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ID / Status6714 / verschwunden / undokumentiert
Land / BundeslandDeutschland / Baden-Württemberg / Landkreis Calw
Ort75387 Neubulach (IV)
StandortAn der Straße nach Oberhaugstett.
TypSteinkreuz
Maße / Material / keine Angabe
KoordinatenStandort N 48° 39.477' O 8° 41.525' anzeigen mit:
Google-Maps Karte I
Koordinaten Google-Maps Karte II

Lagestatusgeschätzt nach Lagebeschreibung
Symbol / Einzeichnungunbekannt / nicht deutbar
Literatur

Fünf Kreuze mit Handwerkszeichen an der Straße nach Oberhaugstett.
Alle sieben Kreuze wurden in der Nacht auf den 3. April 1896 (Karfreitag) von Burschen zerschlagen.
Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg; Losch, Bernhard; 1981

Text
Die sieben Steinkreuze von Neu-Bulach
Von Dr. med. Viktor Zipperlen, Tübingen

   Dunkel ist ihr Entstehen, dunkel die Beweggründe, die zu ihrer Zertrümmerung geführt haben.
   Dort, wo das Gelände von Neu-Burlach zum Ziegelbach sanft abfällt, an der Straße von Neu-Burlach nach Over-Haugstett, stand die in der Skizze beigegebene Gruppe von fünf Steinkreuzen. Die Vereinskarte, Blatt 3, hat die Stelle richtig mit einem Kreuzchen bezeichnet. Unfern dieser Stelle standen noch zwei weitere Kreuze. Auf denselben waren Instrumente abgebildet, die zum teil auf den Bergbau hindeuten. Schippe, Zange, Hammer, Pflugschar. Es waren mächtige Steinkreuze aus buntem Sandstein, die bis zu Mannshöhe aus dem Boden ragten. – Das abseits dieser Gruppe bei der sogenannten "Badstubenwiese" stehende steinerne Kreuz hatte im Volksmunde den Namen "Die Spinnerin". Es war darauf eine Kunkel und eine Spindel abgebildet. Während über die Gruppe der fünf Kreuze nicht das mindeste Sagenhafte in Erfahrung zu bringen war, weiß die Sage von der "Spinnerin" zu erzählen: Auf dem Wege zur Spinnstube habe dieselbe geäußert, heute müsse sie noch einen Kunkelhalter haben und wenn es der Teufel wäre, worauf der Teufel sie geholt habe. Nach der Oberamtsbeschreibung steht ein ähnliches Kreuz, das eine Kunkel mit herabhängender Spindel zeigt und an das sich eine ähnliche Sage knüpft, unweit Zavelstein. Dieses ist aber insofern wichtig, als es eine Jahreszahl trägt: Anno Domini 1447.

5 Steinkreuze von Neu-Bulach. (2 weitere Kreuze stehen etwas abseits.)
Gezeichnet von Dr. Zipperlin (18.VI.1895)

In diese Zeit möchten also wohl auch die Neu-Bulacher Kreuze, welche sämtlich keine Jahreszahl tragen, zu setzen sein. –
   Der Wanderer, der das noch ganz von Wall, Graben und Mauern umgebene sehr sehenswerte Städtchen Neu-Bulach besucht, wird freilich vergeblich nach den sieben Steinkreuzen suchen. In der Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag 1896 – 2./3.April – in der Stunde der Geister, zwischen 12 und 1 Uhr, erwachten die unfern der Stelle wohnenden Neu-Bulacher an einem unheimlichen Hammern und Klopfen, das einige Zeit anhielt. Am andern Morgen fand man sämtliche sieben Kreuze zertrümmert. –
“Wir hörten es wohl, wagten aber nicht, hinzugehen; wir meinten, es sei der Böse,“ so erzählte mir bald darauf ein Anwohner.
   Was für Beweggründe mögen den resp. Täter geleitet haben? – Die Gerichte beschäftigten sich mit dem Vorgang, die Tat blieb ungesühnt.
   Als mir unter alten Papieren vorstehende, schon 1895 entstandene Skizze in die Hände fiel, entschloß ich mich, dieselbe diesen Blättern zur dauernden Erinnerung an die sieben Steinkreuze von Neu-Bulach zu übergeben. Vielleicht gibt ein Leser eine Erklärung über Ursprung und Geschichte ähnlicher Kreuze.
(Zipperlen, Dr. med. Viktor - Die sieben Steinkreuze von Neu-Bulach, in: Aus dem Schwarzwald, Blätter des württembergischen Schwarzwald-Vereins, 11.Jg., Nr.12, Dez. 1903, S.240-241)


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