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Culm / OT von Brahmenau


Blick zum Standort
Foto: Störzner (2015)

die andere Seite
Foto: Künzl (2015)

Perspektive
Foto: Störzner (2015)

Aufstellung
Foto: Künzl (2015)

Helfer u. Organisatoren
Foto: Störzner (2015)

PLZ: 07554

GPS: N 50° 55.690', O 12° 8.810'

Standort: Nordwestlich des Ortes Brahmenau, am Südwestrand des Wachhügel dicht an der Gemarkungsgrenze zu Söllmnitz, etwa 600m vom Ortsrand entfernt. Die sog. "Culmer Hohle", die im Ort als "Wüstenhainer Hohle" ausgeschildert ist und von der Söllmnitzer Straße abzweigt, führt als wunderschöner Hohlweg (Geschütztes Biotop) hinauf zum Standort. Das Kreuz steht an der markanten Wegekreuzung oberhalb des Ortes (Verbindungswege Brahmenau/Culm - Wüstenhain/Dorna und Söllmnitz - Zschippach), im Wiesenstreifen am Weg.

Größe / Material: 122:50:30 / Postaer Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz wurde am 19. Oktober 2015 feierlich gesetzt und soll an das 2005 gestohlene Steinkreuz von Söllmnitz erinnern. Die Rückseite trägt die Inschrift:
Steinkreuz
(eventuell Sühnemal)
aus der
Gemarkung
Culm.
Errichtet im
15. Jahrhundert,
verschollen im
Herbst 2005,
wiedererrichtet 2015
Form und Einzeichnung wurde dem Originalkreuz nachempfunden.

[...] Im Herbst 2005 wurde das im Jahr1979 am Söllmnitzer Bahnhof (Stadt Gera), der 1976 zum Kulturhaus umgebaut wurde, aufgestellte spätmittelalterliche Steinkreuz, welches seinen ursprünglichen Standort in der Gemarkung Culm (heute Gemeinde Brahmenau im Landkreis Greiz) hatte, entwendet und blieb bislang, trotz polizeilicher Nachforschungen, unauffindbar.
Damit schien der Verlust eines heimatgeschichtlich bedeutsamen Kleindenkmals für immer besiegelt. Ein solcher Verlust bedeutet auch immer das Verschwinden von geschichtlicher Überlieferung und regionaler Identität.
Um diesem Vergessen - gemäß der pointierten Formulierung "Zukunft braucht Herkunft" des vor kurzem verstorbenen Philosophen Odo Marquard - entgegenzuwirken, entschloß sich der Unterzeichnende, eine Reproduktion anfertigen zu lassen. Nach der freundlicnen Zustimmung desBrahmenauer Bürgermeisters Herrn Blume und fachlicher Konsultation mit Herrn Störzner, dem besten Kenner der Thüringer Steinkreuze und ihrer Geschichte, fertigte Herr Steinmetzmeister Wilde (Chursdorf, Gemeinde Seelingstädt) eine Nachbildung an.
Diese wurde bewußt nicht als originalgetreues Replikat gestaltet, da das ursprüngliche Steinkreuz, aus hiesigem, stark gipshaltigen und damit sehr verwitterungsanfälligem Sandstein gefertigt, stark beschädigt und abgewettert war.
Der Fuß und der linke Kreuzarm waren zum Zeitpunkt der Auffindung 1978 abgebrochen bzw. fehlten; der Zahn der Zeit hatte sichtbar am Steinkreuz.genagt.
Die Nachbildung stützt sich auf die Beschreibung in der vortrefflichen Dokumentation "Steinkreuze in Thüringen. Katalog Bezirke Gera-Suhl" von Herrn Störzner (S.19f., Weimar 1988) und die Mitteilung von Herrn Hummel (S.118f., Jabrbuch des Museums Reichenfels-Hohenleuben, 2006). Zwecks Beständigkeit wurde nun Sandstein aus Posta in Sachsen gewählt und die von Herrn Störzner ermittelten Maße um ca. 10% erhöht, um den Substanzschwund der vergangenen 500 Jahre auszugleichen. Die auf der Vorderseite vorhandenen Einritzungen, die sich nicht mehr zweifelsfrei deuten lassen, wurden originalgetreu nachgebildet. Auf der Rückseite ist "Steinkreuz (evtl. Sühnemal aus derGemarkung Culm. Errichtet um 1500, verschollen im Herbst 2005, wiedererrichtet 2015." vermerkt.
Der ursprüngliche Standort am Nordrand der Gemarkung Culm konnte dank freundlicher Hilfe von Herrn Buchbach vom Katasteramt Zeulenroda-Triebes ermittelt werden. Der Fluname "Die Kreuzsteinspitze" bezeichnet auf der Urkarte von Culm ein Gewann am Nordrand der Gemarkung Culm, nahe der Grenze zu Söllmnitz. Diese Flur ist aufgrund der Bewirtschaftung als Acker nicht mehr für eine Aufstellung geeignet, ebenso der heute nicht mehr exakt ermittelbare Folgestandort "Am Lämmerholz" (an der nordwestlichen Grenze zwischen Culm und Söllmnitz), wohin das Steinkreuz Ende des 18.Jahrhunderts im Zuge der Rodungsarbeiten umgesetzt und 1978 aufgefunden wurde. Die Aufstellung in Söllmnitz war der Umwidmung des Kleinbahnhofes zum Kulturhaus für die umliegenden Dörfer geschuldet, entbehrte jedoch der historisehen Grundlage.
Als neuer Standort wurde der Südostrand des Wachhügels in der Gemarkung Culm gewählt, der ca. 300m Luftlinie entfernt vom ursprünglichen Standort gelegen, einen herrlichen Blick über Brahmenau bietet und an dem der uralte Culmer Hohlweg endet. Zudem gehen von diesem Punkt Feldwege nach Zschippach, Wüstenhain und Söllmnitz ab, weshalb hier eine öffentliche Resonanz gegeben sein wird. Zugleich ist dieser Standort hinsichtlich der Geschichte des Steinkreuzes eine Rückkehr in die ursprüngliche Gemarkung von Culm.
Die Geschichte dieses Steinkreuzes, welches seit der Aufstellung in Söllmnitz 1979 fälschlicherweise als "Söllmnitzer Steinkreuz" bezeichnet und so irrtümlich der Stadt Gera zugeordnet wurde (so auch auf S.67f. im "Archäologischen Wanderführer der Stadt Gera", Weimar 2006), soll in Bälde auf einer großformatigen Informationstafel, ergänzt um eine weitere, die über die historische und naturschutzfachliche Bedeutung der Culmer Hohle informiert, dargestellt werden; ausführlich dann im Jahrbuch des Museums Reichenfels-Hohenleuben im kommenden Jahr. [...] (Schopplich 2015)

[...] Aussehen: Formschönes Steinkreuz. Kopf, Arme und Schaft sind zum Kreuzungsfeld hin deutlich eingezogen ("Malteserkreuzform"). Die Winkel sind auffällig mit beidseitig gegenüber den Außenkanten zurückgesetzten, kreisrunden Füllungen versehen. Durch die in gleichem Radius verrundet ausgeführten Scheitelflächen von Armen und Kopf entsteht der optisch interessante Eindruck eines Scheibenkreuzes. Aber es ist kein Scheibenkreuz! Gleich- und ebenmäßig, wohlausgewogen und scharfkantig. Inschrift: OSO-Seite (sichtseitig zum Weg):
Im Umriss konturenhaft auf dem Längsbalken eingerillt: Zwei wohl identische, sich nur in der Höhe geringfügig unterscheidende längliche Gegenstände je mit einem spitzen und einem flächig stumpfen Ende. Parallel nebeneinander stehend, aber um 180° zueinander gedreht. Länge (heraldisch) rechts: 82cm / Länge (heraldisch) links: 90cm, Breite (beide): jeweils 5,5cm.
Persönliche Anmerkung: Die Bewertung der Einzeichnungen im Inventarband (Störzner 1988) sieht der Unterzeichnende heute kritisch. Insbesondere von einem "Haumesser mit kurzem Griff" kann sicher keine Rede sein. Eine "schlüssige und zustimmungsfähige Erklärung" der Darstellungen sei nicht möglich, bestätigte Prof. Dr. Friedrich Karl Azzola (1931-2014), anerkannter Spezialist für die Ikonografie des Kreuzes und historischer Berufs- und Handwerkszeichen.
WNW-Seite (rückseitig zum Feld):
In vertieften Buchstaben ausgeführte Inschrift auf Querarm und Schaft: "Steinkreuz / (eventuell Sühnemal) / aus der / Gemarkung / Culm. / Errichtet im / 15. Jahrhundert, / verschollen im / Herbst 2005 / wiedererrichtet 2015“.
Material: Gelblicher Postaer Sandstein (Sächsische Schweiz).
Maße: Gesamtlänge: 190cm / Höhe nach der Aufstellung: 122cm / Breite: 50cm / Stärke: 30cm (durchgängig) Winkelfüllungen je 16cm stark und beidseitig je 6,5cm zurückgesetzt von den Außenkanten, Sohle: 50x30cm.
Das Steinkreuz ist durchgängig monolithisch ohne besonderen Fußteil ausgearbeitet und wurde ohne Zement und Dübel in den Boden eingesenkt. (Protokoll Störzner 2015)

Sage:

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Neues Steinkreuz auf dem Wachhügel in Brahmenau errichtet, in: Ostthüringer Zeitung, Ausg. Gera, 23.10. 2015. Ebenso Thüringische Landeszeitung, Ausg. Gera
Störzner, Frank - Ein neues Steinkreuz für den Wachhügel. Ersatz für ein erst 1978 wiedergefundenes und 2005 gestohlenes Flurdenkmal, in: Thüringer Allgemeine, Beilage, 7.11.2015
Störzner, Frank - Bericht zur Aufstellung der Steinkreuz-Nachbildung bei Brahmenau ("Culmer Kreuz") am 19.Oktober 2015
recherchiert und bebildert von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Fotos vom 19.10.2015); Frank Störzner, Kleinmölsen (Fotos vom 19.10.2015); Sebastian Schopplich, Brahmenau


Sühnekreuze & Mordsteine