Tschechien Karlovarský / Karlsbad Okres Karlovy Vary / Bezirk Karlsbad

Drahovice / Drahowitz (I)


Blick zum Standort
dahinter die
Nachbildung
(Drahowitz II)

seitliche Ansicht

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Aquarell von
Karel Šrámek
(1900-1957)

Zeichnung von
Karel Šrámek
(1900-1957)

Skizze bei
Kutschera (1925)

Skizze bei
Wilhelm (1903)

PLZ: CZ-36001

GPS: N 50° 13,767', O 12° 52,864'

Standort: Drahowitz ist ein im Südosten der Stadt gelegener Ortsteil von Karlsbad. Der hier zunächst angesprochene Steinkreuzrest steht rechts (südlich) der Hřbítovní, der "Friedhofstraße", auf einer kleinen Anhöhe kurz nach der Mutter-Gottes-Statue.

Größe / Material: 23:38:34 / Sandstein

Geschichte: Im Jahr 1965 wurde das Originalkreuz von Vandalen zerstört. Es ist nur ein Rest des Sockels / Schaftes erhalten.
Angeblich wurde das Steinkreuz um das Jahr 1624 zur Erinnerung an die Gegenreformation und die Abreise der Protestanten aus Karlsbad nach Johanngeorgenstadt errichtet. So jedenfalls wird es in mehreren Veröffentlichungen beschrieben. Wilhelm nimmt zu dieser Annahme mehrfach ausführlich Stellung; bei Dreyhausen (1940) findet sich eine gute Beschreibung des Originalsteins.

181) Karlsbad: Rechts von der Straße zum Friedhofe, bei der "Rudolfshöhe" auf einem kleinen Hügel.
Zeichen: "Herz mit den drei Nägeln Christi."
Darunter: Kreuz und Stern, die Zeichen des ritterlichen Kreuzherrnordens.
Inschrift:
"1624 AUFGERICHTET ZUM ANDENKEN AN DIE WIEDEREINFÜHRUNG DES KATHOLIZISMUS."
"ALLHIER 1833."
(In diesem Jahre versah Wenzel Burda das Kreuz mit dieser Aufschrift.)
"Hier sollen sich die Protestanten (1624) zum letztenmal vor ihrem Abzug aus Karlsbad nach Johanngeorgenstadt versammelt haben und zur Erinnerung an dieses Ereignis sei der Stein aufgestellt worden."
Siehe: Wilhelm, Erzgebirgszeitung 1899, 20.Jahrgang, S.248.
Vergleiche: Hofmann, Sagen der Karlsbader Landschaft. Karlsbad, Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde des Bezirkes Karlsbad. S.157. (Dreyhausen 1940)

Dieser Stein wurde nachweislich von einem Karlsbader Kartenmaler Wenzl Burda, wahrscheinlich mit seinem Freunde, dem Zinngießer Johann Hoffmann, in ihrer Weise "renoviert", indem sie auf der Rückseite des Steines die "Schrift" anbrachten: "1627 aufgerichtet zum Andenken an die Wiedereinführung des Katholizismus allhier. W. B." Auf der dem "Café Egerländer" zugewendeten Seite wurde in erhabener Ausmeißelung das Herz mit den drei Nägeln Christi in bekannt üblicher Darstellung, darunter das Kreuz und der Stern des ritterlichen Kreuzherrenordens herausgearbeitet. Dank des weichen, nicht wetterfesten Sandsteins ist gegenwärtig von der Zeichnung und der Inschrift nichts mehr zu erkennen. Das ist insofern gut, als auch der historische Irrtum, der auf diese Weise gleichsam in Stein geschrieben war, nicht weiter erhalten bleibt. Die Sage erzählt nämlich, daß die im Jahre 1627 aus Karlsbad ausgewiesenen Protestanten bei ihrem Auszuge zum Gedächtnisse diesen Stein gesetzt hätten. Wie aber Prof. Dr. K.Ludwig - Karlsbad in seiner Schrift "Gegenreformation in Karlsbad" genau festgestellt hat, fand nie eine Massenauswanderung der Protestanten statt, weshalb auch keine Ursache zum Setzen eines Gedenksteines vorhanden war. Die handwerkzeichenartige Einmeißelung auf der Rückseite des südlich von Schlackenwerth stehenden Kreuzes scheint ebenfalls jüngeren Datums zu sein. (Schneider 1925)

So findet sich beispielsweise in Pröckls "Geschichte der Kurstadt Karlsbad", S.238, die Bemerkung: "Wir besteigen den Galgenberg und finden ein kleines Steinmonument, welches gelegenheitlich der Auswanderung der Protestanten aus Karlsbad nach Sachsen in der Reformationszeit 1624 am 24.August errichtet wurde". Unter diesem Steinmonumente ist, wie noch aus einer anderen Stelle des genannten Geschichtswerkes (S.45) hervorgeht, der "knopfige Stein" in der Nähe der Muttergottes-Statue unterhalb der Rudolfshöhe ("Egerländer") zu verstehen. [...] Aehnlich wie den vorstehenden ist es nun auch unserem alten Steinkreuze in Karlsbad unterhalb der Rudolfshöhe ergangen. Da lebte, wie mir von einem Zeitgenossen berichtet wurde, in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als eine Art Einsiedler am sog. "Johannesl" unterhalb Karlsbads, unweit des "roten Säuerlings", ein gewisser Wenzel Burda, seines Zeichens Kartenmacher. Sein Freund war der Zinngießer Johann Hofmann. Da beide trotz ihrer "gelernten Berufsarten" doch keine besondere handwerksmäßige Beschäftigung hatten, dabei aber nicht unbemittelt waren, vertrieben sie sich die Zeit mit allerhand Basteleien. Unter anderem "renovierten" sie auch die schöne, im Jahre 1704 errichtete Marien-Statue in der Nähe unseres alten Steinkreuzes, wie die dort angebrachte und noch deutlich zu lesende Inschrift: I. HOFMANN U. W. BURDA RENOVIRT 1833 in Uebereinstimmung mit meinem Gewährsmanne besagt. Der eine der beiden "Renovatoren", Wenzel Burda, machte sich nun auch über das in der Nähe befindliche alte Steinkreuz her, dessen plumpe Form seinem beim "Kartenmalen" gebildeten neuzeitlichen Geschmacke nicht mehr recht entsprechen mochte. Heute noch liest man auf der von Wind, Wetter und Gassenbuben schon sehr stark mitgenommenen Westseite sehr deutlich: ALLHIER 1833 W. B. als Ueberrest der vor gar nicht vielen Jahren noch vollkommen zu entziffernden Inschrift: 1627 AUFGERICHTET ZUM ANDENKEN AN DIE WIEDEREIN-FÜHRUNG DES KATHOLIZISMUS ALLHIER 1833 W. B. Auf der der Stadt abgekehrten (Ost-) Seite des Kreuzes bemerkt man in erhabener Ausmeißelung das Herz mit den drei Nägeln (Flammenherz) Christi und darunter die Insignien (Kreuz und Stern) des ritterlichen Kreuzherrenordens, der bekanntlich in Gemeinschaft mit der Stadtgemeinde das Patronat über die hiesige Dechanteikirche besitzt. Die Buchstabenformen (Schriftzüge), wie die Stilisierung der, wenn auch nur spärlichen architektonischen Beigaben lassen nun unzweifelhaft - wie übrigens auch schon das beigesetzte W. B. näher erklärt - die Hand des auch an der Marien-Statue tätig gewesenen Wenzel Burda erkennen, der hier mit einigen Meißelhieben eine (wahrscheinlich) im Volksmunde verbreitete Sage mit einemmale auf das Piedestal, den Schemel, einer geschichtlichen Tatsache erhob. (Wilhelm 1906)

33. Das zweite Karlsbader Kreuz steht rechts von der Straße zum neuen Friedhofe bei der "Rudolf-Höhe" auf einem kleinen Hügel und ist jenes, über welches ich bereits in der 'Erzgebirgs-Zeitung‘ 1899, S.248, näher berichtet und insbesondere auch die Haltlosigkeit der daran sich knüpfenden Sage (von den Protestanten, die sich hier vor ihrem Auszuge nach Johann-Georgen-Stadt versammelt haben sollen), dargetan habe. Die heutige Form ist ihm erst im Jahre 1833 gegeben worden. Das Kreuz war schon wiederholt Gegenstand von Besprechungen, die jedoch insgesamt von der falschen Voraussetzung ausgingen, daß die heutige Gestalt und Zeichnung die ursprünglichen seien. (Wilhelm 1903)

Das zweite Karlsbader Kreuz steht rechts von der Straße zum Friedhofe, bei der "Rudolfshöhe" auf einem kleinen Hügel, ist 80cm hoch, 44cm breit und 25cm dick, trägt auf der gegen Osten gewendeten Seite ein Herz mit den drei Nägeln Christi und darunter die Insignien des ritterlichen Kreuzherrnordens (Kreuz und Stern) erhaben ausgemeißelt, während auf der Westseite das Wort ALLHIER, die Buchstaben W. B. und die Jahreszahl 1833 noch deutlich erkennbar sind. An diesem Steine lässt sich nun mit Hilfe von jetzt noch lebenden Personen deutlich erweisen, dass die Inschrift, welche: "Zur Erinnerung an die Wiedereinführung des Katholicismus allhier" lautete, an dem schon lange vorhandenen Steine eben erst in dem bezeichnetem Jahre (1833), und zwar von einem sicheren Wenzel Burda, ebenso wie die auf der anderen Seite befindlichen Ausmeißelungen angebracht worden sind. Eine nähere Betrachtung und Vergleichung mit der in der Nähe befindlichen 1704 errichteten "Mariensäule", welche gleichfalls von dem genannten W. BURDA (und J. HOFMANN), laut angebrachter Ausmeißelung im Jahre 1833 (ohne näheren Auftrag) "renoviert" wurde und die selbe ursprünglich angebrachte Herzform mit Kreuz und Stern aufweist, würde allein schon genügen, unsere oben ausgesprochene Behauptung zu beweisen, selbst wenn diese durch lebende Zeugen nicht erhärtet würde. Hier sollen sich nämlich, der Sage zufolge, die Protestanten (24.Aug. 1624) zum letztenmale vor ihrem Abzuge aus Karlsbad (nach Johann-Georgen-Stadt) versammelt haben, und zur Erinnerung an dieses Ereignis sei der Stein aufgestellt worden.
Der Inhalt der Sage wurde dann nachträglich von den "Renovatoren" - fast hätte ich gesagt "Reformatoren" - auf dem Kreuze, dessen eigentliche Bestimmung man nicht näher kannte, - ob mit mehr oder weniger Berechtigung mag hier unerörtert bleiben - ersichtlich gemacht. (Wilhelm 1899)

Sage: Protestanten sollen sich hier vor ihrem Auszug nach Johanngeorgenstadt im Jahre 1624 versammelt haben.

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Alte Steinkreuze im nordwestlichen Böhmen, in: Erzgebirgs-Zeitung, 20.Jg., Teplitz-Schönau 1899, Heft Nr.6, S.248
Wilhelm, Franz - Weitere Beiträge zur Geschichte und Verbreitung der Mord- und Sühnkreuze (Mit einer Figurentafel), in: Erzgebirgs-Zeitung, XXIV.Jg., 1903, 3.Heft, März und 4.Heft, April
Wilhelm, Franz - Mord- und Sühnkreuze im Karlsbader Bezirke, in: Unser Egerland, 1906, Nr.4 und 5, S.175-177
Schneider, Ernst - Mord- oder Sühnkreuze, in: Unsere Heimat, Beiträge zur Erkundung des Karlsbader Bezirkes, Nummer 5, 1.Mai 1925
Kutschera, in: Unsere Heimat 10, Mai 1925
Hofmann, Josef - Sagen der Karlsbader Landschaft, Karlsbad 1926, S.157
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.100, laufende Nr.181
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.199, Nr.1037
pamatkyaprirodakarlovarska.cz (eingesehen am 4.10.2012)
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 27.05.2012)



Drahovice / Drahowitz (II)


die andere Seite

Einzeichnung

Setzung der
Nachbildung im
Jahre 2000
Quelle: Kamenné kříže
(2007)

GPS: N 50° 13,767', O 12° 52,862'

Standort: Diese Nachbildung steht unmittelbar neben dem Steinkreuzrest. Der Zugang zum Steinkreuzrest und zur Nachbildung erfolgt über den Wanderweg gegenüber Haus-Nr.185 in der Hřbítovní / "Friedhofstraße". Wenige Meter westlich weist die Statue den richtigen Weg!

Größe / Material: 100:48:26,5 / Sandstein

Geschichte: Die Herstellung der Replik aus Sandstein hat Jaroslav Dietl in die Wege geleitet. Die Aufstellung erfolgte am 19.05.2000.

Sage:

Quellen und Literatur:
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2007, Bildteil S.11
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 27.05.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine