Geschichte & Forschung Standorte - Seite 1

Bildstöcke, Steinkreuze und Kreuzsteine an Richtplätzen


 Literatur-Auszüge 

   Armsünder-, Galgen- oder Urtelkreuze: An seinerzeitigen Richtplätzen errichtet, um den Verurteilten Gelegenheit zu geben, dort ihr letztes Gebet zu verrichten. Bei ihnen wurde auch für bereits Gerichtete gebetet: Galgenkreuzi bei Zwettl, Urtelkreuz in Lichtenwörth, Urtelkreuz in Murau. Auch das "Viertelkreuz" bei Ampaß in Tirol dürfte ein Urtelkreuz gewesen sein. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Verballhornung des Namens, denn daß man dort, wie es heißt, die Glieder der Gevierteilten aufhing, ist nicht recht glaubhaft. Auch in Baden bei Wien steht an der Stelle des ehemaligen Richtplatzes ein Pfeiler, auf einer alten Ansicht der Stadt bezeichnet als das "Creuz bey welchem die von Baden Ihre Maleficanten verbrennen mit dem Schwert und Radt hinrichten lassen".
(Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.38)

   In der Regel stand dann in der Nähe, etwa am Fuße des Galgenbergs, eine Betsäule, an der der Delinquent sein letztes Gebet verrichtete und von seinen Verwandten und Bekannten Abschied nahm. Die Betsäule empfahl zugleich auch die armen Seelen der Verurteilten dem Gebete der Vorübergehenden. Es sind die Armen Sünder oder Urtelkreuze oder Gerichtsäulen.
   So mündet das öffentlich-rechtliche Moment doch wieder in das religiöse.
   Die Säulen, deren Zweck mit dem Besitzrecht oder der Gerichtsbarkeit zusammenhängt, sind übrigens auch diejenigen, über die wir am ehesten urkundliche Nachrichten besitzen; die Landgerichtsäulen werden in den Landgerichtbeschreibungen erwähnt; die Pranger und Hochgerichte in den Stadtrechnungen und Ratsprotokollen; andere Bitt- und Erinnerungssäulen, besonders die Pestsäulen werden außer in den Stadtrechnungen auch in den Pfarrgedenkbüchern verzeichnet. [...]
(Vancsa, Dr. Max - Über Bet- und Denksäulen in Niederösterreich, in: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereins zu Wien, Band XXXIX, 1905, S.114)



 historische Darstellungen - Seite 1 

Dorf und Umgebung mit der Richtstätte. Zeichnung aus einem "Mittelalterlichen Hausbuch" des 15. Jh.

Detail aus nebenstehender Abbildung:
Bildstock und zwei niedere Steinkreuze am Weg zum Richtplatz.

Nürnberg im Jahre 1530. Nach einer Tuschezeichnung des 16. Jahrhunderts im Germanischen Museum zu Nürnberg.

Detail aus nebenstehender Abbildung:
Bildstock am Richtplatz.

Aus der Jagdkarte des Klosters Grafschaft von ca.1636. Staatsarchiv München. (Quelle: Geschichte der Hexenprozesse 1998)

Detail aus nebenstehender Abbildung:
Kreuz in der Nähe des Richtplatzes.

Die Umgebung von Nürnberg mit der Richtstätte auf dem Galgenhügel. Ausschnitt aus einem Holzschnitt von 1560. (Quelle: Schild 1980)

Detail aus nebenstehender Abbildung:
Ein Bildstock beim Rabenstein, am Weg zur Richtstätte / zum Galgenberg.

Schon die Titelzeichnungen der frühen Ausgaben der "...vnd des heyligen Römischen Reichs peinlich gerichts ordnung/ auff den Reichsztägen zu Augspurgk vnd Regenspurgk/ in jaren dreissig/ vn Zwey vnd dreissig gehalten/ auff-gerichte vnd beschlossen" (Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) zeigen (o.l.) eine Beichtmarter am Richtplatz.

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 dokumentierte Beispiele 
Kasel (RLP)
Heilbronn III (BW)
Tauberbischofsheim VIII (BW)
Beerfelden (HE)
Eldagsen (NS)
Kappelrodeck I (BW)
Bamberg X (BY)
Klosterlangheim II (BY)



 weiterführende Literatur und Quellen 

Schild, Wolfgang - Die Geschichte der Gerichtsbarkeit, München 1980
Friedrich, Ernst Andreas - Wenn Steine reden könnten. Aus Niedersachsens Geschichte, Hannover 1989
Becker, Hans-Jürgen - Wo liegt die Universität Regensburg? Eine Standortbestimmung aus rechtshistorischer Sicht o.J.



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Sühnekreuze & Mordsteine