Horní Pertoltice / Oberberzdorf
PLZ:
GPS:
Standort:
Horní Pertoltice / Oberberzdorf ist ein OT von Pertoltice u Frýdlantu.
Zwischen Dolní und Horní Pertoltice / Nieder- und Oberberzdorf zweigt
der Radweg Nr.3006 in nach Norden in Richtung Háj / Göhe ab. Vorbei am Eflerův rybník / Efflers Teich kommt man zum Waldrand. Hier verläuft schon ca. 450 Meter östlich
die Grenze zu Polen am früheren Hollenbusch poln. Miedziaňski las. Das Waldgebiet zur linken ist der einst so genannte Kühbusch. Etwa 50 Meter nach dem
Waldanfang zweigt nach links ein recht markanter Waldweg ab. Auf diesem nur ein kurzes Stück bis zu einer Wiese (links am Waldrand ein jagdlicher Ansitz).
Geradewegs über die Wiese und im gegenüberliegenden Wald auf Waldweg weiter. Rechterhand passiert man wenig später einen Kiefern-Jungwuchs mit Anteil an
Faulbaum und Birke. Kurz darauf - wieder im Hochwald - sehen wir in etwa 50 bis 60 Meter Entfernung einen Querweg. Edelmanns Kreuz steht jetzt etwa 10 bis 15 Meter
rechts von uns im Wald. Vom Weg aus ist es aber nur innerhalb eines vielleicht 5 Meter langen Sektors zu sehen.
Das Kreuz ist auf keiner derzeit erhältlichen Karte eingezeichnet.
Größe / Material:
Holz
Geschichte:
Benennung: "Edelmanns Kreuz". Das Kreuz wurde offenbar 1651 (oder schon zuvor!)
als schlichtes Holzkreuz errichtet. Es fehlt in allen bisherigen Publikationen über die mittelalterlichen Steinkreuze und Kreuzsteine resp. Sühnekreuze. Eine Tafel auf dem
Kreuz gibt die Jahreszahlen der Erneuerungen an: 1696, 1730, 1766, 1797, 1826, 1838, 1854, 1873, 1905, 1937, 1967, 1972, 1985, 2000, 2008. Die letzte Restaurierung (2008)
hat Andreas Prescher aus Großschönau vorgenommen.
Edelmanns Kreuz ist ein Beispiel dafür, welche allgemeinen geschichtlichen Zusammenhänge die Stein- bzw. Sühnekreuzforschung aufzeigen kann, und das durchaus nicht nur mit regionalen
Bezügen, und wie eine Volkssage über Jahrhunderte weiterleben kann.
Geschichtliche Hintergründe:
Mathias Gallas v. Campo und Herzog zu Lucerna (*17.10.1588 25.04.1674, der "Heerverderber") war im 30-jährigen Krieg nachweislich am Komplott gegen
Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (Wallenstein) beteiligt und erhielt von Kaiser Ferdinand II. nach Waldsteins Ermordung am 25.02.1634 in Eger und der
Konfiszierung seines Besitzes in Böhmen die Ländereien der Friedländer Herrschaft einschließlich des Nordteils des Isergebirges. Der südliche Teil ging an den Grafen
Nikolaus Des Fours (Schreibweise meist Desfours) aus einem weit verzweigten frz. Adelsgeschlecht in damals 6.Generation.
Die Ehe des letzten männlichen Nachkommens der Gallas - Phillip Josef Graf Gallas (*1703 1757, Urenkel des Mathias Gallas) mit Anna Maria Elisabeth
Franziska Gräfin Colonna de Fels blieb kinderlos. Die Friedländer Herrschaft gelangte deshalb im Jahre 1757 als Erbe an Phillips Neffen Johannes Christoph Freiherr von
Clam über, unter der Bedingung, den Namen Gallas als Zweitnamen weiterzuführen. Somit nannte sich die Friedländer Herrschaft ab 1757 Clam-Gallas. Deren letzter
männlicher Nachkomme Franz Graf Clam-Gallas starb als Vater von sieben Töchtern am 20.01.1930 auf Schloss Friedland.
Eine dieser sieben Töchter (Eleonore *1887) heiratete Karl Friedrich V. Fürst zu Schwarzenberg und ist in direkter Linie die Großmutter von Karel VII. Fürst zu
Schwarzenberg (*10.12.1937), amt. tschechischer Außenminister und 2013 Beinahe-Staatspräsident der Tschechischen Republik.
Pertoltice / Berzdorf fiel jedoch erst zwischen 1662 und 1665 an die Friedländer Herrschaft. Zuvor war das Dorf mit dem dazugehörigen Grundbesitz direkt der Krone
unterstellt und nach dem 30-jährigen Krieg an (niederen) Landadel verpachtet. Und hier erscheint in der Überlieferung in der Berzdorfer Gegend der Name Hans-Georg
Ritter von Hartstahl. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich nicht um Erbadel, der Name ist bisher auch nicht durch Urkunden o.ä. belegt. Die Begebenheit im Kühbusch
fand aber zweifelsfrei vor dem Besitzübergang von Berzdorf an die Friedländer Herrschaft statt.
Sage:
Ein geistesschwacher Mann aus Göhe (tschech. Háj) ging einst in den Kühbusch, um
Äste für das Zudecken der Radstube in der Göher Mühle zu holen. Er stieg auf einen Baum und hackte mit seinem Beil Äste ab. Dabei überraschte ihn der Berzdorfer
Edelmann und Waldbesitzer, welcher ob seiner Strenge bei den Untertanen gefürchtet war. Er befahl dem Waldfrevler, sofort herunterzukommen. Dieser aber fürchtete
schwere Bestrafung. Schließlich fühlte er sich so in die Enge getrieben, dass er sein Beil nach dem Edelmann warf. Und er traf nur allzu gut - der Ritter wurde tödlich
getroffen. Das Kreuz an dieser Stelle kündet noch heute von dem Geschehen.
Quellen und Literatur:
• Blumrich, Hermann - 100 Volkssagen aus dem Friedländer Bezirk; Nr.96 Edelmanns Kreuz. Verlag Franz Riemer, Friedland 1937
• stovi.info (eingesehen am 25.01.2013)
• Bilder von Josef Stoklasa (eingesehen am 25.01.2013)
• Materialsammlung von Andreas Bültemeier, Strahwalde (Foto vom 26.08.2012)