Deutschland Thüringen Unstrut-Hainich-Kreis

Schlotheim (I)


Abbildung bei
Störzner (1984)

Abbildungen bei
Fleischmann (1974)

PLZ: 99994

GPS: N 51° 13,575', O 10° 40,026'

Standort: Ca. 2,5km südlich der Stadt, im nördlichen Teil des Waldgebietes "Sonder", unmittelbar am westlichen Rand der unbefestigten Ortsverbindungsstraße Schlotheim - Neunheiligen.
Ab Schlotheim fährt man in südlicher Richtung zum Stadtteil Hohenbergen. Etwa 700m nach dem Stadtrand erreicht man auf der Höhe des Berges eine scharfe Rechtskurve, man verlässt die asphaltierte Straße aber geradeaus in südlicher Richtung auf den Wald zu. Weiter geradeaus zum Waldrand, hier achte man links auf eine gelbe Gastrassenmarkierung. Von dieser Markierung aus noch 500m auf der unbefestigten Straße in den Wald, am rechten Straßenrand auf den Stein achten. Momentan keine Markierung oder Hinweisschild, schräg gegenüber eine Art Bank.

Größe / Material: 42:39:23 / Kalkstein

Geschichte: Gedenkstein mit grabsteinartiger Silhouette, abgeschrägtes Dach, streng symmetrische Form. Auf der Ostseite ein erhaben hervortretendes Kreuz (Höhe: 26cm, Breite: 19cm, ca. 1cm hervortretend). Auf der Westseite eine stark verwitterte Inschrift.

Benennung: "Studentenkreuz". Gedenkstein für den hier am 25. Juli ermordeten J. Goswin Krackrügge. Steinblock mit rechteckigem Querschnitt und satteldachartigem Scheitel. Scharfkantig. Ostseite: Plastisch herausgearbeitetes lateinisches Balkenkreuz (19x27cm). In Erdhöhe halbkreisförmiges, nach oben geöffnetes Rankenornament, plastisch herausgearbeitet. Eingetitzt auf der Westseite:
1853
Goswin Krackrügge
aus Erfurt
ermordet d. 25. Juli
Sterbeeintrag für J. Goswin Krackrügge, gestorben am 25. Juli 1853 und begraben am 3. August, "nachdem der durch Raubmord Umgekommene erst am zweiten August aufgefunden worden" (Dterberegister Schlotheim - nach Fleischmann 1975). Auf weitere Unterlagen verweist Fleischmann (1975). Danach wurde der 15jährige Schüler von dem Kriminellen H.A. Bernberg durch zahlreiche Messerstiche getötet und ausgeplündert. Bernberg wurde am 28. Juli 1854 in Erfurt hingerichtet. Der Vater des Ermordeten war der Erfurter Demokrat Goswin Krackrügge. (Störzner 1984)

Schlotheim
Im Sonderwald, dicht am westlichen Rand des Waldweges von Neunheilingen nach Schlotheim, Mbl. 4730; S 11,9; W 3,0. Gedenkstein mit sattelförmigem Abschluß, "Studentenkreuz". Kalkstein. 40 bzw. 50x38x22cm.
Auf der Vorderseite befindet sich erhaben ein lateinisches Kreuz (18x26cm). Im unteren Teil ist halbkreisförmig ein Rankenmuster ebenfalls erhaben angebracht. Die Inschrift auf der Rückseite ist schlecht zu entziffern:
1853
Goswin Krackrügge
aus Erfurt
ermordet ...
In Neunheilingen erzählt man sich, daß ein Student aus Erfurt auf dem Wege nach Schlotheim von einem Straßenbauarbeiter seiner goldenen Uhr und anderer Dinge beraubt und ermordet wurde. Anschließend wurde die Leiche im Wald versteckt. An der Stelle des Totschlags wurde der Stein errichtet.
Im Sterberegister der Kirchengemeinde Schlotheim, Jahrgang 1853, findet sich folgende Eintragung :

"J. Goswin Krackrügge, ehelicher 1.Sohn, 1.Kind des Herrn Goswin Friedrich Arnold Leopold Krackrügge, Kaufmann zu Erfurt. Alter: 15 Jahre 3 Monate
Tag des Todes: Am 25. Julius, wahrscheinlich zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags.
Begräbnis: Am 3. August, mit Chorgesang und Rede, auf dem Gottes Acker, Abends, nachdem er durch Raubmord umgekommen erst am 2. August aufgefunden worden."

Im Pfarrarchiv befindet sich eine lange Niederschrift vom Vater des Ermordeten über die Wanderung und Auffindung des Jungen. Danach wurde die Leiche in der Sonder dicht am Wege von Neunheilingen nach Schlotheim gefunden. (Fleischmann 1975)

Sage: Hier soll ein Student ermordet worden sein. - Ein Schlotheimer Mädchen liebte einen jungen Mann aus Erfurt, der nach der glücklich zusammen verbrachten Kirmes den Heimweg antrat. In der Sonder wurde er erschlagen, und das Mädchen suchte aufgrund einer bösen Vorahnung hier nach ihm, fand ihn und starb bald darauf. - Hier soll man einen Menschen tief seufzen hören (1979 mündlich, sehr bekannt).

Quellen und Literatur:
Fleischmann, Wilhelm - Steinerne Zeugen der Vergangenheit im Kreis Bad Langensalza, 1975, S.18
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen / Inventar Bezirk Erfurt, 1984, Nr.169
recherchiert und bebildert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda
Ergänzungen von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto von September 2011)



Schlotheim (II)

GPS:

Standort: Von voherigen Standort aus geht man wenige Schritte süd-westlich.

Größe / Material: 37:37:17 / Kalkstein

Geschichte: Kalkstein-Findling mit unregelmäßiger Kontur - an zwei Seiten vom Wurzelwerk des Baumes umschlossen. Auf der Südostseite ein zweifach eingetieftes lateinisches Kreuz. Äußeres Kreuz: oben grob konturiert (29cm hoch, 23cm breit, ca. 1-1,5cm tief), darin sauber eingearbeitet: Inneres Kreuz (23cm hoch, 13cm breit ca. 1cm tief). Keine Inschriften.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda
Ergänzungen von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Foto von September 2011)


Sühnekreuze & Mordsteine