Das Sühnekreuz aus Eisen auf dem Steinsockel - 66271 Kleinblittersdorf
In Blittersdorf hat die Tochter vom Schmied von ihrem leiblichen Bruder ein Kind bekommen (gridd). Da hat denen zwei ihr Vater
(Babbe) als Buße ein schönes Eisenkreuz gemacht und auf dem Steinsockel von einem alten Kreuz drauf stellen wollen.
Wie er das machen wollte, da hat er ganz plötzlich aus dem Wald einen mächtigen Musikchor gehört. Der Klang ist immer näher
und näher gekommen, aber der Schmied hat "nix" gessehen. Da hat er es auf einmal mit der Angst zu tun bekommenund hat "alles
schdehn un leije geloß" und ist heimgerannt. Die Musik hat ihn aber bis daheim verfolgt. Einen Tag drauf wars wieder genauso.
Im Dorf haben die Leute gesagt, daß der Schmied den Steinsockel von dem alten Kreuz nicht hätte benutzen dürfen für sein
Kreuz (dieses steht noch heute bei Kleinblittersdorf am Wege nach Bliesransbach).
(Mohr, Michael - Sagen und Anekdoten der oberen Saar und unteren Blies, gesammelt und in Mundart nacherzählt)
Das umgeworfene Kreuz - 66271 Kleinblittersdorf
Uff dem Weg uf Bliderschdorf do steht en Kritz, das hon die Lied schun dek em Dach ufgericht und morjen war das Kritz wieder
umgeworf.
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.72)
Der Schiffer mit der Bohnenstange - 66271 Kleinblittersdorf
An der Gartenmauer der Wirtschaft "Zum letzten Heller", am Südausgang der Stadt Merzig, steht angelehnt ein unscheinbares Kreuz.
Davon erzählt man sich: Als um 1860 die Eisenbahn Trier – Saarbrücken dem Verkehr übergeben wurde, ging das Gewerbe der
Saarschiffer zusehends zurück; manchem Schiffe stand der wirtschaftliche Ruin vor Augen. In der Verbitterung stellte sich ein
Merziger Schifferin de Nähe dieses Kreuzes auf, mit einer festen Bohnenstange bewaffnet, und erwartete hier den von Saarbrücken
her kommenden Zug. Mit der Bohnenstange wollte er nämlich den Zug aufhalten. Aber die Maschine drückte ohne weiteres dieses
Hindernis beiseite. Da schlug der erboste Schiffer auf den Zug ein, dabei schreiend: "Du Brotdieb!"
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.134)
Das Blumenkreuz - 66663 Merzig
Fernab von allen heute gern benutzten Wanderwegen, aber an der historischen Halfenstraße (Trier – Merzig – die Halfen benutzten
diesen Rückweg, wenn sie ein Schiff saarabwärts bis Trier gebracht hatten) steht das "Blumenkreuz". Ueber seine Entstehung berichtet
eine andere Sage; eine zweite Sage gibt Kunde über den Anlaß seiner Renovierung. Der Sockel des Blumenkreuzes, ein länglicher
Sandsteinblock, trägt die Inschrift: Blume/n Creu/tz aus gebese/rt von Nicolas Gottdan/g in Merzieg 1845. Ein Merziger namens
Nickolaus Gottdang, der in Trier Geschäfte erledigt hatte, kam eines Morgens bleich und verstört in Merzig an. Es war nur das eine
aus ihm herauszubringen, daß ihm am Blumenkreuz etwas Grausiges begegnet war; was es war, konnte niemand in Erfahrung
bringen, denn er schwieg sich beharrlich darüber aus; bald danach verschloß ihm der Tod den Mund, er hatte das grausige Erlebnis
nicht zu überwinden vermocht. Kurz vor seinem Tode ließ er das verfallene Blumenkreuz – zur Erinnerung an die schreckliche Nacht –
ausbessern und wieder aufrichten.
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.134)
Der Merziger Kreuzberg - 66663 Merzig
Nach einer im Volke erhaltenen Ueberlieferung soll einst an der Stelle der Kreuzbergkapelle ein altes Kreuz gestanden haben, das
dem Berg den Namen gab.
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.131)
Der verschleppte Kreuzweg - 66663 Merzig / OT Hilbringen
Früher, vor der französischen Revolution, führte ein Kreuzweg von Hilbringen nach Fitten (d.h. an der Straße nach Fitten standen
Bildsteine, "Kreuzwegstationen"). Als die französischen Sanskülotten-Heere in unsere Gegend kamen, banden sie die Bildsteine den
Pferden an die Schwänze und schleppten sie in die Saar.
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.72)
Das Kreuz an der Mecherner Eisenbahnbrücke - 66663 Merzig / OT Mechern
Wenige Schritte vor der Mecherner Eisenbahnbrücke sieht der von Merzig her kommende links af der Höhe der Böschung ein
dunkles Kreuz stehen. Eine Kartusche trägt die Inschrift: Michel Bock Miller 1816. Ueber den Grund, weshalb dieses Kreuz an
dieser Stelle steht, ezählt die Sage folgendes: Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, als noch viele Wölfe in dieser Gegend hausten,
legten die Bewohner unserer Heimat Wolfsgruben an. Ein Mann aus Bietzen befand sich nachts auf dem Heimwege. An der Stelle,
auf der heute dieses Kreuz steht, stürzte er in eine solche Wolfsgrube. Kaum hatte er sich vom Schrecken des Sturzes erholt, da
gewahrte er im Dunkel der Grube zwei glühende Augen – er befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft eines Wolfes, der vor ihm
in die Grube geraten war. Was der Mann an Schrecklichem während der Nacht erlebte und wie er gerettet wurde, das weiß die
Tradition nicht mehr zu sagen. Als bleibende Erinnerung an die schrecklichsten Stunden seines Lebens ließ er an die Stelle, wo er
sozusagen dem Tode ins Auge geschaut hatte, und zum Danke für seine Rettung, ein Kreuz setzen.
Ob das Kreuz wirklich an dieser Stelle von jeher gestanden hat, ist eine Frage. Es ist möglich, daß es beim Bahnbau (es steht
zwischen Bahnkörper und Landstraße) hierher versetzt wurde.
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.133)
Das weiße Kreuz auf dem Schloßplatz - 66119 Saarbrücken
In das Pflaster des Schlossplatzes war bis vor kurzem ein weißes Kreuz aus Pflastersteinen eingelegt, ungefähr in der Mitte von
dem alten Bergamt (Prinzenbau) und vor dem Polizeigebäude, das zum Rathaus gehört. Es soll nach der Volkssage den Platz
bezeichnet haben, wo 1793 die Guillotine stand und wo als Opfer der Revolution die Güdinger Lohmüller und Huppert hingerichtet
wurden.
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.127)
Das Hexenkreuz
Auf dem Grenzpunkt, an dem vor mehreren hundert Jahren dreier Herren Länder – Deutschland, Frankreich und Luxemburg –
zusammenstießen, stand ein Haus, das von einer Hexe bewohnt wurde. Die Leute kamen zu ihr, um bei ihr Rat zu holen und das
Glück zu suchen. Dann streute die Hexe dem schwarzen Hahn siebenerlei Futter, würdigte die Anwesenden keines Blickes, gab den
Fragenden keine Antwort. War der Hahn mit Scharren und Picken fertig, so prüfte sie die am Boden liegenden Fruchtreste. Dann
schritt sie auf eine Stelle zu, wo niemand stand, als suche sie einen Dritten, spei dort aus, scharte kreuzweise mit den stets bloßen
Füßen, ging dann schweigend an ihren Herd und fauchte mit vollen Backen in die Glut, warf in das aufglühende Feuer etwas hinein
und murmelte Geheimnisvolles dazu. Der Harrende erhielt darauf eine dunkle Antwort.
Den Knechten und Mägden, die nachts heimlich zu ihr kamen, gab sie einen bösen Rat oder böses Kraut. Daher fluchten die
Hofbauern über sie wegen der kranken Mägde und faulen Knechte.
Bald fanden sich am französischen Stubenfenster dunkle Gestalten ein, mit denen sie hinter verschlossener Tür redete; andere
sah man noch vor’m Hahnenschrei aus dem deutschen Kammerfenster steigen und auch im Wald verschwinden.
Nicht alle, die ihr über die schwelle des Hauses traten, haben es wieder verlassen. Den Leuten, die den Verschwundenen
suchten, gab sie zur Antwort: "Den haben die Bockreiter geholt." Auch die Sucher wurden oft nicht wieder gesehen.
Ein junger Bauer, dessen Vater dieses Haus zwar betreten, aber nicht wieder verlassen hatte, fasste den Entschluß, die Hexe
zu beseitigen. Nachts suchte er sie auf; er traf sie alleine an, sie saß auf ihrem dreibeinigen Thron vor dem Herde. Sie hantierte in
ihrem Schoße; beim Scheine der Herdflamme sah es aus, als ob sie Sand oder Samenkörner durch ihre Finger rieseln ließe. Sie lud
ihn zum Sitzen ein, stellte einen Hafen auf’s Feuer und tat manches mit in die Hafergrütze hinein. Sie wandte sich um, als ob sie ihn
etwas fragen wollte, warf im unversehen eine Handvoll Staub in die Augen. Der junge Bauer kannte das, hurtig sprang er zur Seite,
ergriff einen Stein und schlug ihn der Hinterlistigen ins Genick, dass sie wie tot zusammensank. Er öffnete die geheime Falltür, die
einen tief in den Fels gehauenen Brunnen verdeckte – in dem die Hexe schon manchen hineingestoßen hatte – und stieß sie hinab.
Das Haus steckte er in Brand; niemand fand sich ein, es zu löschen. Lange bezeichneten die Trümmerreste, von Gras und Moos
überwachse, die Stelle, wo dieses Haus gestanden. Viele behaupteten, eine blaue Flamme in der Dämmerung aus den Trümmern
emporzüngeln gesehen zu haben. Später räumte man die Trümmer beiseite und fand den Brunnen – und auf seinem Gunde Schädel
und Knochen. Mit den Steintrümmern warf man den Brunnen zu und errichtete auf ihm ein Grabkreuz. Noch lange will man die blaue
Flamme am Fuße des Kreuzes gesehen haben. Vor hundert Jahren noch konnte man an dieser Stätte ein verwittertes Kreuz sehen –
heute ist auch es verschwunden.
(Lohmeyer, Karl - Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald. Saarbrücken 1935, S.141-142)