Deutschland Thüringen Ilm-Kreis

Manebach


Der Mönchstein auf
einem Notgeldschein
von 1921

PLZ: 98693

GPS:

Standort: Gegenüber dem Waldgasthaus "Mönchhof".

Größe / Material:

Geschichte: Der Stein, datiert aus dem 12. Jahrhundert, zeigt als Relief mit Inschrift den Heiligen SANKT GEORG. Seine linke Hand hält einen dreieckigen Schild, die rechte eine Lanze. Er trägt ein langes bis an das Knie reichende Kettenhemd und einen Heiligenschein.
Der Lehrer Bader aus Manebach entdeckte im Jahre 1903 diesen Stein in etwa 50m Entfernung vom "Mönchhof". Zusammen mit dem damaligen Wirt und Förster Frankenberg grub er ihn aus und schaffte ihn zum Anwesen, wo der Stein dann bis zum Jahre 1906 an der Ostwand des Gebäudes stand. Am 13. September 1906 wurde der MÖNCHSTEIN schließlich an seinen heutigen Platz aufgestellt. (Waldgasthaus Mönchhof)

Sage: Im Forst des Dorfes Manebach, das früher Am Bach hieß steht ein Denkstein mit dem Bilde eines Mönches, von diesem wird erzählt: Es war einem Kloster zu Erfurt so viel Land und Waldung versprochen, als so weit ein Mönch einen ziemlichen Stein tragen würde. Da machte sich ein Bruder auf den Weg, und trug den Stein an einem Tag von Erfurt bis in den Manebacher Forst und wanderte rastlos, bis er niedersank und seinen Geist aufgab. An jener Stelle hat man hernach den Stein aufgestellt und den Mönch zum Gedächtnis darauf ausgehauen. (Bechstein 1837)

Quellen und Literatur:
Waldgasthaus Mönchhof
Bechstein, Ludwig - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Theil 3, Meiningen und Hildburghausen 1837
Gedicht von August Trinius



Der Heimatdichter August Trinius
widmete dem Mönchstein folgendes Gedicht:

Beim Mönchhof, wo aus der Täler Lauf
Keuchend die Straßen zum Gebirge hinauf
Da haben sie ihn wieder aufgericht
Den uralten Stein mit dem zerschlagenen Gesicht.

Mit dem Runzeln und dem grauen Haar
Um das Stürme tobten viel hundert Jahr
Und als über dem Hochwald Dunkel sich senkt
Ein kleiner Zug zum Steine lenkt.

Vier Menschenkinder Hand in Hand
Blicken Schweigend zum Steine unverwandt.
Halb sinnend, halb lachend ein junges Blut
Eine Frau mit Augen wie Sommerglut.

Einer der klopfenden Herzen lauscht,
Was der Nachtwind in aus dem Wipfeln rauscht.
Der vierte aber senkt ernst sein Haupt
Und leise spricht er: "Wenn's mir erlaubt,

Dann möcht ich unter diesem Stein
Wohl dermaleinst begraben sein!"
Und wieder Schwiegen rings im Kreise
Da hebt es an, da regt es sich leise

Wie Geistergeflüster zeiht's durch die Nacht
Der alte Mönch ist aufgewacht!
Durch den steinern Leib rieselt flüchtiges Leben
Und Lippen künden mit heimlichen Beben.

"Ich fehlte eins! Und um der Liebe Schuld
Da nahm ich den Stein auf in Geduld
Und trug ihn im härenen Ordenskleid
Über die Berge in Weh und Herzensleid

Büßend und betend und sehnsuchtskrank
Bis ich zu Tode niedersank
Ihr Bild, ihr Name meines letztes Wort
Sie setzten den Stein zu Häupten mir

Denkmal der Schuld
und doch auch Herzenszier!
Keiner geht ohne Schuld durch die Welt
Wem aber die Liebe das Herz erhellt

Die Lieb, ob sie sein darf oder nicht
Der schaut in Gottes Angesicht.
Der fühlt aller Dinge Anfang und Ende
Ruhen allein in der Liebe Hände.

Viele Hundert Jahre hielt ich hier Wacht
Und hab darüber nachgedacht.
Viele hundert Jahre werd ich noch stehen
Wenn Geschlechter auf Geschlechter vor mir verwehen.

Und wer der Weges kommt gefahren
Und hat der Liebe Leid erfahren,
Dem will ich still ins Auge seh'n,
Daß er getröstet kann wiedergeh'n!"


Still ist's wieder im dunklen Tann
Vier Menschenkinder sehen sich an,
Und Hand in Hand schreiten sie zurück
Im Herzen ein Ahnen vom höchsten Glück!


Sühnekreuze & Mordsteine