bei Quietzsch (1980) |
PLZ:
04613GPS:
Standort:
Ortsteil von Meuselwitz. Vor der Kirche steht ein Gefallenen-Denkmal. An die Rückseite des Denkmals angelehnt findet man das Kreuz.Größe / Material:
57:66:16 / SandsteinGeschichte:
Das Steinkreuz stand bis Mitte der 1960er Jahre an der Wegkreuzung Falkenhain - Mumsdorf - Langendorf. Im Ort scheint es völlig vergessen zu sein. Eine fachgerechte Aufstellung am alten Platz wäre wünschenswert, am besten bevor ihm Beine wachsen!Sage:
Quellen und Literatur:
Unweit der thürigischen Grenze, da wo bei der Langendorfer oder Windmühlenweg vom Falkenhain -
Staschwitzer Wege abzweigt (an der Zeitzer Straße oder auch dem Mumsdorfer Wege, wie man gemeinhin sagt), befindet sich
westlich des preußischen Dorfes Falkenhain ein altes Steinkreuz. Kein Mensch in Falkenhain kannte es, keiner wußte davon.
Ich wurde aufmerksam darauf, als ich im Sommer 1929 photographische Geländeaufnahmen in den
Kohleabbauflächen machte und mich dem damals aussterbenden Dörfchen Rusendorf widmete. Das Kreuz stand tief in der Erde
drin hinter einer vierkantigen Wegsäule. Nach Freilegung der einen Schulter des Kreuzes machte ich die beigegebene Aufnahme.
Sie stammt also aus dem Jahre 1929.
Einige Jahre kümmerte ich mich nun nicht weiter um den Stein. Erst am 30. August 1935 zog es mich
wieder hin, da ich hörte, es seien im Straßengraben des Mumsdorfer Weges die Wasserleitungsrohre für die Stadt Lucka gelegt.
Ich fand das Steinkreuz aber noch unberührt vor. Doch meldete ich den Fund dem Falkenhainer Bürgermeister Martin Ley und
vereinbarte mit ihm, den Stein bloßzulegen. Es geschah dies am 4. September 1935 nachmittags 5 Uhr durch den Gemeindediener
Artur Lindner. Die Maße des Steinkreuzes waren wie folgt: Gesamthöhe 100cm, größte Breite 70cm, Höhe der Schultern 30cm, Höhe
des Kopfes 25cm ; Breite des Fußes 35cm, Dicke des Steines 13-15cm. Die Form des Steines ist die des Maltheserkreuzes. Als
Material hat man Sandstein gewählt.
Wie kam das Kreuz an die Wegegabel? Was hat es uns mitzuteilen? Was sollte es den Menschen sagen,
die vorübergingen? Wir wissen es nicht. Eine Inschrift ist nicht darauf. - War es ein Grenzstein politischen oder kirchlichen
Charakters? Etwa im Sinne des Pfarrers Helbig - Groitzsch, der die Kreuze als Grenzzeichen kirchlicher Hoheitsgebiete betrachtete?
Die Lage Falkenhains an der Grenze des Stiftes Zeitz verlockte dazu. Er traf damit aber nicht das Richtige, da der Mumsdorfer Weg
nie eine Grenzlinie bildete.
Ist es ein Mord- oder Sühnekreuz, gesetzt zur ewigen Erinnerung an einen Ermordeten von dem Mörder
laut Urteilsspruch? Ich befragte die Falkenhainer Totenregister. Sie konnten jedoch keine Auskunft geben, denn sie beginnen erst
1616. Die Sitte des Steinkreuz-Setzens bestand früher. Oder ist es ein Wetterkreuz, wie ein solches 1528 in der Luckauer Flur
stand? Wer weiß es?
Höchstwahrscheinlich wurde es gesetzt als Sühne für einen Mord. Wer aber das Opfer war, liegt im
Dunkel, und der Übeltäter ist uns unbekannt.
Die Wahrscheinlichkeit einer Bluttat ist auch dadurch gegeben, daß hier die alte Peter- und Paulstraße
vorbeiführte, die in Altmörbitz von der Reitzenhainer Straße abzweigte und über Bocka, Pöppschen, Windischleuba, Gerstenberg,
Lehma, Wintersdorf Schnauderhainichen, Falkenhain und Langendorf in Richtung auf Naumburg führte. Daß das Fahren auf dieser
Straße nicht ungefährlich war, verrät der Flurname Diebsgrund zwischen Schnauderhainichen und Wuntersdorf. Diebe pflegten
zu allen Zeiten dahin zu gehen, wo etwas zu holen ist. Und das war früher besonders der Fall auf den Landstraßen, wo Güter
verschiedener Art rollten. Bei Gegenwehr floß Blut.
Mit einem Gewissen Schaudern wird daher jeder das Falkenhainer Steinkreuz betrachten, mit tiefem
Mitleid für den Getöteten und Abscheu vor dem Mörder.
(Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender 1938, 105. Jahrgang nach verbesserter
Einrichtung. S.136)
Auf dem Vorplatz der Falkenhainer Kirche, angelehnt an die Rückseite des Gefallenendenkmals von Rusendorf
aus dem I. Weltkrieg, befindet sich ein sehr altes Steinkreuz. Durch sehr starke Beschädigung hat es die Form eines Pilzes
angenommen.
Der ursprüngliche Standort dieses Kreuzes befand sich ungefähr 300 Meter westlich von Falkenhain, dort, wo der ehemalige
Langendorfer Weg an der ehemaligen Mumsdorf-Staschwitzer Straße abzweigte.
Bis Ende der 20er Jahre unseres Jahrhunderts war es, tief in der Erde drin, hinter einer vierkantigen Wegsäule stehend,
nahezu verborgen und in Vergessenheit geraten. Der Heimatforscher Max Liebig aus Hagenest wurde im Sommer 1929 auf das
Kreuz aufmerksam. Nach Freilegung dereinen Schulterdes Kreuzes fotografierte er es erstmals. Einige Jahre kümmerte er sich
nicht weiter um den Stein, erst am 30. August 1935 suchte er ihn wieder auf. Er fand das Kreuz unberührt vor, zu dieser Zeit wurden
am Mumsdorfer Weg neue Wasserleitungsrohre verlegt. Erst jetzt meldete er den Fund dem damaligen Falkenhainer Bürgermeister
Martin Lay. Es wurde vereinbart, den Stein bloßzulegen. Das geschah am 4. September 1935 durch den damaligen Gemeindearbeiter
Artur Lindner. Max Liebig vermaß den Stein, er hatte die Form eines Maltheserkreuzes und war aus Sandstein. Wieder wurde es still
um das Kreuz.
In der "Zeitzer Heimat" vom 7.
Juli 1959 erschien von Werner Schulz aus Tauchlitz der Artikel "Steinkreuze im Zeitzer Land", darin findet auch das Falkenhainer
Steinkreuz Erwähnung, gehörte doch Falkenhain bis 1952 zum Landkreis Zeitz. Das Kreuz war in der Zwischenzeit wieder tiefer
gesunken, die Kreuzform war verschwunden, der Kopf des Kreuzes war abgebrochen und nicht mehr auffindbar.
Zu Beginn der 60er Jahre wurde das Areal um den Stein vom Braunkohlenbergbau,
dem Tagebau Phönix-Nord, erfaßt. 1969 wurde die ehemalige Windmühle, Falkenhain Nr. 53, außerhalb von Falkenhain am
Langendorfer Weg gelegen, abgebrochen. Die letzten Mieter, die Familie Kunze, waren Ende Oktober 1968 ausgezogen.
Als Herr Helmut Kunze im Frühjahr 1969 nochmals seine alte Wohnstätte aufsuchte, stand das alte Kreuz am Wegesrand.
Bald darauf setzten Planierarbeiten auf diesem Geländeabschnitt ein, das Kreuz wurde einfach umgeschoben und einplaniert.
Es schien für immer verschwunden. Nur durch Zufall wurde es wieder aufgefunden. Einige Meter von seinem ursprünglichen
Standort entfernt lag es knapp unter der Erde, infolge einer langen Trockenperiode zeichneten sich die Umrisse des Kreuzes an
der Erdoberfläche ab. Der damalige Bürgermeister Helmut Deuerling und der Gemeindearbeiter Arthur Lippold, beide aus
Falkenhain, bargen das beschädigte Kreuz, der abgebrochene Fuß des Steines blieb unauffindbar. Mit Zustimmung von Herrn
Pastor Dietrich Vogel und den anderen Mitgliedern des Gemeindekirchenrates fand das Steinkreuz auf dem Vorplatz der
Falkenhainer Kirche wieder einen würdigen Standort. Das Protokoll der Sitzung des Gemeindekirchenrates der evangelischen
Kirchengemeinde Falkenhain vom 19. Mai 1970 weist unter Punkt 3a folgende Eintragung zu diesem Vorgang aus:
"Durch den Herrn Bürgermeister Deuerling aus Falkenhain ist an den GKR die Bitte herangetragen worden, einen alten
Gedenkstein aus der Gemarkung Falkenhain in Richtung der alten Windmühle, auf dem Gelände vor der Kirche aufzustellen. Durch
den GKR wird dieser Bitte stattgegeben."
Welche Bedeutung hatte dieser alte Gedenkstein?
Eine Inschrift weist er nicht aus. Ein Grenzstein politischer oder kirchlicher Natur, etwa im Sinne des Groitzscher Pfarrers
Helbig, der es als Grenzzeichen kirchlicher Hoheitsgebiete ansah, kann es nicht gewesen sein, auch nicht ein Wettiner Kreuz, wie
ein solches 1528 auf der Luckaer Flur gestanden hat. Sein einstiger Standort, westlich von Falkenhain, schließt diese Deutung
vollkommen aus. Falkenhain war ein Grenzdorf des politischen Kreises Zeitz, kirchlich gehörte es zum Bistum Zeitz-Naumburg.
Der Stein hätte bei diesen Deutungen demnach östlich von Falkenhain stehen müssen.
Mit Sicherheit stellt dieses Kreuz ein mittelalterliches Rechtmal dar, es ist ein sogenanntes Mord- oder Sühnekreuz. Derartige
Kreuze wurden einst zur Sühne für einen Mord gesetzt. Der Mörder mußte eigenhändig das Kreuz anfertigen und setzen, es ist ein
Charakteristikum für Laienarbeit des Mittelalters. Im Zeitzer Lande gibt es noch mehrere dieser Kreuze. Sie stehen meist abseits an Feldwegen, versteckt an Rainen oder Hecken, teilweise sind sie ein Stück in der Erde versunken. Oft werden merkwürdige Geschichten von ihnen erzählt, Sagen haben sich um die bemoosten Steine gebildet. Sie wurden früher mitunter scheu von den Dorfleuten erzählt und veränderten sich im Laufe der Zeit, doch der alte Kern blieb meist richtig erhalten.
Steinkreuz - Mordkreuz! So hat es auch der Dichter Hermann Löns aufgefaßt:
Es steht ein Kreuz am Wege,
ein alter, grauer Stein.
Es grub in ihn der Steinmetz
wohl Kreuz und Beil hinein.
Keiner ward vergessen,
jeder bekam sein Teil:
Ein Kreuz bekam der eine,
der andere das Beil!
Als Untatsangedenken
es dort am Wege steht.
So meldet die Bauernkunde,
die von dem Steine geht.
Das Falkenhainer Totenregister, welches mit dem Jahre 1616 beginnt, berichtet nichts über einen derartigen Mord. Walter Saal
aus Neumark (Geiseltal), der sich als Experte intensiv mit den Steinkreuzen im Zeitzer Land befaßte, ordnete das Falkenhainer
Steinkreuz ins 14. Jahrhundert ein. Er fügte aber später einschränkend hinzu, das diese Annahme nicht gesichert ist. Die Fußform
des Kreuzes, die mit zeitbestimmend ist, kann ja leider nicht ermittelt werden. Mit Sicherheit kann aber erwähnt werden, der Anlaß
zum Setzen des Steinkreuzes lag vor dem Jahre 1616.
Der einstige Standort des Kreuzes lag an einem alten Handelsweg, dem Peter-und-Paul-Weg. Dieser Handelsweg nahm
seinen Anfang in Naumburg, dem Ort des Peter- und PaulMarktes. Er führte weiter aus Zeitz kommend nach Langendorf,
Falkenhain, Schnauderhainichen, Wintersdorf, Lehma, Gerstenberg, Windischleuba, Pöppschen, Bocka und Altmörbitz und hatte
hier Anschluß an die Erzgebirgs- oder Reitzenhainer Straße. Eine alte Landkarte aus dem Jahre 1609 belegt diese Straßenführung.
Zwischen Schnauderhainichen und Wintersdorf gab es den Flurnamen Diebesgrund. Diebe pflegten dorthin zu gehen, wo etwas zu
holen war, ihr bevorzugtes Ziel waren die Handelswege. Es ist also durchaus möglich, daß auf diesem alten Handelsweg, in der Nähe
des einstigen Standortes des Kreuzes, ein Mord geschehen ist. überdie ruchloseTatgibt keine ChronikAuskunft, Opfer und übeltäter
bleiben so für immer im Dunkel der Geschichte verborgen.
Im Altenburger Land existieren nur noch wenige Mord- oder Sühnekreuze, sie verdienen schon aus diesem Grund besonderen
Schutz.
(Unsere Heimat, Heft 5, 1996)