Volksaberglaube & Brauchtum


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Der "steinerne Markmann" von Strüth
Von Leonhard Wittmann

Bild 1

Bild 2

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   Wenn man von Ansbach nach Rüglanden wandert, dann kommt man kurz nach der Ortschaft Strüth an einem merkwürdigen Steingebilde vorüber, das im Volksmund der "große Wachmann" heißt. Der Stein steht links der Straße etwas im Wald, ist etwa zwei Meter hoch und hat die Formen eines aufrechtstehenden Menschen (Bild 1). Die Figur erinnert lebhaft an die ostischen Babafiguren oder an die Bamberger "Götzensteine". Ich bin der Figur absichtlich seit Jahren aus dem Wege gegangen, da ihre zeitliche Bestimmung an und für sich ziemlich schwierig ist und zum anderen ich den Verdacht einer Fälschung nicht los werden konnte. Man muß nur überlegen, daß vor etwa 100 Jahren der für germanische Geschichte überaus begeisterte Staatsbeamte v. Reynitsch in Ansbach lebte, auf dessen "vorgeschichtliche Denkmäler" bei Münchszell schon Bessere wie ich hereingefallen sind. Ich dachte, daß auch dieses Steinmännchen von Reynitsch sein könnte, zumal in unmittelbarer Nähe am Buhlberg ein kleiner Steinkreis mit Menhir sich befindet, der zweifellos nicht echt ist.

   Bei meinen Studien über die fränkischen Landkarten habe ich nun im Fürstlich Wrede'schen Familienarchiv in Ellingen ein Kartenblatt gefunden, auf dem das Gebiet des Deutschen Ordens von Virnsberg zur Darstellung kommt. Die Karte stammt aus dem Jahre 1631 und hier ist der "Große und der kleine Markmann" als Grenzzeichen des deutschordischen Besitzes angegeben (siehe Bild 2). Damit dürfte es als erwiesen gelten, daß der Stein bei Strüth keine Fälschung ist, sondern daß er in sehr frühe Zeiten zurückgeht. Um 1631 hat man keine derartigen Grenzsteine mehr aufgestellt, sondern Steine mit den Emblemen der betreffenden Territorialherren. Das Mal ist aber auch älter als wie es die Karte ausweist, denn sie geht auf eine frühere Vorlage zurück. Wir dürfen also mit Recht annehmen, daß wir in dem Stein von Strüth mindestens ein frühgeschichtliches Denkmal vor uns haben, ein Denkmal, das sicher als das älteste in unserem Gebiet anzusprechen ist.

Quellen:
1. Fürstl. Wredesches Familienarchiv Ellingen. Karte "Beschreibung des hochlöbl. Ritterschaftl. Dtsch, Ordens Hauss Virnsberg Freiss und Jagensbezirk ... 1631". (Es ist die bis jetzt älteste Karte, auf denen die Steinmännchen von Strüth eingezeichnet sind.)
2. Staatsarchiv Nürnberg Rep. 190/IV Nr.26. Karte d. gleichen Gebietes (Ausschnitt zeigt unser Bild 2). Es ist eine Kopie des Ellinger Blattes und stammt aus dem Jahr 1669.
3. Hauptstaatsarchiv München Pläne Nr. 525 ist eine Kopie der Ellinger Karte und stammt aus dem Jahre 1725.


(Das Steinkreuz, 15.Jg., 1959, S.21-23)

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