Armsünder-, Galgen-
oder Urtelkreuze: An seinerzeitigen Richtplätzen errichtet, um den Verurteilten Gelegenheit zu geben, dort ihr letztes Gebet
zu verrichten. Bei ihnen wurde auch für bereits Gerichtete gebetet: Galgenkreuzi bei Zwettl, Urtelkreuz in Lichtenwörth, Urtelkreuz in Murau. Auch das "Viertelkreuz" bei
Ampaß in Tirol dürfte ein Urtelkreuz gewesen sein. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Verballhornung des Namens, denn daß man dort, wie es heißt, die Glieder
der Gevierteilten aufhing, ist nicht recht glaubhaft. Auch in Baden bei Wien steht an der Stelle des ehemaligen Richtplatzes ein Pfeiler, auf einer alten Ansicht der Stadt
bezeichnet als das "Creuz bey welchem die von Baden Ihre Maleficanten verbrennen mit dem Schwert und Radt hinrichten lassen".
(Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.38)
Suchet an Galgenbergen un Köpfstätten!
Urlaubskapellen. Es sind Kapellen, geweiht dem Abschied (Urlaub) Marias von ihrem Sohn vor seiner Kreuzigung. Bei
Eichstätt Mtfr. steht am Ende des Buchtals, an der Abzweigung des Wegs zum ehemaligen Hochgericht, eine
Urlaubskapelle. (Kunstdenkmäler Bayerns, Mtfr. Eichstätt Stadt. 408). Es ist ganz natürlich, daß an dem Weg, auf dem ein zum Tode Verurteilter zum Galgen
oder zur Köpfstatt (beide sind nicht immer an einem Ort) geführt wurde, eine Stelle geschaffen wurde, wo er noch
beten konnte. Wenn man also eine Galgen- oder Hinrichtungsstätte weiß, muß man die naheliegenden Bildstöcke, Steinkreuze und kapellchen prüfen, ob
nicht sich hier Beziehungen auf die Schächer am Kreuz, Maria Urlaub, Leonhard usw. finden, oder ob nicht wenigstens Bet-Stellen für die armen Sünder geschaffen sind?
Steinkreuze nahe bei Hinrichtungsstätten. Unsere Ansicht wird bestärkt durch folgenden Bericht: "In D. Gaue 9, 149 ist eine
Notiz über die 3 Steinkreuze T T zwischen Abendsberg u. Arnhofen
(Kelhm. Ndb.) enthalten, daß sie nicht auf den Tod dreier französischer Generale 1809, sondern auf Christus zwischen den
Schächern zu deuten. In der Tat finden wir, daß auf beiden Seiten Christus u. die beiden Schächer erhaben ausgehauen sind.
Jahreszahl nicht vorhanden. Der Galgenberg u. der Richtstatt-Acker sind in nächster Nähe." Hans Krauß, Abensberg. Die 3 Kreuze sind also nicht als Sühnekreuze
zu betrachten, sondern zu obigem Zweck gesetzt. Auch in Pappenheim Mtfr. sind 3 solcher Kreuze T T,
wo sicher nicht "ein Vater (mittleres Kreuz) nebst 2 Söhnen erschlagen wurde"; vielleicht ist auch hier eine Hinrichtungsstätte in der Nähe.
Sonstige Betstätten für Hinzurichtende. In D. Gaue Gemeindebeschreibung Eggenthal Ka.
wird ein Felsen erwähnt in welchen eine Nische gehauen ist. Früher war ein hl. Bild mit künstlichen Blumen darin. Der Felsen steht etwa 100m von dem ehemaligen
Galgen u. zwar am Weg, den der arme Sünder dorthin geführt wurde.
(Deutsche Gaue, 26.Band, 1925, S.78)
Vgl. auch: Standorte Bildstöcke, Steinkreuze und Kreuzsteine an Richtplätzen