PLZ:
07751GPS:
N 50° 57,335', O 11° 31,612'Standort:
Etwa 900m südöstlich des Ortes, im Mühltal, etwa 80m südlich der B 7, östlich an dem Weg, der nahe der oberen Waldgrenze in südliche Richtung von der Straße abzweigt.Größe / Material:
120:31-37:20-25 / KalksteinGeschichte:
[...] Bis 1844 verlief die ursprüngliche Straße weiter südlich, wo noch heute ein versteckt-unauffälliger Meilenstein mitten im Wald die alte Trasse markiert. Wenige Hundert Meter unterhalb von Isserstedt, wo heute auf der vielbefahrenen B 7 kaum Ruhe einkehrt, führte bis dahin nur ein schmaler Waldweg neben dem Flüsschen talabwärts nach Jena; das Tal selbst wird, 1793 als "öde und schauerlich" beschrieben und dabei auch erwähnt, dass es durch die Enge seiner Felsen "äußerst leicht überschwemmt wird". Regenfluten auf der Hochebene oder die Schneeschmelze führten rasch zu reißenden Wassermassen im Mühltal. Und genau ein solches Ereignis wurde 1830 einem jungen Mädchen zum tödlichen Verhängnis, woran nur in Steinwurfnähe der Straße bis heute eine beschriftete Steinsäule erinnert: der Stiebritzstein.DER HIER AM XXVI. FEBRUAR MDCCCXXX DURCH DAS GROSE WASSER VERUNGLÜCK TEN JUNGFRAU I. F. H. STIEBRITZ GEB ZU JENA DEN XXI. MAI MDCCCXIII. |
Sage:
Quellen und Literatur:
Seitdem das Mühlthale durch die Anlage des Lommerweges einen der schönsten Spazierwege in der nächsten Umgebung
von Jenas erhalten hat, begnügt sich die Spaziergänger meistens nur diesen Promenadenweg und verbinden damit höchstens och einen Aufstieg nach
Cospeda durch das Rosenthal (Wiesenweg), während der obere Theil des Mühlthales, d.h. die Chaussee bis hinauf nach Isserstedt nur noch ausnahmsweise
besucht wird. Von den von Jena nach den vier Himmelsrichtungen auslaufenden Chausseen bietet keine so viele und angenehme Abwechslung, wie die nach
Westen nach Isserstedt führende; neben charakteristisch hervortretenden, hübsch bewachsenen Bergen sind es hauptsächlich die den Schachfiguren ähnlich
gezogenen sog. Hainbuchen, die vom Schneckenberg ab (von da, wo die Großschwabhäuserstraße abzweigt) in einer Entfernung von 1½ Kilometer beide
Seiten der Chaussee bis kurz vor Isserstedt einrahmen, und die das Augenmerk des Spaziergängers angenehm auf sich ziehen. Der verstorbene Bauinspektor
Botz hat sich durch diese Anlage (besonders schön vom Kilometerstein 16 ab) und durch die sorgsame Pflege, die er seinen Lieblingen stets hat angedeihen
lassen, selbst ein bleibendes, würdiges Denkmal gesetzt. Aber nicht allein diese Naturschönheiten nehmen unseres Interesse in Anspruch, sondern es verdient
auch hingewiesen zu werden auf das etwa eine Viertelstunde unterhalb Isserstesdt am wilden Leutrabett (im Hopfenthale) vorhandene Stiebritz-Denkmal, einen
einfachen Gedenkstein, welchen ein weil, hiesiger Bürger Schl. seiner an dieser Stelle verunglückten Braut gesetzt und durch Pflanzen dreier Birken noch
besonders geschmückt hat. Nach Aussage älterer Isserstedter Leute soll das junge Mädchen einer Einladung des damaligen Isserstedter Lehrers zum
Schlachtfest haben folgen wollen. Der Denkstein trägt folgende Inschrift: "Denkmal der hier am 25. Februar 1830 durch das große Wasser verunglückten
Jungfrau J.F.H. Stiebritz, geb. zu Jena, den 21. Mai 1813." Ende der 70er Jahre ist die bis dahin sehr werwitterte Inschrift auf Kosten der Gemeinde in
pietätvoller Weise wieder erneuert worden und es hat sich dabei ein verzeihlicher Fehler in Bezug auf das Datum eingeschlichen, denn das Isserstedter
Kirchenbuch enthält folgenden Eintrag: "Am 27. Februar 1830 verunglückte und wurde am 2. Maerz mit Predigt beerdigt Jungfrau Johanna Friederike Henriette
Stiebritz, des Joh. Heinr. Stiebrietz, Bürgers und Maurers in Jena älteste Tochter, alt 16 Jahre 10 Monate 6 Tage .... Sie wollte an diesem Tage nach Isserstedt
gehen; es war heftiges Thauwetter eingefallen. Im Hopfenthale war ein gewaltig wildes Wasser, wahrscheinlich hat sie dieses durchwaten wollen, war aber von
dem Strome fortgerissen worden. Gegen Abend wurde ihr Leichnam unter dem Röthel (Rödels-Berg) bei den Flachsrösten (also da, wo das Ziskauer Thal in das
Mühlthal einmündet) an eine Pappel gefunden."
Der über den Verlust seiner Braut sehr betrübte Schl. wußte das Andenken an dieselbe noch besonders dadurch zu eheren, daß er erst nach mehr als
20 Jahren, und zwar nur durch langjähriges Zureden seiner hochbetagten Mutter, sich zur Eingehung einer Ehe entschließen konnte.
Der ganze Weg bis zum Gedenkstein beträgt von Jena aus 6 Kilometer. Wir verfolgen zunächst den Lommerweg bis hinauf zu dem "Carl August-Denkmal",
von da ab Chaussee bis kurz vor Isserstedt. Bei Kilometerstein 15,1 gegenüber (an der südlichen Seite der Chaussee) zweigt im spitzen Winkel ein Fahrweg
ab (Wegweiser: Schneckenberg - Jena), der uns in südöstliche Richtung über das wilde Leutrabett mit etwa 500 Schritt zu den schon von weiten
sichtbaren 3 Birken mit dem dazwischenstehenden Denkstein bringt. Wir benutzen diesen Fahrweg nunmehr gleich als kürzesten Rückweg nach Jena, indem
wir in östliche Richtungdurch hübschen Nadelwald bergaufwärts wandern,nach etwa 6 Minuten (Wegweiser nach Jena)die über den Schneckenberg führende
alte Fahrstraße überschereiten und nun steil bergabwärts auf schmalem Fußpfade bei Kilometerstein 16,9 wieder auf die Chaussee im Mühlthale gelangen, oder
wir vermeiden den steilen Abstieg und verfolgen von da ab, wo wir die alte Fahrstraße erreichen, diese - Anfangs in östlicher, also links bergab, (Wegweiser: Alte
Straße, ) dann in südlicher Richtung - die uns demnach in größerem Bogen, aber bequem bergabwärts, durch Nadelholzwald in etwa 10 Minutengegenüber dem
Kilometerstein 16,8 wieder auf dieselbe Chaussee bringt.
(Helmrich, Wilh. Const. - Wanderbilder und Waldparthien aus Jena's Umgegend
und dem Saalethale. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage , Jena 1902, S.29-31)