PLZ:
6270GPS:
Standort:
Im Süden des Dorfes. Kommt man von Deutschland über den Grenzübergang bei Sæd, biegt kurz danach ein Feldweg, "Den gamle Vej", nach rechts ab (dort, wo auf der linken Seite auf gleicher Höhe ein Wegweiser nach Bremsbøl weist). Kommt man durch das Dorf Sæd, beginnt "Den gamle Vej" rechts von dem deutschen Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.Größe / Material:
114: 93:10,5 / KalksteinGeschichte:
Auf der Erläuterungstafel ist zu lesen (frei übersetzt):
SCHANDMAL IN SÆD.
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Sage:
Quellen und Literatur:
Schrifttum: J.A. Petersen: Wanderungen durch die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Altona 1844. III. S.454. - K. Müllenhoff: Sagen. Der Stein bei Seth. S.546. - L. Andresen: Zu den Sagen vom Stein bei Seth. Die Heimat 33 (1923) S.96. - C.L. Eskildsen: Stenen vnd Saed. Sønderjydsk Maanedsskrift, 10.Aargang, S.179-190.
In dem Dorfe Seth, einige Kilometer südöstlich von Tondern, steht am Südrande des Ortes in einer kleinen, gutgehaltenen Anlage, die erst aus
jüngster Zeit stammt, eine stark verwitterte Kalksteinplatte von 10½cm Dicke. Ihre Maße sind 1,14m x 0,93m. Von einer Inschrift, die über einem geglätteten Sockel
vielleicht zwei Drittel der Vorderfläche bedeckt haben mag, sind heute nur noch (z.B. unten rechts) Spuren zu erkennen.
J.A. Petersen, der diesen Stein als "Schandstein" bezeichnet, erzählt dazu die Geschichte einer Kindesmörderin, Karen Christens mit Namen,
die hier an dieser Stelle, von Hungersnot getrieben, ihren in Unzucht gezeugten Kindern und sich selbst den Tod gab. - Wesentlich andere Züge weist die Sage bei
Müllenhoff - der sie irrtümlicherweise nach Seth bei Friedrichstadt verlegt - auf. Es ist die Geschichte von dem reichen, kinderlosen und dem armen, kinderreichen
Bruder. Die Frau des Armen wird von der hartherzigen Frau des Reichen in ihrer Not abgewiesen und dadurch in den Tod getrieben.
Der wahre Hergang konnte von Ludwig Andresen an Hand von Akten im Staatsarchiv in Kiel aufgehellt werden. Danach hat sich im Jahre 1712
in Seth folgendes begeben: Karen Christens, eine sittsame, tugendhafte und christliche Frau, wie von Pastor Wegener in Uberg bezeugt wird, litt an Anfällen tiefer
Melancholie. Es war ein Erbteil von der geisteskranken Mutter, womit sie nicht nur sich, sondern auch ihre Kinder belastet wähnte. Kein geistlicher Zuspruch konnte
das Übel bannen, auch in den Kirchen zu Uberg und Hostrup von den Pastoren gehaltene Kirchengebete erwiesen sich als wirkungslos. Am 10. April 1712 kochte die
unglückliche Frau für sich und die Kinder ein Gericht Buchweizengrütze, dem sie Rattenkraut beigemengt hatte. Daran starben sogleich zwei Kinder, die anderen lebten,
wie die Mutter, bis zum nächsten Tage. Der Pastor, der die Unglückliche ja genügend kannte, war geneigt, der Mutter und den Kindern ein christliches Begräbnis auf
dem Kirchhofe zu gewähren, allein der Propst zu Tondern und der Hardesvogt glaubten ein Exempel statuieren zu müssen. Die Kinder wurden christlich bestattet, der
Mutter aber, wie es im Gerichtsprotokoll heißt, ein "Hundsbegräbnis" bereitet. Und das geschah also: "Am Abend des 21. April wurde in Gegenwart einer großen
Gerichtskommission der Körper der Karen Christens mit Untergang der Sonne durch den Büttel auß dem Fenster geworffen, dann weiter aufs freye Feld weggeschleppt
und in gebührender Tiefe in die Erde in der Heyde verscharrt". Nach einer späteren Notiz im Uberger Kirchenbuch hat man an der Stelle, wo Karen Christens liegt, den
"Stein vor Seth" errichtet. Dieses soll schon sehr bald nach der unwürdigen Beisetzung geschehen sein.
Die Inschrift, die Eskildsen mitteilt, läßt keinen Zweifel darüber, aus welcher Absicht die Setzung des Steines erfolgte, denn sie lautete:
"Allhier ist durch den Büttelknecht hingeschleift und verscharret der Leib der Karen Christens aus Seet, weil sie an ihr selbst und an ihren vier Kindern durch Gift eine
verfluchte Mordtat begangen hat im Jahre 1712." Der Stein sollte abschreckend wirken; er war also, wie J.A. Petersen ihn nennt, tatsächlich ein "Schandstein", und als
solcher ist er der einzige seiner Art, der in Schleswig-Holstein noch vorhanden ist.
(Möller, Theodor - Sühne- und Erinnerungsmale in Schleswig-Holstein, in: Nordelbingen, Bd.17/18, 1942, S.137-139)