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ID / Status8862 / verschwunden / undokumentiert
Land / BundeslandDeutschland / Thüringen / Landkreis Weimarer Land
Ort99438 Tannroda (I)
StandortIm "Linkerholz" ("Haardt") oberhalb des Ilmtales gegenüber von Krottendorf
TypSteinkreuz
Maße / Material60:?:? / Sandstein
KoordinatenStandort N 50° 51.813' O 11° 13.702' anzeigen mit:
Google-Maps Karte I
Koordinaten Google-Maps Karte II

Lagestatusgeschätzt nach Lagebeschreibung
Literatur

Inmitten einer Schonung im Walde, „Haardt“ genannt steht einsam zwischen niedrigen Fichten, aus üppigem Graswuchs hervorragend ein kleines schlichtes Steinkreuz aus Sandstein.
Kein Zeichen, keine Inschrift deutet auf Alter und Bestimmung, keine Urkunde oder mündliche Überlieferung sagt uns, wann und warum es errichtet ist. Nicht einmal die Sage heftet sich an sein Dasein und umkleidet es mit dem Nimbus der Volkspoesie. Einsam und verlassen steht es auf Bergeshöhe im Walde.
Tannen und Fichten ringsum sind gewachsen und wurden gefällt, neuer Wald wuchs wieder zu mächtigen Stämmen empor und verging. Jahrhundertelang wechselte die Natur ihr Kleid, nur das kleine graue Kreuz blieb inmitten des Wachstums und der Wandelbarkeit der Umwelt unverändert bestehen als Denkmal irgend eines Geschehnisses, - stumm, verwünscht, verfemt!
Soll die Neugierde des Forschers das geheimnisvolle Dunkel zu lüften versuchen, welches die Stätte solange umhüllt, indem er im Fundament Aufklärung sucht? Laßt ruhen das Gewesene! Laßt das stumme Wahrzeichen eines in fernen Zeiten sich zugetragenen Ereignisses auch weiterhin sein Geheimnis bewahren!
Mag dieses Kreuz ein Wahrzeichen des Glaubens oder des Verhängnisses, eines schweren Schicksals, der Plage und Qual, zuletzt vielleicht der Sühne eines Frevels sein, auch es zerfäll und versinkt am Ende, wie alle Gebilde von Menschenhand. Mitleidig wird dann Allmutter Natur es einhüllen und bekleiden mit dem grünen Mantel von Waldmoos, Farnen und Heidekraut. Dann wird aber auch die tat gesühnt sei, um die es einstmals in der Einsamkeit des Bergwaldes gesetzt wurde. Wohl gaukelt uns die Phantasie Bilder vor von Mord, Grenzfehde und Kampf.
Laßt ruhen die Toten!
Wie es aussieht, das alte Kreuz, wie sich der Ort nennt, in dem es errichtet ist, will ich noch sagen. Nach Süden ist es gestellt und schaut hinüber über das Tal der Ilm zu den Höfen von Cottendorf und dem Bergwalde des Tännich. Nur 60 Zentimeter misst es in der Höhe, seine Kreuzarme sind kaum 28 Zentimeter lang, an allen Ecken und Kanten ist es beschädigt und bestoßen.
Das Linkerholz heißt der Teil des Herrschaftlichen Waldes. Ein Nachkomme des Kurtrierschen Geheimen Rates und Gesandten am kaiserlichen Hofe zu Wien, Ernst Linker von Litzenwick, der 1689 das Gut Denstedt bei Weimar erwarb, war weimarischer Oberlandjägermeister. Nach ihm soll dieser Forstort benannt sein.
Mit dem Kreuz aber hat er nichts zu tu, wenn er auch wohl manchmal ein rechtes Kreuz für dir ihn unterstellte Jägerei gewesen sein mag.
Alte Geschichten und neue Sagen aus Thüringen; Rauchfuss, Herman; 1924

Literatur

unter Verschwundene: 1 Tannroda im Linkerholz
Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens; Köber, Heinz; 1960


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Sühnekreuze & Mordsteine