Deutschland Sachsen Lkr. Annaberg

Mildenau


Aufnahme von
Hermann Lange
(1957)

PLZ: 09456

GPS: N 50° 34.985', O 13° 4.902'

Standort: Auf der Feldflur östlich von Mildenau, an der Abzweigung von zwei Wirtschafts- und Wanderwegen.

Größe / Material: 85:43:5

Geschichte: Das Denkmal wird hier "Blitzstein" genannt.
Der "Wagler-Bauer" im Mildenauer Oberdorf hatte, wie viele andere Erzgebirgsbauern auch, mit der steilen Hanglage seiner Felder ein besonderes Problem. Immer wenn es heftig gewitterte und regnete, schoss das Wasser in Strömen vom Westhang der Vogel-Höhe herunter. Er legte deshalb mit seinem Sohn am Dienstag, dem 11. Juli 1809 einen neuen "Abschlag" an, als eine Abflussrinne, quer über seinen Feldweg.
Nach Mittag zog ein Gewitter über den Gebirgskamm bei Jöhstadt heran. Nach den Mildenauer Kirchenakten "tötete in der 4. Stunde der zweite Strahl eines südlich aufgezogenen Gewitters den Bauern Johann Michael Wagler. Fünfzig Jahre, 8 Monate, eine Woche, sechs Tage und 8 Stunden alt, am obersten Abschlag" und seinen Sohn "Christian Traugott Wagler, das sechste Kind, der dritte und jüngste". Er war "Zwanzig Jahre, ein Monat und zwei Tage" alt.
Die Hinterbliebenen setzten an dieser Stelle einen Gedenkstein. Die Inschrift war bereits um 1940 kaum noch lesbar. Über vier Jahrzehnte später wurde dieser Stein erneuert. Er trägt die Inschrift:
An diesem
Abschlag arbeitete
der redlich gesinde Joh.
Michael Wagler. Besitzer
dieses Guts nebst seinem
jüngsten Sohne Christian
Traugott einen blühen-
den Jüngling, am 11. Jul.
nachmittags in der 4. St.
wurden beide V. 2ten Str-
ahl eines südlich aufge-
zogenen Gewitters ge-
tötet
Die Rückseite des Steines trägt die Jahreszahl 1809. Auf der Oberseite ist ein Kreuz eingemeißelt. Das Denkmal wird von Heimatfreunden liebevoll gepflegt. (Landkreis Nachrichten 8/1999)

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert von Gert Süß / Dörfel und Kleks-online
aktuelle Aufnahme von Katja Peter, Landratsamt Annaberg
Landkreis Nachrichten 8/1999
Lange, Hermann - "Staa - sette un sette un annere", 1957
Melzer, Karl-Heinz - Bäuerliche Denkmale am Wegesrand, in: Erzgebirgische Heimatblätter, Nr.3, 1988, S.78-80



Bäuerliche Denkmale am Wegesrand
von Karl-Heinz Melzer, Mauersberg

Der Blitzstein von Mildenau (Kreis Annaberg)
Foto: W. Hoffmann

Aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts stammend, finden sich in den Gemeinden Mildenau (Kreis Annaberg) und Mauersberg (Kreis Marienberg) Denksteine, die an Unglücksfälle bzw. Morde erinnern und an den Orten der Geschehen errichtet wurden. Von vielen unbeachtet und kaum bekannt, sind sie doch wert, einmal vorgestellt zu werden. So steht in Mildenau an der LPG-Straße an der Vogelhöhe im Oberdorf der sogenannte "Blitzstein"; ein Denkmal, welches an zwei Mildenauer Einwohner erinnert, die hier beim Wegebau vom Blitz erschlagen wurden. Die Inschrift des heute liebevoll restaurierten Steines lautet: "An diesem Abschlag arbeitete der redlich gesinde Johann Michael Wagner, Besitzer dieses Gutes nebst seinem jüngsten Sohn Christian Traugott, einen blühenden Jüngling, am 11. Juli nachmittags in der 4. St. wurden beide v. 2ten Strahl eines südlich aufgezogenen Gewitters getötet. Anno 1809."
In Mauersberg finden sich zwei Denksteine, die an Mordtaten erinnern. Der erste, ein roher unbehauener Stein, etwa 120cm hoch, ein Gneisblock, steht im Oberdorf hinter dem Feuerwehrdepot. Eine Seite trägt diese Inschrift: "1813. J.C.S. wurde hier geschossen." Daneben sind ein Kreuz und eine Kugel dargestellt. Die Chronik vermeldet: Am 27. Oktober 1813 wurde hier der Bauer Johann Christoph Schreiter von einem preußischen Soldaten erschossen. Plündernde preußische Soldaten hatten aus dem Stall des Bauern ein Kalb weggetrieben. Der Bauer und weitere Mauersberger setzten sich zur Wehr. Ein preußischer Soldat legte kurzerhand sein Gewehr an und traf den Bauern aus nächster Nähe in den Unterleib. Der Bauer starb einen qualvollen Tod. Ein anderer erhielt einen Bajonettstich in die Brust und einem zehnjährigen Jungen wurde durch das Bein geschossen. An der Unglücksstelle wurde der Stein errichtet. Ein weiteres Denkmal steht am Grundweg am Ende des Dorfes. Er erinnert an einen Raubmord, der am Abend des 12. Dezember 1817 geschah und nie aufgeklärt wurde. Der Sohn eines Bauern, der in seiner Freizeit Bienenzucht betrieb, mußte wiederholt feststellen, daß ihm Bienenstöcke gestohlen wurden. So legte er sich auf die Lauer um die Diebe zu stellen. Nach kurzem Kampf wurde er erstochen, die Täter entkamen unerkannt.
An der Mordstelle wurde bald das Denkmal aus Sandstein errichtet, das auf jeder der vier Seiten Inschriften trug. Den oberen Abschluß bildete ein knieender Engel. Leider sind die Inschriften heute fast unleserlich. Sie beinhalten einen Bibelspruch, Angaben über die Eltern und Verwandten des Opfers und den Tathergang. Wir erfahren:
"Zur Erinnerung des Raubmordes, welcher in der Nacht des 12. Dez. 1817, viertel 12 Uhr von Dieben an Johann Christoph Müller einzigen Sohne des Begüterten Christ. Müller allhier verübt worden. Die Mörder, zwei unbekannte Diebe hatten ihm drei Stiche beigebracht. 2 in den linken Arm und einen ins Herz, auch war ihm vom Daumen der rechten Hand ein Stück abgeschnitten, und 150 Schritte von der Behausung aufgefunden worden."
(Quelle: Erzgebirgische Heimatblätter, Nr.3, 1988, S.78-80)


Sühnekreuze & Mordsteine