Lom u Tachova / Lohm


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seitliche Ansicht

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Skizze bei
Wilhelm (1899)

Skizze bei
Wilhelm (1899)

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Standort: Die Stele steht wenige Meter nördlich der Straße Bruck - Lohm im Unterholz.

Größe / Material: 74:57:19-23 / Granit

Geschichte: Scheibenkreuzstelen oder Radkreuze (č. kruhové stély) Zu den einmalig erscheinenden Denkmälern dieser Gruppe gehören die 4 Scheibenkreuzstelen, die heute in der Tachauer Gegend erhalten sind. Die Meinungen über ihre Funktion sind recht unterschiedlich. Die älteren Forscher, angefangen mit A. Gnirs, nennen sie Zollräder und bringen sie in Verbindung mit dem Handelsverkehr auf den mittelalterlichen Straßen. Diese Scheibenkreuze ähneln der Form nach wirklich Wagenrädern. Angeblich sollten sie die Kaufleute darauf aufmerksam machen, die Zollgebühren zu bezahlen. Sofern ein Kaufmann durchfahren wollte, ohne die fällige Gebühr zu entrichten, sei ihm ein Rad vom Wagen abgenommen und ein Teil seiner Fracht beschlagnahmt worden. Vergleicht man diese Hypothese mit den Ergebnissen französischer und spanischer Forscher, so erscheint sie uns konstruiert und irreführend. In Frankreich und in Spanien existieren Hunderte solcher Scheibenkreuzstelen, die dort allerdings immer als schlichte Grabsteine auf Friedhöfen fungieren. Dieser Typus von Grabstein wurde in Spanien seit dem frühen und hohen Mittelalter verwendet; wir finden ihn aber auch noch unter den Grabsteinen des 19.Jahrhunderts. Ähnliche radförmige Grabsteinplatten hat man im Mittelalter auch in den Friedhöfen in Hessen verwendet. In der Tschechei kommen sie - bis auf geringfügige Ausnahmen - nur in Westböhmen vor, und zwar vor allem in der Gegend des Zisterzienser-Klosters in Plaß (č. Plasy). Vielleicht wurde das Symbol des Kreises mit dem Kreuz aus der Urheimat der Zisterzienser - aus Frankreich - importiert. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse können wir heute die Scheibenkreuzstelen oder "Zollräder" für eine bestimmte formale Variation der Versöhnungs- oder Gedenkkreuze halten. Gehen wir zurück in die Tachauer Gegend. Das erste hiesige Denkmal dieses Typs finden wir links an der Straße zwischen Büleding (č. Biletín) und Wilhelmshof (č. Vilémov). Am kreisförmigen Kopf ist auf beiden Seiten ein Kreuz herausgearbeitet. [...] Das zweite sehr interessante Scheibenkreuz ragt aus dem Straßengraben, links an der Straße von Lohm bei Tachau (č. Lom u Tachova) nach Bruck (č. Brod). Es besitzt ebenfalls ein kreisförmiges Oberteil mit einem ausdrucksvollen Kreuz auf jeder Seite. An der Schmalseite der Stele ist ein Schwert und eine im Handgelenk abgehackte Hand herausgemeißelt. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Warnungssymbol, dessen genaue Bedeutung wir heute nicht genau erklären können. (Procházka 1991)

10. Lohm (bei Tachau) ist, wie schon in der Einleitung erwähnt, ein Vertreter der biscuitförmigen Steine, von denen ich in der Tachauer, Kladrauer und Luditzer Gegend eine ganze Reihe fand. Die an diesen Stein und mehrere in der Nachbarschaft befindliche Steine sich knüpfende Sage wurde von mir der "Zeitschrift für österreichische Volkskunde" wiedergegeben. (Wilhelm 1899)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Zur Kreuzsteinforschung im allgemeinen und im Egerlande im besonderen, in: Unser Egerland 1899, Heft 5, S. 53-57
Wilhelm, Franz - Alte Stein-Kreuze und Kreuz-Steine im nordwestlichen und westlichen Böhmen, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 1899, Heft 5, 2.Teil, S.205, Nr.48
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.368, Nr.0151
Procházka, Zdeněk - Zu den Versöhnungskreuzen in der Umgebung von Tachau, in: Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz, 14.Jg., 1991
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 23.06.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine