Deutschland Thüringen Kyffhäuserkreis

Wasserthaleben


Blick zum Standort

Rückseite

Abbildung bei
Störzner (1984)

PLZ: 99718

GPS: N 51° 15,707', O 10° 52,029'

Standort: Der Schäferstein steht am Streitfleck zwischen Großenehrich und Wasserthaleben, etwa 30 Meter vom rechten Ufer des Bennebachs entfernt an einer nicht sehr hohen Geländestufe, und zwar ca. 70 Meter südwestlich der Stelle, wo dieser Bach in die Helbe mündet. Man erreicht den Stein eigentlich nur von Großenehrich aus, und zwar auf dem ca. 3km langen Schäfersteinweg (gelbes Viereck), an dessen Ende er steht.

Größe / Material: 117: 61:28 / Kalkstein

Geschichte: Benennung: "Schäferstein" / "Streitstein". Der Stein hat auf der vorderen Seite ziemlich unleserlich gewordene Einritzungen. Die Jahreszahl 1604 und die in der Sage angesprochenen Kürzel BD und BH lassen sich jedoch mit einiger Mühe noch erkennen. Es scheinen auch noch andere Einritzungen vorhanden zu sein, die man jedoch gar nicht mehr deuten kann.
Auf der Rückseite des Steines ist ein lateinisches Krückenkreuz eingeritzt.

Der Stein steht direkt an der Gemarkungsgrenze zwischen Bliederstedt und Wasserthaleben. Es wird daher angenommen, dass es sich eigentlich um einen alten Grenzstein handelt. (Jünemann 2005)

Gedenkstein. Etwa 2000m westnordwestlich des Ortes, 150m westlich der Eisenbahnstrecke Erfurt-Nordhausen, oberhalb des Abhanges zur Helbe, weglos im Wiesengelände. Unmittelbar am Schnittpunkt der Gemarkungsgrenzen von Großenehrich, Otterstedt und Wasserthaleben.
Flurname: Streitfleck.
Name: Streitstein; Schäferstein.
Steinblock mit rechteckigem Querschnitt und gerundetem Scheitel.
Kalkstein.
Höhe: 125cm, Breite: 62cm, Stärke: 26cm.
Eingeritzt auf Nordwestseite: 1604; darunter: Zweizinkige Gabel. Zu deren beiden Seiten eingeritzt: BD / BH und H / F. Auf der Südostseite: T.
Stärkere oberflächliche Verwitterung, sonst gut erhalten.
Errichtet wohl 1604 oder kurz danach. (Störzner 1984)

Sage: 1. Zwei Schäfer gerieten wegen der Weidefläche in Streit und sollten sich dabei hier gegenseitig erschlagen haben.
2. In einem Streit soll hier ein Schäfer einen anderen mit dem Knotenstock erschlagen haben (1982 mündlich). (Störzner 1984)
3. Im Jahre 1604, so will es die Sage, zogen die Schäfer mit ihren Herden von Wasserthaleben und Großenehrich der Helbe aufwärts und dem Bennebach abwärts in Richtung der Einmündung des letzteren in die Helbe. Als sich die Schäfer sahen, gingen sie ihren Herden voraus und ließen sich nach der üblichen Begrüßung im Gras nieder, um, wie wir heute sagen würden, einen Erfahrungsaustausch über die tägliche Arbeit vorzunehmen - und offensichtlich hatten sie sich viel zu erzählen; denn unbeachtet von ihren Hirten näherten sich die beiden Herden einander und vereinigten sich zu einer großen Herde, was selbst die Hunde nicht verhinderten.
Als nun die Schäfer diese Eigenmächtigkeit ihrer Schutzbefohlenen erkannten, nutzte alles Rufen und Schimpfen nichts mehr; die Herden waren nicht mehr auseinander zu treiben. Nun erhoben sie gegenseitige Vorwürfe und einer beschuldigte den anderen, nicht aufgepaßt zu haben. In ihrer Rage schlugen sie mit ihren Hirtenstöcken aufeinander ein, bis beide getroffen sterbend niedersanken.
An der Stelle, an der das Unglück geschah, setzten die Kommunen beider Orte einen Gedenkstein, der im Volksmund "Schäferstein" genannt wurde und auf der Vorderseite des Steines sollen die Buchstaben B D und B H die Anfangsbuchstaben der Vor- und Familiennamen der beiden Schäfer sein.
Soweit die Sage.
Allein in den Kirchenbüchern beider Orte finden sich keine Bewohner, also auch keine Schäfer, in dem hier in Frage stehenden Jahr 1604, auf die diese Buchstaben zutreffen. Darum muß wohl der Zweck und die Bedeutung dieser Säule eine andere sein. (Jünemann 2005)

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, S.115, Nr.270
Jünemann, Hartmut - Die Sage vom "Schäferstein" (aus: Das romantische Mühltal bei Großenehrich. Das Tal der acht Mühlen, unveröffentlichtes Manuskript), in: Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Greussen, 13.Jg., 13.Januar 2005, Nummer 01/05, S.25
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Fotos von April 2013)


Sühnekreuze & Mordsteine