Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus Oppeln (Opolskie)


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Das Kreuz von Comprachtschütz - PL 46-070 Komprachcice / Comprachtschütz
   Nach der Aussage der alten Leute spielte sich vor hundert Jahren folgende Begebenheit ab. Die Pfarrgemeinde Comprachtschütz konnte zur damaligen Zeit keinen Pfarrer erhalten. Da kam zweimal im Monat ein Priester aus Czarnowanz, um die hl. Messe zu lesen. Im Sommer legte er den Weg zu Fuß zurück. Im Winter benutzte er dagegen ein Gefährt. Es war Winter. Hoher Schnee bedeckte die Fluren. Als der Schlitten dahinglitt, wurden die Pferde erschreckt und angehalten. Der Geistliche wurde überfallen, beraubt und getötet. Die Banditen waren sehr enttäuscht, als ihnen nur eine kleine Barschaft des Priesters in die Hände viel, nämlich das Opfergeld. Wo der Ueberfallene begraben wurde, wuchs ein Stein in der Form eines Menschenkopfes aus der Erde. Derselbe ist immer noch zu sehen. Um das Andenken des durch Mörderhand gefallenen Geistlichen zu ehren, stellten die Bewohner des Dorfes ein Holzkreuz auf. Sobald wenn selbiges morsch geworden war, wurde es immer wieder erneuert. Vor 15 Jahren wurde das Holzkreuz von der Hand eines Trunkenboldes zerstört. Da sich diese Naturzeichen auf dem elterlichen Grundstück befinden, so erfuhr es auch mein Vater. Um fernhin die Erinnerung an das Vergangene vor hundert Jahren zu wahren, stiftete mein Vater mit seinen Freunden ein schönes Marmorkreuz. Er ließ es mit einem Eisengitter umzäunen, damit es nicht wieder von frevelnder Hand beschädigt würde.

(Therese Skowronnek aus Comprachtschütz.)
(Sagen Aus dem Kreise Oppeln. Mitgeteilt von Rektor Kunze, Oppeln. in: Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1931. S.92)

Der Fleischerstein von Koschpendorf - PL 48-388 Chociebórz / Koschpendorf
Einst trieben zwei Fleischer, die mit Vieh handelten, von Koschpendorf auf den Markt nach Münsterberg (Ziebice), um daselbst ihr Vieh zu verkaufen. Doch nur der eine von den beiden hatte Glück und brachte seine Ware an den Mann und dafür das Geld in seine Tasche. Der andere hatte nichts verkauft und mußte sein Vieh wieder nach Hause treiben. Als sie unterwegs in der Nähe des alten Bischoffsteines1) zwischen Koschpendorf und Eichau (Dębowice) rasteten, zählte der erste Fleischer seine Barschaft. Da packte den anderen Fleischer eine fürchterliche Wut und er erschlug seinen Genossen. Als es Abend wurde, kam ein Koschpendorfer diesen Weg daher gefahren. In der Nähe der Mordstelle wollten die Pferde nicht mehr vorwärts, da sie das vergossene Blut witterten. Jetzt erst sah der Mann auf dem Wagen, was geschehen war, und plötzlich drehten die Pferde um und rasten zurück ins Dorf. Der Mörder floh. Er wurde aber bald wieder ergriffen und geköpft.
Ein hohes Steinkreuz bezeichnet heute die Stelle, wo der Mord geschah. Noch jetzt sollen um Mitternacht Pferde an dem alten Kreuz, obwohl es etwas im Gebüsch steht nicht vorbei kommen. Nur sehr starke Pferden gelingt es mitunter den Wagen vorbei zu ziehen, der an dieser Stelle immer mit einer unsichtbaren schweren Last beladen zu sein scheint. Oft soll auch zur nächtlichen Stunde ein Mann ohne Kopf am Sühnekreuz zu sehen sein. Dieses Kreuz heißt seit alter Zeit in Erinnerung an diese Mordtat der Fleischerstein.
1) Historischer Grenzsteine, sie sind durch ihre Inschriften und Hirtenstäbe als Grenzsteine des ehemaligen weltlichen Besitzes des Bistums Breslau hinlänglich bekannt. Sie stehen meist an der Grenze der ehemaligen Kreise Strehlen und Grottkau bzw. Münsterberg und Grottkau. An der jetzigen Grenze der Woiwodschaften Opolskie (Oppeln) und Dolnośląskie (Niederschlesien).

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Sühnekreuze & Mordsteine