Orasín / Urissen


Blick zum Standort

Jahreszahl mit
Kreide nachgezogen

Abbildungen bei
Schellberger (1929)

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Skizze bei
Wilhelm (1899)

PLZ:

GPS:

Standort: Der Ort liegt etwa 6km nördlich von Chomutov / Komotau. Ursprünglich stand das Kreuz an der Straße zwischen den Dörfern Okořín / Ukkern und Zaječice / Sadschitz. Dieser Bereich war vom Tagebau betroffen und so wurde es im Jahr 1985 auf das Privatgrundstück Nr.46 in Orasín versetzt. Es steht unmittelbar am südlichen Zaun unweit der Zufahrt und ist trotz immer dichter werdender Einwachsung von außen zu sehen.

Größe / Material: 154:103:35 / Sandstein

Geschichte: Das wuchtige Malteserkreuz besteht aus grobkörnigem Sandstein mit großen Quarzeinschlüssen. Im Kopfteil ist die Jahreszahl 1626 eingraviert.

241) Ukkern: Auf der Höhe zwischen Ukkern und Sadschitz, wo die Straße von Wurzmes einmündet, im Straßengraben lehnend.
"1626."
"Schwedenkreuz."
"An der Kreuzung zweier Wege, die von Wurzmes nach Pößwitz und von Sadschitz nach Ukkern führen, steht ein Schwedenkreuz mit der Jahreszahl 1625. Hier soll zur Zeit der Schwedenkriege eine Schlacht stattgefunden haben. Die Toten begrub man in einem Massengrab und darauf setzte man den Stein. Die Sage erzählt uns etwas anderes. ‘Zwei Mädchen aus der nahen Ortschaft Ukkern gingen, so wie es noch heute zu geschehen pflegt, nach Futter für ihr liebes Federvieh, auf dessen Daunen sie einstmals mit ihren Auserwählten zufrieden ruhen wollten. Auf dem Heimwege kamen sie in Streit, der ihnen zum Verhängnis werden sollte. Sie wurden so böse, daß sie sich mit den Sicheln schlugen und tödlich verwundeten. An der bezeichneten Stelle brachen sie zusammen und blieben tot liegen. Zum Andenken hat man ihnen dieses Kreuz gesetzt."
Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung, Prag. Nr.2010.
Daß aber dieses Kreuz schief steht, hat eine andere Ursache. Die Wetterhexe war nur am Abend vor der Dreikönigsnacht sichtbar und verwundbar. Die Bauern rüsteten deshalb für diese Zeit... Heute war der Tag. Mit Hallo und Hurra hebt das wilde Gejage in den Lüften an. ... Die Bauern hatten den Lärm gehört und verfolgten den Zug, besonders aber die Wetterhexe, die sie in den vordersten Reihen erblickt hatten. Diese lief, als sie sich verfolgt sah, wie besessen und wollte eben den Weg nach Pößwitz einschlagen. Da rannte sie an das Kreuz, daß es sich schief neigte, spie Feuer und Schwefel auf die Verfolger, wie man es seit Sodom und Gomorrha nicht gesehen hatte und fuhr in die Hölle. Denn Hexen dürften kein Kreuz berühren..."
(Julius Stiebitz, Lehrer in Wurzmes.). (Dreyhausen 1940)

Dieses Kreuz soll den Übergang bilden zu jenen, die zwar auch mit einer Jahreszahl versehen sind, von denen aber kein Unfall, sondern ein Totschlag erzählt wird. Das älteste dieser Art, wenn man der Jahreszahl glauben darf und sie nicht vielleicht erst anläßlich der Gegenreformation angebracht wurde, lehnt im Straßengraben auf der Höhe zwischen Ukkern und Sadschitz, wo die Straße von Wurzmes einmündet. Es ist wahrscheinlich weit und breit das größte dieser Steinkreuze. Seine Gesamtlänge beträgt 2m, die Breite des Querbalkens 1m, die Dicke 35cm. Es besteht aus grobkörnigem Sandstein und muß in aufrechter Stellung infolge seiner riesigen Dimensionen geradezu monumental gewirkt haben. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die scharf betonte Form des Tatzenkreuzes und die einfache, durchschnittlich 7cm hohe Inschrift: 1626 - beklemmend legt sich auf unser Herz die Erinnerung an jenen unseligen Krieg, der auch unsere Gaue mit Jammer und Elend erfüllte. Der Name Schwedenkreuz, wie die alten Sühnkreuze bei uns in der Regel genannt werden (zweimal habe ich auch die Bezeichnung Hussitenkreuz und einmal Mordkreuz gehört), wäre auch nach der Jahreszahl nicht gerechtfertigt, da damals der schwedische Krieg noch nicht begonnen hatte. Die Sage, die uns der Volksmund bietet, weiß nichts von diesen Zeiten. Ein Kleinkrieg, wie ihn menschliche Leidenschaften täglich entfachen, habe hier sein trauriges Ende gefunden. Zwei streitende Mägde hätten sich aus Eifersucht mit ihren Sicheln gegenseitig umgebracht. Diese Sage ist in deutschen Landen ungemein verbreitet. Seltsam ist die Erhöhung auf der rückwärtigen Oberfläche des Kopfes; sie ähnelt einer phrygischen oder Jakobinermütze. Nach schriftlicher Mitteilung liegt es auf der Grundparzelle K.-Z.146 von Ukkern, nicht weit von der Sadschitzer Grenze, weshalb es auch als Grenzzeichen zwischen zwei Kirchsprengeln angesehen wurde. Die Ziffern 1629 sind durchschnittlich 7cm hoch. Die Kopfbreite wächst von 29 auf 45 (bei Seitenlänge 44), die der Arme von je 26 auf 60 links, 68 rechts, die des Fußes von 31 auf 70; bis zu der Stelle, wo eine sockelartige Verbreiterung des Fußes beginnt, beträgt die Länge 142. - Die Bezeichnung Tatzenkreuz wurde von mir aus der Wappenkunde (Heraldik) genommen und bezeichnet dort ein Kreuz mit 4 gleichlangen Armen, also von griechischer Grundform. In unserem Sinne ist unter Tatzenkreuz ein Kreuz zu verstehen, bei dem 4 Trapeze mit den schmalen Seiten zusammenstoßen und das untere länger ist als die drei anderen. Man nennt diese Kreuze fälschlich auch Malteser- oder Johanniterkreuze; diese sind aber achtspitzig, wobei die 8 Spitzen die 8 Tugenden des Ritters versinnbildlichen. (Schellberger 1929)

15 An der Strasse von Wurzmes nach Ukkern (bei Brüx).
Höhe 1,47
Breite 1,00
Armlänge 0,33
Aeussere Armhöhe 0,51
Kopfhöhe 0,49
Obere Kopfbreite 0,39
Fussbreite 0,49
Dicke 0,23
Sandstein
Gewendet nach N.
Tradition: 1. Hier tödteten zwei Mägde, die einen Burschen liebten, einander aus Eifersucht mit ihren Arbeitssicheln. (Ein beliebtes, öfter wiederkehrendes Motiv. - Vergleiche unter 21.)
2. Grenzstein zwischen zwei Kirchensprengeln. (Vergl. 20.). (Wilhelm 1899)

Kreuz 15 steht, nach Norden gerichtet, an der Straße von Wurzmes nach Ukkern (bei Brüx). Es ist aus Sandstein gearbeitet und 147cm hoch, 100cm breit und 23cm dick. Hier tödteten, der Sage nach, zwei Mägde, die einen Burschen liebten, einander aus Eifersucht mit ihren Arbeitssicheln. Dasselbe Motiv als Errichtungsursache treffen wir auch bei einem unserem Steine 2 ganz ähnlichen Steinkreuze an der Plan - Weseritzer Bezirksstraße, nächst dem sog. Pulverhäuschen bei Plan, ferner bei einem (nach der Beschreibung von K. Alberti) ebenfalls sehr alten Steinkreuze unweit des Bahnhofes von Haslau (zwischen Asch und Franzensbad), als zweite Version bei dem unten beschriebenen Kreuze 16, bei einem Kreuze zwischen Mühlessen und Döba, Matzelbach und Oberschön, sowie einer größeren Zahl von Steinkreuzen in der Mieser Gegend. - Manche halten dieses (15) wie auch das Kreuz 16 für Grenzsteine zwischen zwei Kirchensprengeln. (Skizze und Beschreibung des Kreuzes 15 von dem Baugewerkenschüler Ignaz Hanl aus Sonnenberg.) (Wilhelm 1899)

Sage: 1. Hier soll zur Zeit der Schwedenkriege eine Schlacht stattgefunden haben. Die Toten begrub man in einem Massengrab und darauf setzte man den Stein.
2. Hier haben zwei eifersüchtige Mägde einander mit ihren Arbeitssicheln getötet.
3. Es soll sich um einen Grenzstein zwischen zwei Kirchensprengeln handeln.
4. Das Steinkreuz steht schief, weil die von Bauern gejagte Wetterhexe auf ihrer Flucht dagegen rannte und darauf hin in die Hölle fuhr.

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Alte Stein-Kreuze und Kreuz-Steine im nordwestlichen und westlichen Böhmen, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 1899, Heft 5, Nr.15, S.218 (2.Teil)
Wilhelm, Franz - Alte Steinkreuze im nordwestlichen Böhmen, in: Erzgebirgszeitung, Nr.8, August 1899, Nr.15, S.223
Schellberger, Ludwig - Heimatkunde des Bezirkes Komotau, 2.Band: Kultur, 5.Heft: Die Kunstdenkmäler, Brüx 1929, S.22-23 u.Abb. S.16
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.110-111, Nr.241
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.143, Nr.1614
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos von 27.05.2013)


Sühnekreuze & Mordsteine