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Rote Grube / OT von Sosa


Blick zum Standort

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Inschrift im
Juni 2009

Inschrift im
Juni 2009

Zustand im Juli 1992
veröffentlicht bei
Seyffarth (2002)

PLZ: 08326

GPS: N 50° 28,555', O 12° 41,498'

Standort: Ca. 100m oberhalb des Naturfreundehauses "Rote Grube", direkt am Wanderweg am Waldrand.

Größe / Material: 84:33-16:9 / Granit

Geschichte: Säulenförmiger Granitblock, unbehauen, auf der Vorderfläche mit Schrift- und Kreuzeinrillungen in sehr einfacher Ausführung, nur teilweise entzifferbar:
Erste Zeile: 1788
Zweite, leicht nach rechts unten fallende Zeile: drei kleine Krückenkreuze
Dritte Zeile in auffallend großen Buchstaben: Alhier
Vierte, ebenfalls nach rechts unten fallende Zeile: ??C ??
Fünfte, ebenfalls nach rechts unten fallende Zeile: ?????
Sechste Zeile, wieder etwas gerader, wahrscheinlich: Jra 17 89 (könnte für Januar 1789 stehen?)
Joachim und Edith Seyffrath fanden den Stein 1992 zerbrochen in der Scheune der Jugendherberge wieder. Sie lasen die Inschrift folgendermaßen:
1788
+ + +
Alhier
Erfror
(?)
d d 9 ... (?)
Ao 1789
Die Deutung der 4.Zeile von Seyffarth ist 2009 nicht mehr nachvollziehbar, das Wort "Erfror" ist auch mit gutem Willen nicht erkennbar. Beim Vergleich des Bildmaterials bekommt man den Eindruck, dass bei der Restaurierung die Einrillungen nachgehauen wurden, jedenfalls sind auf dem Foto von 1992 einige Details nicht zu sehen.
Der Stein erinnert an den tragischen Tod der fast 18-jährigen Sophie Karoline Teubner am 23.Dezember 1788. Sie war von Eibenstock über Sosa hier herauf zu Roten Grube gelaufen und ist kurz vor ihrem Ziel vom Weg abgekommen und erfroren. Es hatte damals ein recht strenger Winter geherrscht. Erst 5 Wochen später, am 28.Januar 1789 wurde ihr Leichnam von Bergleuten gefunden.
Im Sterberegister des Jahres 1789 verfasste Pfarrer Magister Christian Heinrich Hecht folgenden Eintrag:
"Jungfr. Sophie Karoline, Christian Heinrich Teubner, Kohlenbrenners und angesehenen Einwohners an der Rothen Grube, eheliche zweyte Tochter, ging am 23.December im Jahre 1788 von Eybenstock durch Sosa gegen Abend nach Hause. Nun hatte es viel geschneyet, ja es war zugleich eine heftige Kälte. Da sie über die Räume weg und auf die Höhe ist, so hat sie den Tragekorb niedergesetzet, um desto leichter nach Hause zu kommen, weil sie mag matt geworden seyn. Auf dem Weg mag sie sich nach ihres Vaters Haus verirret haben, und kommt auf dem Weg nach dem oberen Haus, von welchem sie auch etwas abgewischen ist. Hier ist sie in tiefen Schnee gerathen, ganz ermattet im Schnee versunken und erfroren. Weil am Weihnachtsheiligabend sehr viel Schnee unter schrecklichem Wind fiel, so ist sie darauf so verwehet worden, dass man sie gar nicht finden konnte. Endlich wurde ihr entseelter Leib, nachdem einige Tage nacheinander Thauwetter gewesen war, von Bergleuten nach dem Ausfahren in der Mittagsstunde am 28.Januar nicht weit vom oberen Haus an der rothen Grube gefunden und am 30.Januar mit einer Leichenpredigt begraben. Sie hatte ihr Alter gebracht auf 17 Jahre, 11 Monate, 3 Wochen und 2 Tage."
Der Volksmund berichtet, das Mädchen habe Weihnachtsstollen den Bewohnern der Bergbausiedlung gebracht.
Es ist denkbar, daß dieser Stein eigentlich eine Grenzmarkierung war und ursprünglich nur die 4. und 5.Zeile der Einrillung trug. Nach dem Unglück könnten die restlichen Zeilen 1, (2?), 3 und 6 nachträglich zugefügt worden sein. Dafür spricht die deutlich abgesetzte Buchstabengestaltung - besonders des Wortes "Alhier".
Im unteren Bereich des Steines ist eine sanierte Bruchstelle, die jedoch wieder aufzureißen beginnt. Der Stein steht auf einem Sockel, der aus Natursteinen (ebenfalls Granit) gesetzt ist.
Der Stein lag einige Jahre zerbrochen in einem Nebengebäude der Jugendherberge, wurde 1995 restauriert und von der Auerhammer Beschäftigungs GmbH neu aufgestellt.

Sage: Der Stein erinnert an ein kleines Mädchen, das im tiefen Winter den Bergleuten in der Roten Grube den Weihnachtsstollen bringen wollte, sich dabei aber im finsteren Wald verlief, im tiefen Schnee erfror und erst im folgenden Frühjahr wieder aufgefunden wurde.

Quellen und Literatur:
Möhrig, Wolfgang - Das erfrorene Mädchen bei der Roten Grube, in: Miriquidis Raunen, Scheßlitz 1987, S.162-163
Seyffarth, Joachim und Edith - Vom Blitz erschlagen, Ermordet, Verunglückt - Geschichten um vergessene Denkmale, 1.Folge, 2002, S.85-87
recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach (Fotos von Juni 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine