Nová Véska (I / II) / Neudörfel bei Freudenthal
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Neudörfel bei Freudenthal I Neudörfel bei Freudenthal II

Zustand vor 1933

Fotos: Amt für
Denkmalschutz in
Mährisch Ostrau

PLZ:

GPS: siehe Einzelbeschreibungen

Standort: In Fahrtrichtung nach Freudenthal, rechts unterhalb einer Straßenböschung, neben dem Straßen-Wassergraben, auf dem Grundstück Nr.31, bei der Bushaltestelle.

Geschichte: Benennung: "Versöhnungskreuze".

Sage: Zwei Brüder haben sie hier beim Kampf um ein Mädchen gegenseitig getötet.

Quellen und Literatur:
Weiser, Erwin - Zwei Sühnsteine oder- kreuze in Neudörfel bei Freudenthal, in: Sühnekreuze im Freudenthaler Ländchen, in: Freudenthaler Ländchen, 14.Jg., 1934, Folge 3, S.57-58
Evidenzdaten des Amtes für Denkmalschutz in Mährisch Ostrau, Ostrava von 1973 (Dr. phil. M. Schenk) und 1997 (Dr. phil. Levá, Dr. phil. Mezerov)
recherchiert und bebildert von Rainer Vogel, Eichenau (Fotos von März 2008)



Nová Véska (I) / Neudörfel bei Freudenthal
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Foto: Amt für
Denkmalschutz in
Mährisch Ostrau

GPS:

Größe / Material: 80:?:20 / Sandstein

Geschichte: Einzeichnung eines lat. Kreuzes im Kreuzungsfeld, auf Kopf, Querarme und Kreuzstamm reichend. Linker Arm alt abgeschlagen. Kopf und verbleibender Querarm stark gerundet. Weiser (1934) gibt an, dass dieses Kreuz bei einer Neuaufstellung 1933 um 180° gedreht wurde und die Kreuz-Einzeichnung dabei auf die dem Beschauer abgewandte Seite kam. Mittlerweile ist die Kreuz-Einzeichnung wieder auf der dem Beschauer zugewandten Seite. Somit muß das Steinkreuz nach 1934 nochmals gedreht / neu gesetzt worden sein. Datierung: 16.Jh.

Sage: siehe oben



Nová Véska (II) / Neudörfel bei Freudenthal
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GPS:

Größe / Material: 80:?:20 / Sandstein

Geschichte: Kreuzstamm zum Fuß hin leicht verbreitert. Kopf und Querarme stark gerundet. Datierung: 16.Jh.

Sage: siehe oben



2. Zwei Sühnesteine oder -kreuze in Neudörfel bei Freudenthal.
Von Erwin Weiser.

"Die Sühnekreuze in Neudörfel bei Freudenthal".
(Aufn. Erwin Weiser)

   Auf dem Anger vor der Erbrichterei in Neudörfel befinden sich zwei Schritte voneinander entfernt zwei Sühnesteine oder -kreuze. Der rechte Stein gleicht noch mehr einem Kreuze und hat an der Vorderseite über der Mitte ein Kreuz eingemeißelt. Außerdem haben beide Steine oben zwei augenhöhlenähnliche Vertiefungen und dazwischen ein wenig oberhalb nasenförmige Erhöhungen, so daß man ohne viel Einbildungskraft Gesichter vermuten kann. Es ist aber auch möglich, daß die Vertiefungen ursprünglich einmal für Beleuchtungszwecke gedient haben. Beim Vorversetzen der Steine im Jahre 1933 wurde das vom Beschauer links stehende Steinkreuz verkehrt aufgestellt, so daß es das eingemeißelte Kreuz jetzt auf der Rückseite trägt. Die Steine haben eine Höhe von je 80 Zentimeter, die Längsbalken - wenn man sie so bezeichnen kann - sind je 30 Zentimeter, die Querbalken je ungefähr 50 Zentimeter breit, und ihre Stärke beträgt 20 Zentimeter. Wetter und Unbilden haben wohl im Laufe von Jahrhunderten ihre Arbeit an dem Raaser Sandstein getan. Die inneren Balkenteile beider Kreuze sind zu unbekannter Zeit wahrscheinlich abgeschlagen worden. So wie Neudörfel mit dem aus dem zwölften Jahrhundert stammenden Hammerwerke des Franz Weiß die älteste Siedlung im Bezirke besitzt, so steht Neudörfel mit den Sühnesteinen im Bezirke wohl ziemlich vereinzelt da. Mir sind andere, ähnliche Sühnsteine in unserm Bezirke mit Ausnahme des Bennischer Sühnekreuzes noch nicht bekannt. Es wäre aber der Volkskunde der Heimat gedient, wenn mich jemand vom Vorhandensein solcher Sühnsteine oder -kreuze benachrichtigen könnte.
   Ueber die Herkunft der Sühnsteine teilte mir im Jahre 1928 Herr Erbrichtereibesitzer Josef Pausch, auf dessen Grund die seltenen Denkmale vergangener Zeit stehen, folgende mündliche Ueberlieferung mit: An einem Pfingsmontage - es denkt die ältesten Leute im Ort nicht mehr wann - mähten die Söhne des damaligen Erbrichters auf der Wiese Futter für das Vieh. Die Nacht vorher waren beide Brüder bei einer Tanzunterhaltung und verliebten sich beide in ein und dasselbe hübsche Mädchen. Während des Mähens stellte der jüngere Bruder an den älteren Bruder, der als Hoferbe in Betracht kam, die Forderung, er möge auf das betreffende Mädchen verzichten, weil er es leidenschaftlich liebe und nicht von ihm lassen könne. Ihm, dem älteren, komme ja der Hof zu und es sei ihm deshalb viel leichter, eine entsprechende Braut zu bekommen. Der Aeltere, ein leicht aufbrausender Mensch, lehnte die Forderung des Jüngeren entschieden ab. Deshalb entspann sich ein heftiger Streit zwischen den Brüdern, der schließlich dazu führte, dass sie mit den Sensen auf einander einhieben, als ob jeder der leibhaftige Tod selber mit der Hippe wäre. Bei diesem leidenschaftlichen, von Eifersucht genährten Kampfe verletzten die Brüder sich so schwer, dass sie nach wenigen Stunden den Geist aufgaben. Zum dauernden Gedenken an dieses traurige Vorkommnis wurden auf der Kampfstätte aus Sandstein gehauene Sühnsteine oder -kreuze errichtet, die bis zum heutigen Tage auf dem Anger vorzufinden und wohl unter Denkmalschutz stehend zu betrachten sind.
   Hiezu möchte ich bemerken, dass man in Unterfranken solche Kreuzsteine oder Sühnekreuze aus dem Mittelalter kennt. Es wäre naheliegend, da die Wiederbesiedlung unseres Gebietes im zwölften und dreizehnten Jahrhundert auch mit Franken erfolgte - die heutige Mundart ist ja der der Franken sehr ähnlich - daß schon Siedler aus Franken diese Steine setzten, auch deshalb, weil zu jener Zeit die Gerichtsbarkeit darnach war und für derartige Zwecke Raaser Sandstein Verwendung fand.
   Aehnliche Steine werden in Nordmähren (der nächste ist in Schönwald bei Altwasser), Nordwestböhmen, Nordostböhmen und im Schönhengstgau, der besonders reich an solchen Denkmälern ist, als Sühnesteine oder Kreuzsteine bezeichnet, in Westböhmen als Schwedenkreuze, in Petersburg im Bezirke Jechnitz als Krokkreuze, in Neuhaus als Feldgrenzsteine und im tschechischen Gebiete als Cyrill- und Method-Kreuze. In manchen Gegenden haben die Kreuze auch Mordwerkzeuge eingemeißelt.
(aus: Sühnekreuze im Freudenthaler Ländchen, in: Freudenthaler Ländchen, 14.Jg., 1934, Folge 3, S.57-58)


Sühnekreuze & Mordsteine