Křímov / Krima (I)


Blick zum Standort

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Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Aquarell von 1949
Karel Šrámek
(1900-1957)

Zeichnung von
Karel Šrámek
(1900-1957)

Abbildung bei
Schellberger (1925)

Skizze bei
Wilhelm (1903)

PLZ:

GPS:

Standort: Křímov / Krima ist eine 200-Seelen-Gemeinde auf einem Höhenzug zwischen den Tälern der Hutná / Saubach und des Křimovský potok / Krimaer Bach 8km nordwestlich von Chomutov / Komotau. Sie liegt nördlich der neu gebauten autobahnähnlichen S7, die Chomutov mit Chemnitz in Sachsen verbindet. Das Kreuz steht zwischen dem Gartenzaun des letzten Hauses Nr.47, (Andrea Krausová links am Westende des Dorfes in Richtung Hora sv. Sebastian und dem Straßengraben.

Größe / Material: 74:52:30 / Sandstein

Geschichte: Die eingravierten Zeichen GAP 1746 sind kaum mehr zu erkennen.

216) Krima: An der Straße nach Neudorf, hinter dem Haus Nr.47.
"1746".
"RENO E GAP"
"Do wor amol aner, wo olles ko, e Zauberer. Dar hotte Kugeln, die immer traffn. Er wor su e Freischitz. Die Jecher kunntn ne net erwischn. Er kunnt sich usichtbor mochn. Wenn r nich mehr ausreisn kunnt, hot r sich in en Baumstomm verwondelt und emol hot sich der Ferster of den Stomm gesetzt und hot gewart, ane Stund um de ondere. Wie r dann fortgonge is, hot der Stomm gesocht:
"S wor a schie Zeit, daß de aufgstondn bist!"
Owr emol wor er in der Kerch, es wor zu Ustern und do hon ne de Jecher haußen aufglauert und nicht weit von de Kerch, wu des Kreiz stiht, hom se ne erschossn."
Die Sage wurde Professor Schellberger von einem Vorübergehenden erzählt. Ein altes Gedenkbuch der Pfarrgemeinde Krima enthält dazu folgende (lateinische) Bemerkung:
"Diese steinerne Kreuzstatue mit der Inschrift 'I.G.F.W.Ao 1746‘ ließ errichten an der Reichstraße am Ende des Dorfes Krymma, gegen Neundorff zu, Johann Georg Friedrich Walter, der Lobkowitzischen Herrschaft Untertan. Er stand im Verdacht des Wilddiebstahls und die Plotner Jäger waren eifrig hinter ihm her, besonders als er auch im Saazer Kreise wegen anderer Missetaten geächtet war. Niemand aber ertappte ihn beim Wilddiebstahl auf frischer Tat. Und dennoch wurde er am zweiten Sonntag nach Epiphanie um sechs Uhr früh auf dem Tschoschler Gemeindeweg, nicht weit von der Kapelle der hl. Anna, oder bei dem Wäldchen, das zum kgl. Einkehrhaus gehört, von den Jägern, die ihm auflauerten, tödlich getroffen, lief bis zum Hause des Georg Adam Pilz, wurde dort versehen und starb.“
Im Volksmund wurde er der Fleischer-Georg genannt. Die von ihm am 15.I.1747 gesetzte Steinkreuzstatue wurde 1785 auf den dort errichteten Friedhof übertragen, wo sie noch heute steht. Zu dem Steinkreuz (laufende Nummer 216) findet sich im gleichen Buch folgende Bemerkung:
"Voran stehet ein creutzstein welcher Stein schon zuvor an diesen Ort gestanden. Solle auch nichts anderss bedeuten als damit die Fuhrwagen nicht zu hart anfahren mögten."
Man ersieht daraus, daß trotz Versetzung der Kreuzstatue das Sagenbild, das sich jetzt an das schon vorher dortgewesene Steinkreuz klammert, an ursprünglicher Stelle weiterlebt. Die Verbundenheit des Volkes mit der jetzt auf dem Friedhof stehenden Kreuzstatue ging verloren.
Siehe: Schellberger, a.o.O. S.23. (Dreyhausen 1940)

Wir verlassen daher das flache Land und begeben uns ins Gebirge nach Krima. Wenn wir diesen Ort auf der Neudorfer Straße verlassen, so fällt uns linker Hand gleich hinter dem letzten Haus (Nr.47) jenseits des Straßengrabens ein Steinkreuz auf, das greisenhafte Züge aufweist. Die Arme eingeschrumpft, das Haupt glatzköpfig gerundet, der Leib gebeugt - dazu stimmt gar nicht die (kleinziffrige) Jahreszahl 1746. Darüber steht GAP, dann weiter oben ein schräg gestelltes E und darüber RENO. Ein eben vorübergehender Mann aus dem Volke, den ich um Auskunft bat, erzählte mir folgende Geschichte: "Do wor amol aner, wos olles ko, e Zauberer. Dar hotte Kugeln, die immer traffn. Er wor su e Freischitz; die Jecher kunntn ne net erwischn; er kunnt sich usichtbor mochn. Wenn‘r nich mehr ausreisn kunnt, hot r sich in en Bamstomm verwondelt und emol hot sich der Ferster of den Stomm gesetzt und hot gewart, ane Stund um de ondere. Wie r dann fortgonge is, hot der Stomm gesocht: "S wor a schie Zeit, daß de aufgstondn bist!" Owr emol wor er in der Kerch, es wor zu Ustern und do hom ne de Jecher haußen aufgelauert und nicht weit vun dr Kerch, wu des Kreiz stiht, hom se ne erschossn." Mit großem Vergnügen hatte ich den mit Überzeugung vorgebrachten Worten eines schlichten Mannes gelauscht, ohne zu ahnen, daß ich schon in den nächsten Stunden Gelegenheit haben werde, diese phantasievolle Darstellung mit den schriftlich überlieferten Tatsachen vergleichen zu können. Ich erkundigte mich nämlich auch auf der Pfarrei nach dem Kreuz und bekam nun zu meiner größten Überraschung mehrere Eintragungen in einem alten Gedenkbuch zu Gesicht, von denen die erste lautet (S.92 unten): "Ao 1746 den 16 Novemb. ist die creutz saul hinter Kryma aufgerichtet worden cum dote,*) an der Landstraße deß Georg Adam Piltzens Hauß; vor an stehet ein creutz stein mit dessen Nahmen welcher Stein schon zuvor an diesen orth gestanden aber ohne Namen: solle auch nichts anderß bedeuten alß damit die Fuhrwägen nicht zu hart anfahren mögten.“ Von der lateinischen Stelle**) auf S.93 lasse ich die Übersetzung folgen: "Diese steinerne Kreuzstatue mit der Inschrift I. G. F. W. Ao 1746 ließ errichten an der Reichsstraße (Königlichen Straße) am Ende des Dorfes Kryma gegen Neundorff zu Johann Georg Friedrich Walter der Lobkowitzischen Herrschaft Neudorff Untertan aus dem Dorfe Lodung. Er stand im Verdacht des Wilddiebstahls und die Plotner Jäger waren eifrig hinter ihm her, besonders als er auch im Saazer Kreis wegen anderer Missetaten geächtet (steckbrieflich verfolgt) war: niemand aber ertappte ihn beim Wilddiebstahl auf frischer Tat. Und dennoch wurde er am 2. Sonntag nach Epiphanie um 6 Uhr früh auf dem Tschoschler Gemeindeweg nicht weit von der Kapelle der hl. Anna oder bei dem Wäldchen, das zum Kgl. Einkehrhaus (Wirtshaus) gehört, von den Jägern, die ihm auflauerten, tödlich getroffen, lief bis zum Hause des Georg Adam Piltz, wurde dort versehen und starb: im Volksmund (vulgo) der Fleischer Georg genannt. Am 15.Januar 1747.“
Bemerkenswert ist, daß der Ort an der Biela mit Neudorf und der im Gebirge mit Neundorf bezeichnet wird. Die Annahme des damaligen Pfarrers, daß das kleine Steinkreuz als Prellstein gesetzt wurde, ist natürlich ein Irrtum. In seiner gegenwärtigen Gestalt werden alle drei Oberstücke von der Mitte ab gegen das Ende zu schmäler, während der Fuß nach unten sich mäßig verbreitert (98, 55, 30 bis 21). (Schellberger 1929)
(*) cum dote mit einer Spende; Epiphanie, Fest der Erscheinung des Herrn, Dreikönigstag; fundator Gründer, Stifter.
(**) Haec lapidea crucis statua cum Inscriptione I. G. F. W. Ao 1746 in via Regia ad finem pagi Crymani Neundorffium versus erigi fecit Joannes Georigius Fridericus Walter Dominii Lobkovitiani subditus Neodorffensis ex Pago Lodung. In suspicione feraecidii fuit Quem venatores Plotnenses valde persecuti fuere, maxime cum etiam in Districtu Ziatencensi ob alia delicta proscriptus fuerit; Nemo Eum vero in feraecidio actualiter deprehendit. Et tamen Dominica 2 post Epiphaniam mane hora 6 in publica via Tschoslensi non procula Capella S. Annae, vel apud sylvulam ad Regium Diverisorum spectantem a Venatoribus insidiantibus traiectus, cucurrit usque ad Domum Gergii Adami Piltz ibique provisus et mortuus: vulgo der Fleischer Georg nuncupatur. requiescat in pace. Die 15.Janu: 1747.
- Die Kapelle der HI. Anna besteht seit rund 100 Jahren nicht mehr; das erwähnte Wäldchen gehört noch heute zu jenem Wirtshause, nämlich zum Straußschen Gasthaus. - Über die Jagdleidenschaft in jener Zeit lesen wir bei Krahl (S.64): "Unter den Bürgern war zu dieser Zeit der Hang zum Jagdvergnügen herrschend. Vernachlässigung des Gewerbes, Verarmung, Beschädigungen aus Leichtsinn und Unvorsichtigkeit waren die Folgen dieser Leidenschaft. Der Magistrat suchte durch Dekrete und Strafen abzuhelfen, - so wurde am 17.März 1732 kundgemacht, daß nur Mitglieder des Rates und der Kollegien, die Gemeindeältesten und 24 Mannen mit Schießgewehr ausgehen dürfen, andere Bürger bedürfen hiezu der schriftlichen Erlaubnis des Magistrats. - Zuwiderhandelnden soll das Gewehr genommen und eine Strafe von 5 sß. auferlegt werden. Der Mißbrauch wurde aber durch solche Dekrete nicht abgestellt, - erst als ein Bürgerssohn 1751 einen Förster, der ihm das Jagen verbieten wollte, erschossen hatte und ein strenges kaiserliches Patent (vom 26.Juni 1753) Privaten das Jagen untersagte, begann die Lust am edlen Waidwerk nachzulassen.


16. Krima, knapp an der Straße bei einer Scheuer, gegenüber dem Gasthause des Herrn Bernhard Pilz. (Wilhelm 1903)

Sage: Das Steinkreuz wurde einem Wilderer gesetzt, der die Fähigkeiten hatte sich unsichtbar zu machen und Kugeln besaß die immer trafen. Die Jäger lauerten ihn zu Ostern beim Kirchgang auf und erschossen ihn in der Nähe der Kirche.

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Weitere Beiträge zur Geschichte und Verbreitung der Mord- und Sühnkreuze, in: Erzgebirgs-Zeitung, XXIV.Jahrgang, 4.Heft von April 1903, S.80
Schellberger, Ludwig - Heimatkunde des Bezirkes Komotau, 2.Band: Kultur, 5.Heft: Die Kunstdenkmäler, Brüx 1929, S.23-24, 108 Anm.13, 14
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.105, Nr.216
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.139, Nr.0211
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos von 28.05.2013)



Křímov / Krima (II)


Blick zum Standort

Abbildung bei
Schellberger (1929)

GPS:

Standort: Das Steinkreuz ist etwa 80-100 Meter von der Brücke über den Křímovský potok in die Regulierungsmauer des Baches vor den Ruinen der dritten Grundmühle (Třetí Dolský Mlýn) eingemauert.

Größe / Material: 62:40:(25) / Sandstein

Geschichte: Das Setinkreuz trägt die Inschrift: HG GG 1660. Der Fuß ist ein Stück abgebrochen.

207) Domina: Bei der dritten Grundmühle.
"1660".
Liegend, abgebrochen.
Volksdeutung nicht erfragbar.
Siehe: Schellberger, a.a.O. S.22. (Dreyhausen 1940)

Von hier ist's nicht weit bis zur dritten Grundmühle. Dort liegt ein abgebrochenes Steinkreuz. Ein hoher Kopf, breiter werdend nach oben wie in seitlicher Richtung die Arme, ein fast plump wirkender, ebenfalls sich verbreiternder Fuß, geben dem Stein ein eigenartiges Aussehen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die abgerundeten Winkel. Die Buchstaben HG und GG sowie die Jahreszahl 1660 bleiben uns undeutbar und müssen sich mit dem Alter des Kreuzes nicht decken. Nach zuverlässigen Mitteilungen stand es vor etwa 25 Jahren am linken Ufer des Assigbaches, ungefähr 10 Minuten von der dritten Grundmühle bachaufwärts, müßte sich also auf Petscher Grund befunden haben. Ein Hochwasser soll es bis zur Mühle geschwemmt haben. Der gegenwärtige Besitzer wurde um entsprechende Fürsorge gebeten (66, 41, 25). Die Höhe bezieht sich natürlich nur auf das abgebrochene Kreuz, weil ich nicht weiß, wo der Rest des Fußes in der Ecke steckt und wie groß er ist. (Schellberger 1929)

16a. "Von dem bei der "dritten Grundmühle" selbst befindlichen Kreuze besitze ich noch immer keine Skizze.“ - So hatte ich an dieser Stelle, wie mir der Herr Schriftleiter gerne bestätigen wird, bereits niedergeschrieben - das "noch immer" unterstrichen - weil ich dieses Kreuz schon in meinem 1903er-Artikel (unter Nummer 16b) mit dem Zusatze, "Skizze erwünscht", erwähnt hatte. Nun traf es sich eben gut, daß der Herr Schriftleiter der "Erzgebirgs-Zeitung" zu Pfingsten einmal, offenkundig ausnahmsweise, nichts anderes zu tun hatte - mein "Manuskript", das ich mir von ihm wegen verschiedener nötig gewordener Einschaltungen zu senden erbat, hatte er mir schon vor den "Feiertagen" geschickt - und darum einen Ausflug zu diesem Kreuze unternehmen durfte, um mir eigenhändig die schon längst "erwünschte" Skizze zu liefern, wobei er sich auch die Talsperre und andere schöne Dinge in dieser Gegend angesehen haben dürfte. Also besten Dank dafür! Das Kreuz zeigt als Besonderheit abgerundete Innenwinkel, wie ich sie nur noch an je einem Sühnkreuze in der Klaudrauer und Bischofteinitzer Gegend gefunden habe, dann die Jahreszahl 1660 und (in zwei Zeilen) die Buchstaben H G, G G. (Wilhelm 1906)

16b. Sicheren Nachrichten zufolge steht auch eines in der Nähe der dritten Grundmühle. (Skizze davon ebenfalls erwünscht!) (Wilhelm 1903)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Weitere Beiträge zur Geschichte und Verbreitung der Mord- und Sühnkreuze, in: Erzgebirgs-Zeitung, XXIV.Jahrgang, 4.Heft von April 1903, S.80
Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhsteine u. Marterln., in: Erzgebirgs-Zeitung, 27.Jg., Heft 8, August 1906, S.192
Schellberger, Ludwig - Heimatkunde des Bezirkes Komotau, 2.Band: Kultur, 5.Heft: Die Kunstdenkmäler, Brüx 1929, S.22
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.103, Nr.207
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2007, S.86, Nr.1003
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos von 28.05.2013)


Sühnekreuze & Mordsteine