Jetřichovice / Dittersbach (I)


Blick zum Standort

PLZ:

GPS:

Standort: Von Jetřichovice mit der grünen Markierung Richtung Norden zum Kanapee / Pohovka, einem Kreuzungspunkt der touristischen Wege im Gebiet der Dittersbacher Felsen. Hier unmarkiert weiter nach Norden in den Kleinen Nassen Grund (Malý mokrý důl). Nach etwa 0,5km zweigt in einer Linkskurve rechts der Königsteichgrund ab (es ist der erste markante Abzweig nach der Kreuzung Pohovka). An diesem Abzweig ist unter einem Felsmassiv eine gemauerte Einfassung für eine Quelle. Nach etwa 200 Metern passieren wir im Königteichgrund eine Wildfütterungsstelle. Nun noch ca. 60 Meter weiter, dann können wir das Kreuz an einem nicht allzu großen Felsen links am Hang entdecken, etwa 20 Meter vom Weg entfernt. Der Königsteichgrund ist wenig später nicht mehr begehbar.
Auf der Wanderkarte von Rolf Böhm "Böhmische Schweiz" (3.Aufl. 2011) ist der Königsteichgrund eingezeichnet, ansonsten fehlt er auf den uns bekannten handelsüblichen Karten. Eine offizielle tschechische Bezeichnung existiert nicht, eine mögliche freie Übersetzung wäre Údolí (rokle) královského rybníku.

Größe / Material: 85:58:? / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Storms Kinder" / "Stormovy děti" (Stormův pomníček). In Sandstein-Felsen eingemeißelte Kapelle mit erhabenem Kreuz und der Jahreszahl 1855.
Franz und Anna Storm, die Kinder eines Garnhändlers aus Rynartice / Rennersdorf, verirrten sich im Sommer 1855 beim Heidelbeerensuchen. Sie wurden erst Tage später im Königsteichgrund gefunden. Anna überlebte, für den 6-jährigen Franz kam jede Hilfe zu spät. Seitdem wird die Stelle Storms Kinder / Stormovy děti genannt.
Anmerkung: Nach einer Information von A. Prescher, Großschönau, soll Anna die Tochter einer Nachbarsfamilie gewesen sein.

Sage:

Quellen und Literatur:
Belisová, Natalie / Patzelt, Zdeněk / Sojka, Václav - Volkstümliche Denkmäler der Böhmischen Schweiz. České Švýcarsko o.p.s., 2011
Drobné památky v Českém Švýcarsku. Správa NP ČŠ, Krásná Lípa 2010
smircikrize.euweb.cz, Inventar-Nr. 2073, eingesehen am 15.01.2013 und 02.04.2013
mündliche Informationen von Andreas Prescher, Großschönau 2013
recherchiert und bebildert von Andreas Bültemeier, Strahwalde (Fotos vom 31.03.2013)



Jetřichovice / Dittersbach (II)


Blick zum Standort

GPS:

Standort: Vom Lagergrund / Taborový důl in Richtung Balzhütten / Na Tokáni zweigt etwa in der Hälfte des Grundes an der Grenze des Fichten-Hochwaldes zu einem jüngeren Bestand nach rechts ein Waldpfad ab, der sich kurz darauf verzweigt - hier geradeaus genau in Richtung Westen weiter, nicht nach links. Bald darauf wird der Pfad schwieriger, das Gelände ist teilweise feucht / sumpfig. Ein felsiger Absatz konnte im Frühjahr 2013 mit einer Holzleiter überwunden werden. Schließlich beinahe weglos in die von Felsen abgeschlossenen Bärenlöcher. Ganz am Ende ist rechts im Fels die Tafel eingelassen. Einen anderen Weg hierher gibt es nicht.
Auf Grund der Nähe zu den Schutzzonen des Nationalparks Böhmische Schweiz sind zeitweilige Sperrungen des Gebietes unbedingt zu beachten. Normalerweise ist der als Radweg Nr.3029 ausgewiesene Abschnitt Böhmerstraße / Česká silnice - Nasser Grund / Mokrý důl - Lagergrund / Taborový důl - Balzhütten / Na Tokáni jedoch ganzjährig begehbar / befahrbar.

Größe / Material: Marmor

Geschichte: Marmortafel, in Sandsteinfels eingelassen. Verwittert, Inschrift teilweise nur noch schwer lesbar:

Rudolf Keller
18      99
26/9
Im Frühjahr 1899 verschwand der im Dienst des Fürsten Kinsky stehende Forstadjunkt Rudolf Keller spurlos. Verzweifelt suchten ihn wochenlang die Forstbediensteten und Jäger, unterstützt von der Bevölkerung. Erst ein halbes Jahr später, am 26.09.1899 fanden Franz Hegenbarth und Johann Franz Mahr in den beinahe unzugänglichen Bärenlöchern / Medvědí díry die sterblichen Überreste. Keller wurde höchstwahrscheinlich bei einem Zusammenstoß mit Wilderern erschossen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Belisová, Natalie / Patzelt, Zdeněk / Sojka, Václav - Volkstümliche Denkmäler der Böhmischen Schweiz. České Švýcarsko o.p.s., 2011
Kletterführer Böhmische Schweiz, Sportverlag Berlin 1979
mündliche Informationen von Andreas Prescher, Großschönau 2013
recherchiert und bebildert von Andreas Bültemeier, Strahwalde (Fotos vom 5.05.2013)



Jetřichovice / Dittersbach (III)

GPS:

Standort: Das Kreuz im Tal der Kamenice / Kamnitz und in der Nationalparkzone I der Böhmischen Schweiz ist nicht zugänglich. Für diesen Teil des Kamnitztales besteht zum Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten ein absolutes Betretungsverbot, welches auch deutlich ausgeschildert ist. Es besteht auch keine Zugangsmöglichkeit aus Richtung Rosendorf / Růžová bzw. Kamnitzleiten / Kamenická Stráń.
Der gesperrte Bereich beginnt an der Einmündung des Kirchsteiges in das Kamnitztal, welcher einst von Hohenleipa / Vysoká Lípa nach Rosendorf / Růžová führte. Hier sind noch Reste der früheren Kirchgrundbrücke erhalten, die bei einem Hochwasser 1910 zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Nur ein kurzes Stück nach der Absperrung ist das Gelände nicht mehr begehbar. Die Sperrung erstreckt sich in westliche Richtung auf einer Strecke von ca. 4km bis zur Einmündung des Weges von Mezní Louka / Rainwiese in das Kamnitztal. Der letzte noch gesperrte Abschnitt vor dieser Einmündung wird von alters her "Ve strži“ / "Im Sturz“ genannt. Die Bezeichnung geht auf einen Felssturz zurück. In diesem Bereich ist das Felsenkreuz in einer Felswand am nicht begehbaren rechten Ufer der Kamnitz eingemeißelt.

Größe / Material:

Geschichte: Benennung: "Renetův kříž". In Sandstein-Felsen eingemeißeltes Kreuz. Inschrift:
26.5.
1893
KARL RENET
Darunter links JOSEF. KK 37, Bedeutung unbekannt. Der Name Rennet ist nicht richtig geschrieben.

Karl Rennet war der Sohn des Hohenleipaer Revierförsters Franz Rennet in der Herrschaft derer von Clary-Aldringen. Die. Familie bewohnte das Forsthaus unweit eines nahe gelegenen Jagdschlösschens (heute das bekannte Hotel Zámeček) und besaß auf der Hochebene oberhalb der Kamnitzschlucht auch eine kleine Ackerfläche. Am 26.03.1893 war die Mutter des 3-jährigen Karl dort zur Frühjahrsbestellung arbeiten. Der kleine Junge spielte während dessen im Gras. Nach einer Weile bemerkte die Mutter, dass das Kind verschwunden war. Beim Spielen war es zu nahe an die Felsen über dem Abgrund geraten und in die Kamnitz gestürzt.
Die verzweifelten Hilferufe der Mutter wurden von einer Gruppe von Waldarbeitern gehört, die am gegenüber liegenden Ufer im Holzeinschlag beschäftigt waren. Zu ihnen gehörte der 15-jährige Emil Weigel aus Kamnitzleiten / Kamenická Stráń. Dieser erblickte als erster den leblos wirkenden Körper des Kindes im Wasser, sprang in die Kamnitz und barg das Kind. Mit Hilfe der anderen Waldarbeiter gelang die Wiederbelebung, und wie durch ein Wunder war das Kind auch äußerlich unverletzt.
Man brachte das Kind nach Hause. Als der herbeigerufene Arzt Dr. Böhm aus Rosendorf eintraf, war Karl Rennet schon wieder bei vollem Bewusstsein und bester Gesundheit. Das Felsenkreuz erinnert an diese Begebenheit.
Emil Weigel erhielt für seine beherzte Tat ein Dankschreiben des damaligen Tetschener Landeshauptmanns Brem mit folgendem Inhalt:
"Ich habe erfahren, daß Sie am 26.5. dieses Jahres unter Einsatz ihres eigenen Lebens den 3-jährigen Karl, Sohn des Revierförsters Franz Rennet, vor dem Tod durch Ertrinken gerettet haben. Ich fühle mich berufen Ihnen aus diesem Grund für Ihre tapfere und unerschrockene Tat meine volle Anerkennung zu überbringen."
K.K. Landeshauptmann in Tetschen (Decín), am 22.Juli 1893
K.K. Landeshauptmann Brem
(Uhlmann, 1936)

Sage:

Quellen und Literatur:
Uhlmann, L. - Kamnitzleiten - eine Lebensrettung, in: Bensener Bezirks-Kalender, 1936
Belisová, Natalie / Patzelt, Zdeněk / Sojka, Václav - Volkstümliche Denkmäler der Böhmischen Schweiz. České Švýcarsko o.p.s., 2011, S.105
Drobné památky v Českém Švýcarsku / Kleine Denkmale in der Böhmischen Schweiz, Faltblatt der Nationalparkverwaltung Böhmische Schweiz, S.7 (im Internet unter npcs.cz abrufbar)
Renetův kříž, auf: tajemnamista.cz (eingesehen 15.01.2014)
Mündliche Informationen und persönliche Aufzeichnungen von Andreas Prescher, Großschönau (Foto von Juli 2012)
recherchiert von Andreas Bültemeier, Strahwalde


Sühnekreuze & Mordsteine