Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus Luxemburg


H | L | V

Das Kreuz am Weg nach Ham - Hamm / OT von Luxemburg

Glaube, wer da glauben will;
Wer da zweifelt, der sei still.
Hohe güt’ge Himmelsmacht
Hast oft Großes schon vollbracht.

Einst erging sich hier ein Mann,
Mit dem Frauchen nebenan,
Und sie schmollten, wie gar oft;
Es kam nicht, was längst erhofft.
Und sie sanken zum Gebet
Da, wo jetzt ein Kreuzlein steht,
Vor Maria auf das Knie,
Baten um Erhörung sie. –
Und sieh da! des Flehens Lohn:
Es erschien ein junger Sohn.
Und zum Dank für diese That
Steht das Kreuz dort an dem Pfad.

Wer das Kreuz des Danks will sehn,
Der braucht nur nach Ham zu gehn.

(Cederstolpe, Theodor v. - Sagen von Luxemburg, poetisch bearbeitet. Luxemburg 1850, zweite unveränderte Auflage, S.33)
Anmerkung: Durch Abspaltung von der Gemeinde Sandweiler wurde Hamm am 1. Januar 1874 eigenständig. Am 26. März 1920 wurde Hamm zusammen mit den Gemeinden Hollerich und Rollingergrund in die Stadt Luxemburg eingemeindet. (R. Hilgert)

Der Eremit am Bertringer Wege - Luxemburg

Am Bertringer Weg, an Steinbruchs Wand
Ein einsam Klausner-Hütte stand.
   Der Klausner hatte weit und breit
   Den Ruf der echten Heiligkeit.

Zu ihm kam man von nah und fern,
Beschwerd' und Leid ertrug man gern;
   Denn von des frommen Mannes Wort
   Getröstet, ging ein Jeder fort.

Nun war'n zur Zeit durch Mörderhand
Viel Leut' erschlagen aus dem Land;
   Wer nach der Stadt ging bei der Nacht,
   Der war auch sicher umgebracht.

Einst ging ein Metzger Abends spät
Den Weg, wo jetzt das Steinkreuz steht,
   Da fiel er über'n gespannten Strick,
   Es klingelte - es fasst ihn beim Genick.

Der Metzger war kein schwacher Wicht,
So leicht ließ er sein Leben nicht,
   Da er ein Messer blinken sah,
   So wußt' er, dass der Tod ihm nah.

Und voll gewicht'ger schwerer Kraft
Er mit dem Meuchler ringt und schafft,
   Da packt er ihn und grimmerregt
   Er ihn betäubt zu Boden schlägt.

Er bindet ihn, und schleppt ihn dann
Zum Hüttchen von dem frommen Mann,
   Und denkt , gar sicher ist der Ort,
   Dort hollen ihn die Häscher fort.

Wie er den Wicht in's Hüttchen zieht,
Sieht er - dass es der Eremit,
   Und ruft: "Ei! Du mein frommer Mann!
   Ein Mörder hat die Kutte an!"

Der Eremit bekam sein Theil,
Es fiel der Heuchler durch das Beil.
   Sein Grab ist unter'm Rabenstein,
   Da müssen solche Fromme hinein.

Im Hüttchen fand in einem Loch
Man der Gebeine viele noch
   Und alle das geraubte Gut;
   Der Kirche (glaub ich) kam's zu gut.

Die Flamme fraß das Hüttchen schnell,
Ein Kirchlein stand dann auf der Stell',
   Die Zeit nahm die auch mit sich fort,
   Jetzt steht ein Steinkreuz auf dem Ort.

(Cederstolpe, Theodor v. - Sagen von Luxemburg, poetisch bearbeitet. Luxemburg 1850, zweite unveränderte Auflage, S.39f)

Das Marienbild zu Vianden*) - L-9401 Vianden

Hört! Was geschehen einst im Lande Veyen**)
Ihr! Die ihr gern Wunder erspäht,
Ihr, deren Blicke Reliquien erfreuen,
Ihr deren Glaub' Anschauung erhöht;
Diese Legende - Euch will ich sie weihen.

Waldwärts waren zwei Knaben gegangen
In der so duftigen Maienzeit;
Vögelein im Nest' Eichkätzchen fangen,
Spiele zu treiben voll Munterkeit;
Darnach stand hoch ihr so kindlich Verlangen.

Wie sie nun suchen mit frohem Gefühle,
Schaun sie im Moos in hölzernem Bild,
Schmutzig und alt, ersah'n es zum Spiele;
Es zu zerstören, war'n sie gewillt,
Gaben den Steinen es eiligst zum Ziele.

Aber kein Wurf es konnte zerstücken,
Prallte vom Bild ab doch jeder Stein,
Daß die Zerstörung doch sollte glücken,
Machten sie Feuer, warfen's hinein. -
Wunder! Was wussten sie aber erblicken!

Denn in des Feuers zuckenden Garben
Reinigte sich das hölzerne Bild,
Weithin erstrahlten köstliche Farben,
Rings war der Wald vom Lichte erfüllt,
Und in Verwundrung die Knaben erstarben.

Schön durch die Flammen, Christus im Arme
Leuchtet Maria lächelnd und mild;
Alles Gethier, die Vögelein im Schwarme
Nahten herbei, zu dienen dem Bild,
Das es sich jegliches Wesens erbarme

Diese Bild, das die Knaben einst fanden,
Das sie mit Stein und Feuer bedroht,
Steht in der Kirche jetzt zu Vianden,
Lindert so gerne der Leidenden Noth,
Läutert die Herzen von sündigen Banden.

(Cederstolpe, Theodor v. - Sagen von Luxemburg, poetisch bearbeitet. Luxemburg 1850, zweite unveränderte Auflage, S.51f)
Anmerkungen:
*) Vianden, ein Städtchen mit dem Stammschloß der Grafen Oranien, daß leider in neuerer Zeit zur Ruine umgeschaffen ist
**) Land Veyen, die zu Vianden gehörige Landschaft

andere Region wählen

Sühnekreuze & Mordsteine