteilten auf dem Weg zum Galgenberg (336m) ein letztes Mal rasten und den Blick zurück ins Dorf richten konnten. Die Inschrift wurde dem Schrifttyp nach jedoch erst wesentlich später angebracht.

Sage: Ein steinerner Zeuge aus längst vergangenen Tagen befindet sich auf der linken Straßenseite am Ortsausgang von Lawalde in Richtung Dürrhennersdorf, der Sünderstein. In Zeiten als die Gerichtsbarkeit noch in den Händen der regierenden Landadeligen lag, standen Bestrafungen fast schon auf der Tagesordnung. In besonders schweren Fällen wurden auch Todesstrafen ausgesprochen und vollzogen. Der letzte Gang zur Hinrichtungsstätte führte die Verurteilten auf den Galgenberg (336m). Den Überlieferungen zufolge durften an dieser Stelle die Verurteilten ein letztes Mal ausruhen und ihren letzten Wunsch äußern, bevor es dann zur Richtstätte ging.
So auch nachweislich geschehen im Jahre 1730. Gutsherr und Patron Gottlob von Ponickau der durch "Bauernlegen"1) versucht hatte, seine beiden Wirtschaften, Ober- und Unterlawalde, aufzubessern und dabei einen solchen Fehler beging, dass er gewissermaßen bei Nacht und Nebel Lawalde auf Nimmerwiedersehen verlassen musste. Der Anlass war neben seiner Hartherzigkeit auch seine Lüsternheit gegenüber den jüngeren Frauen im Dorf. Eine junge Witwe, auf die er es abgesehen hatte, verweigerte sich ihm. Ein Umstand, um sich an ihr zu rächen, schien ihm zu Hilfe zu kommen: Eine alte Frau wurde im Dorf ermordet aufgefunden. Die Indizien wiesen auf den etwa 18-jährigen Sohn der Witwe hin. Dieser Junge wurde zum Tode durch den Strang verurteilt, obwohl er seine Unschuld beteuerte. Doch Ponickau ließ das durch das Gericht verhängte Urteil sogar durch die Leipziger Juristenfakultät bestätigen, und so wurde es vollstreckt.
Etwa ein Vierteljahr später fasste man jedoch in Beiersdorf einen Landstreicher, der einer alten Frau ans Leben wollte. Bei der Befragung gab er zu Protokoll, auch den Mord in Lawalde begangen zu haben. Nun war es um Ponickau geschehen. Die Bauern wagten im beschaulichen und friedlichen Lawalde ihre erste und einzige Revolution. Mit Sensen, Beilen und Dreschflegeln wollten sie nun gegen den harten Herrn vorgehen, doch Ponickau war über alle Berge. (entnommen aus lawalde.de, leicht redigiert)
1) Unter Bauernlegen verstand man den vielfach ausgeübten Zwang adliger Grundbesitzer gegenüber freien Bauern, ihren Besitz unter Verlust zu veräußern. Die Methoden dazu waren vielfältig. Unter dem Preußenkönig Friedrich II. wurde diese perfide Art der Enteignung verboten, doch erst in der Napoleonischen Zeit endgültig beendet.

Quellen und Literatur:
lawalde.de - Sünderstein (eingesehen am 31.12.2014)
Materialsammlung von Andreas Bültemeier, Strahwalde (Foto vom 19.09.2014)


Sühnekreuze & Mordsteine