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Urnshausen


Blick zum Standort
Foto: Störzner (2014)

die andere Seite
Foto: Störzner (2014)

PLZ: 36457

GPS:

Standort: Im Tal des Schönseebaches, vom Caravan-Stellplatz aus etwa 400 Meter westlich im Wald.

Größe / Material: 75cm hoch

Geschichte: [...] Erst Mitte der 1990er-Jahre gelang seine Auffindung, wobei er in der engeren Umgebung den interessierten Einwohnern natürlich bekannt war. Erschwerend kam hinzu, dass sich hier bis 1991 ein militärisches Sperrgebiet ausdehnte. [...]
   Prägendes Element des oben abgerundeten Steines ist ein lateinisches Balkenkreuz, dessen Konturen die ganze Nordseite einnehmen.
   Die Gegenseite überrascht mit einer nicht weniger als 12 Zeilen umfassenden, in Versalien ausgeführten Inschrift. Sie ist aber leider nur noch bruchstückhaft lesbar und vermittelt, dass hier ein Mann mit dem Vornamen Thomas "in Gott selig entschlaffen" ist. Dieser (unvollständigen) Kernbotschaft schließen sich eine Gnadenformel, das Amen und die bildliehe Darstellung eines Pulverhorns an. [...]
   Seiner Anmutung nach stammt der Stein aus dem 18.Jahrhundert. Er kann durchaus gemeint sein, wenn 1765 in einer Beschreibung des Urnshäuser Forstrevieres ein "MordFleck, so die Creutz Flur genannt wird", sowie eine "Creutz Flurs Wand" (der Berghang jenseits des Weges) Erwähnung finden.
   Weil Inschrift und Quellen versagen, bleibt einzig noch die von Wucke aus der Zeit des siebenjährigen Krieges (1756-63) überlieferte Sage "Vom langen Fähndrich". Danach handele es sich um Todesort und Grabstelle eines kaiserlichen Fähnrichs (Fahnenträger). Dieser sei von auffälliger Größe und Waghalsigkeit gewesen. Als sich im Feldagrund preußische Jäger zeigten und er ihnen entgegen ritt, wurde er getroffen und stürzte "mit einem gräßlichen Fluche vom hohen Gaul".
   Seitdem sei es an dieser Stelle nicht mehr geheuer, "denn manchem sind dort des Nachts beim Anblick des langen Fähndrichs die Haare zu Berge gestiegen."
   Die nüchterne Einschätzung aber lässt annehmen, dass man zumal in Kriegszeiten - einem fremden Militärangehörigen kein so aufwendiges Denkmal fernab in den Wald gesetzt hätte.
   Vielleicht weist die in Zeile 4 andeutungsweise noch erkennbare Silbe "FORST..." doch eher auf einen einheimischen Förster oder Forstarbeiter hin. (Störzner 2014)

Sage:

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Der "lange Fähndrich" bei Urnshausen, in: Thüringer Allgemeine vom 12.07.2014
recherchiert und bebildert von Frank Störzner, Kleinmölsen (Fotos von 2014)


Sühnekreuze & Mordsteine