Aberglaube & Brauchtum |
Arme Seele
Arme Seelen-Licht / Lichtopfer
Armer Sünder
Bekehrung / Christianisierung
Götzensteine & figürliche Steinbilder
Irminsäulen
Menhire
Nagelsteine
Näpfchen
Opfer-Bräuche an Steinkreuzen und Bildstöcken
Schalensteine
Seelenloch
Steinmehl / Steinpulver / Volksmedizin
Spukerscheinungen an Totenmalen
Tierstellwunder
Totenleuchten / Lichtsäulen / Lichterker
Toter Mann / Totes Mädchen etc.
Unholde
Wetzrillen / Teufelskrallen / Wetzmulden / Schabemarken
Zauber
Als "Arme Seelen" wurden unvorbereitet Verstorbene bezeichnet, die nach den damaligen Glaubensvorstellungen im Fegefeuer gefangen waren, bis ihre Seelen durch Gebete,
Opfer und Stiftungen erlöst wurden. Diese Handlungen und Abgaben waren ein fester Bestandteil von Sühneverträgen. Man glaubte, dass der Geist des Verstorbenen bis
zu seiner Erlösung als Irrlicht am Ort der Tat umgehe. So wie der volksfromme Brauch den Toten Gutes tat, so brachten auch die armen Seelen ihren Wohltätern Hilfe und Unterstützung.
Ein zum Tode verurteilter Verbrechher.
Von der Mitte des 4.Jahrhunderts, da die Westgoten Christen wurden, bis gegen das Jahr 1000 währt die Bekehrungsgeschichte der germanischen Völker. Sehr
verschiedenartig gestaltet sich der Kampf des neuen und alten Glaubens, sehr verschiedenartig aber sind wir auch davon unterrichtet. Einige Denkmale künden von dieser Zeit.
Sind behauene und künstlerisch bearbeitete Steine / Menhire mit Symbolik und Bilddarstellungen, deren Entstehungzeit meist in die Heidnische- bzw. Frühzeit
der Christianisierung weist, worauf schon die allgemein gebräuchliche Bezeichnung Götzenstein hinweist.
Irminsul benannte das Volk und verehrte als Heilig ein in Säulengestalt gen Himmel ragendes Bauwerk aus germanischer Vorzeit.
Menhire sind freistehende, manchmal phallisch geformte Steine, die einzeln oder in Quadraten, Kreisen oder Reihen angeordnet wurden.
Heilige Steine im heidnischen Glauben, die verschiedenen Gottheiten geweiht waren. Das einschlagen von Nägeln war eine Kulthandlung. Später wurde das
vernageln z.B. von Krankheiten auch auf Objekte mit christlichem Charakter, wie Steinkreuze, übertragen.
Weit verbreitet findet man Kreuze, die an der Oberseite des Kopfes oder der Arme kleine, runde Vertiefungen, sogenannte Näpfchen,
erkennen lassen. Waagerechte Näpfchen dienten zur Aufnahme von Kerzen oder wurden mit Fett oder Oel gefüllt und dienten
mittels eines Dochtes zur Gestaltung eines "ewigen Licht", wie das in einigen Sühnevertägen gefordert wurde. Senkrechte
Näpfchen können aber auch aus abergläubischen Vorstellungen heraus später ausgeschabt worden sein.
Man war nämlich der Ansicht, daß in einem derartigen Näpfchen geriebener Gesteinsstaub (Steinmehl) Menschen und Tiere vor Krankheiten
bewahren könne.
Die Gewinnung geschah durch das Drehen stumpfer Gegenstände. Man sagt, daß der Kirchentürschlüssel benutzt wurde.
Es sind verschiedene Opfer-Handlungen und Bräuche bekannt.
Sie kommen in Norddeutschland besonders häufig vor. Ihr kultischer Ursprung geht weit vor die christliche Zeit und es gibt keinen belegbaren
Hinweis auf einen Zusammenhang mit den Näpfchen. Unter den Deutungen urgeschichtlicher Schalensteine ist auch nicht die auszuschließen,
dass man die Schalen mit Fett füllte und sie als Weihelichter für welchen Kult auch immer entzündete. Man kann sich dem Gefühl nicht erwehren,
dass die Schalensteine, bevor sie im Mittelalter christliches Kulturgut wurden, ihren Ursprung in einem noch weiter zurückliegenden Licht-Kult
hatte, zu dem nur die Verbindungsglieder noch fehlen.
Durch ein Loch im Kreuzstein oder Steinkreuz gingen die unglücklichen Seelen der plötzlich Verstorbenen ein und aus und fanden im Stein ihren Ruheplatz.
Nach uraltem Glauben waren besonders die Kreuzwege ein beliebter Aufenthaltsort der Geister.
Wetzrillen und näpfchenartige Vertiefungen sind auf abergläubischen Volksbrauch zurückzuführen. Durch Schaben und Aushöhlen geweihter
Steine gewann man da begehrte Steinmehl, dem wundertätige Heilkräfte bei Mensch und Tier beigemessen wurden. Der Brauch hatte als
Kontaktmagie rein volksmedizinische Bedeutung und scheint nicht nur auf Zentraleuropa beschränkt gewesen zu sein.
Am häufigsten wird in Sagen und Spukgeschichten von Irrlichtern, Kopflosen und spukenden Tieren, meist
Hunden berichtet.
Der Ort, wo eine Kirche gebaut, eine Leiche begraben, ein Kreuz aufgerichtet werden soll, wird durch stehen bleibende Tiere angezeigt. Meist ist es so, dass die
Bausteine, der Leichnam oder ein Heiltum selbst auf dem Wagen liegen und von den ohne Führung laufen gelassenen Tieren an ihren Bestimmungsort gebracht werden.
Das Kreuz vor dem jetzigen Kreuzaltar in Kirchheim (Neresheim Wt.) wurde nach der Sage von einem Landmann ausgeackert und auf einem mit Stieren bespannten
Wagen an diese Stelle geführt. Die alte Kapelle bei Möstenberg (Kempten Schw.) wurde im Dreißigjährigen Kriege zerstört. Die erste Fuhre Steine der abgebrochenen
Kapelle wurde von einem Ochsengespann, dass man frei laufen ließ, an die Stelle gefahren, wo die jetzige Kapelle steht.
Die Totenleuchten hatten den Zweck, den armen Seelen ein Licht zu brennen. Auf dem Friedhof sollte nachts stets ein Licht brennen, um nach dem Volksglauben
böse Geister zu verscheuchen. Es ist schade, dass wohl alle diese Armseelenlichter nun erloschen sind. Sie mögen, nachts auf dem Friedhof brennend, einen tiefen
Eindruck gemacht haben.
Der Volksbrauch des Steine- und Reiserwerfens auf den Ort eines Verbrechens.
Figürliche Steinbilder bzw. Götzensteine, die heilige heidnische Plätze kennzeichneten und bei der Christianisierung in
neuerbaute Kirchen und Kapellen vermauert wurden um den Sig der Kirche über die alten Götter zu demonstrieren.
Des weiteren finden wir gelegentlich an Steinkreuzen, besonders an solchen, die aus Sand- oder Kalkstein gefertigt wurden,
sogenannte Wetzrillen. Sie könnten durch Ausschabung von Steinmehl, die Schärfung von Schwertern, Degen aber auch handwerklichen Geräten entstanden sein.
Hier war aber nicht die Schärfung der Waffe / des Gerätes die Absicht, sondern viel mehr ein symbolischer Weiheschliff. Man war der Überzeugung, daß eine an
einem Kreuz gewetzte Sichel eine gute Ernte verspreche. Andererseits sollte ein an einem derartigen Kreuz gewetztes Messer Kraft verleihen.
In den "Deutschen Sagen-, Heil- und Bannsprüchen" findet sich nachstehender Ratschlag: So einer bezaubert wurde, der gehe zu einem Kreuz auf dem
Felde, da einer erschlagen worden, gehe drei mahl links herum in den drei höchsten Namen, dann schlag' er ein Stück vom Kreuz, wirf dasselbe in ein fließend
Wasser und sprich: "Ich wirf dich in diesen Fluß, damit mir alle Zauberei und Unglück hinwegfliße und müsse den bestahn, der mir solches angethan."
So ist es verständlich, daß so manches Steinkreuz stark beschädigt auf uns überkommen ist.