Volksaberglaube & Brauchtum


zur Übersicht

Über einige Todtenleuchten in Österreich
Von A. Essenwein

"Und das ewige Licht leuchtet ihnen."

   Weingärtner hat in seinem gehaltvollen Schriftchen: "System des christlichen Thurmbaues etc." auch die Todtenleuchten in den Kreis der Erörterung gezogen, ohne jedoch den Ursprung und die früheste Bedeutung nachzuweisen; er hat Seite 59 die Hoffnung ausgesprochen in Viollet-le-Duc's Dictionnaire, wenn derselbe einmal zum L gekommen sein würde, die nöthigen Aufschlüsse darüber zu finden. Ob ihn das daselbst gesagte, nachdem nun jene Partie erschienen ist, vollständig befriedigt haben würde, bleibt dahingestellt. Viollet glaubt in dem celtischen Alterthum den Ursprung suchen zu müssen, um so mehr als man sie in Frankreich vorzugsweise in den Gegenden findet, wo auch die Menhir's vorkommen. Letzteres mag zufällig sein; sie waren aber im Mittelalter in ganz Deutschland ehenfalls verbreitet und sicher in Italien und England, in Frankreich und Spanien auch; nur sind wohl sehr viele desshalb verschwunden, weil auf solche unbedeutende Werke Niemand achtete; auch sind sicher noch manche vorhanden, auf die man jetzt noch nicht achtet. Im Österreichischen Kaiserstaate wenigstens sind viele noch erhalten; am Dome von St. Stephan zu Wien allein befinden sich gegen zehn, mehrere in der Umgebung Wiens, andere in Tirol, so an der Pfarrkirche zu Botzen 4, andere in Brixen, Schwaz etc.
   Wo und wann sie in der vorliegenden Form aufgekommen sind, mag Gegenstand der Frage sein, dass aber das Licht und die Lampe im christlichen Cultus überhaupt bis in die früheste Zeit zurückreichen1), ist eine anerkannte Thatsache, die nicht weiter besprochen zu werden braucht, und dass der Gebrauch, die Grabstätte der Todten mit einem Lichte zu verseben, ganz mit der Bedeutung und Anwendung der Lichter in der Kirche überhaupt im Zusammenhang steht, ist doch so einleuchtend, dass man schwerlich auf celtische Alterthümer zurückzugehen braucht.
   Das Licht ist das reinste Element der Natur und seine Erscheinung an und fiir sich so wunderbar, dass es nicht blos von einigen Völkern göttliche Verehrung genoss, sondern in der Symbolik und im Cultus aller Völker seine Stelle einnimmt. In der christlichen Anschauungsweise ist es das Symbol Gottes; es kommt allen drei göttlichen Personen zu, insbesondere aber dem Sohne, der von sich selbst sagt: "ich bin das Licht der Welt," wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln im Finstem, sondern das Licht des Lebens haben. Job. VIII, 12.
   Auch die Engeln wohnen im Lichte und alle Heiligen und Seligen gelangen dahin. Die Erschaffung der Engel wird daher auch im Mittelalter als creatio lucis betrachtet, und der erstgeschaffene Engel heisst Lucifer.
   Dem von Gott ausstrahlenden Lichte steht die Finsterniss gegenüber, und Nacht und Finsterniss sind Symbole der Sünde. Das Licht ist somit das Sinnbild der Schöpfung und das der Erlösung.
   Die kirchlichen Hymnen feiern die Geburt und die Auferstehung als einen neuen Schöpfungsmorgen, als den Aufgang des heiligen Lichtes, wodurch die Gewalt der Dämonen gebrochen und den im Dunkeln Irrenden und Blinden der Weg gezeigt wurde.
   Die Dunkelheit erscheint also auch hier als Symbol der Sünde.
   Daher auch seit den ältesten Zeiten der Gebrauch des Lichtes in der Kirche und beim Gottesdienst, wofür die der Pfeiler, an denen im Mittelalter die Verbrecher ausgestellt wurden, später jedoch mit grösserer Eleganz aufgebaut worden sein; es war aus Hausteinen und Ziegeln errichtet, der Name sollte von einem gewissen Pollein, einem Günstling Kaiser Max kommen, der von Ludwig XI. gefangen und in Arras bewahrt wurde und der wahrscheinlich in diesem Monument aufbewahrt worden sei. Bei der Zerstörung der Monumente von Arras im Jahre 1793 existirte es nicht mehr2).
   Wir müssen unsere Leser um Entschuldigung bitten, dass wir sie auf eine so wenig wissenschaftliche Quelle, wie das genannte Büchlein, hinführen; wir thun es blos desshalb, weil wir im Augenblick keine bessere Quelle kennen und der Gegenstand ohne Zweifel eine auf dem ehemaligen Friedhofe neben dem Dome gestandene Todtenleuchte war. Die Abbildung ist offenbar einer älteren so gut nachgebildet, dass wir sie auch, trotz der so geringen Verlässlichkeit der Quelle, glauben aufnehmen zu können. (Fig.2)
   Gehen wir nun auf die österreichischen Monumente zurück, so steht an der Spitze die schöne Lichtsäule zu Klosterneuburg (Taf. XV), eine circa 30 Fuss hohe, 6eckige, auf einigen Stufen stehende Säule, unten glatt, über einer Masswerkbekleidung mit 6 Hautreliefs geschmückt, die Scenen aus der Leidensgeschichte des Herrn darstellen und mit kleinen Baldachin bedeckt sind, darüber das Lichthäuschen Ober jeder Fensteröffnung mit Wimpergen bekrönt, denSchluss bildet eine 6seitige Fiale, die von kleinen Strebepfeilern umgeben ist, von denen sich Bögen nach der Mittelfiale spannen3). Die Architectur ist äusserst rein und zierlich, das Ganze schlank wie eine Kerze; das Denkmal verdankt seine Entstehung dem XIV. Jahrhundert, wo es nach einer Pestseuche errichtet wurde; eine Inschrift an dem untern Theile nennt das Jahr 1381 als das der Erbauung.
   Eine ähnliche, offenbar auch 6eckige Lichtsäule hat ehemals auf der vordern Südseite der St. Stephanskirche unweit des Thurmes gestanden, wie eine bei Merian gegebene Ansicht dieser Kirche zeigt. Die Zeichung ist zu klein und zu wenig verstanden, als dass sie ein näheres Urtheil gestatten würde; man sieht nur, dass sie 6eckig war, in zwei Absätzen, der oberste jedoch eingezogen (und nicht wie gewöhnlich ausgeladen) war und durch eine kleine Pyramide bekrönt wurde.
   Das einfachste Motiv eines solchen ewigen Lichtes zeigt das, welches in Gurk (Kärnthen) neben der Domkirche auf dem Friedhofe steht. Es ist eine einfache viereckige Säule mit einer Pyramide gekrönt (die jetzt noch in eine "welsche Haube" gesteckt ist). Spitzbogenöffnungen in jeder Seite unmittelbar unter der Pyramide lassen das Licht ausströmen. Eine kleine viereckige Öffnung unterhalb dient zum Hereinbringen und Aufziehen des Lichtes; die ganze Höhe ist etwa 18 Fuss (Fig.3).
   Ein einfaches noch kleineres aber doch hübsches Säulchen steht auf dem Domkirchhofe zu Brixen (Fig.4). Es ist etwa 10 Fuss hoch und die Lichtöffnung so niedrig, dass man keines untern Thürchens bedurfte, um das Licht hereinzubringen und aufzuziehen, sondern dasselbe unmittelbar in das Lichthäuschen stellen konnte, zu welchem Zwecke sich an der einen Seite eine Thüre befand; die angeschriebene Jahreszahl 1483 gibt die Zeit der Erbauung sehr genau. Der niedrige Ständer ist achtseitig, geht jedoch über dem Sockel so wie am obern Ende unter dem Lichthäuschen in's Viereck über. Letzteres selbst ist viereckig und eine einfache, jetzt mit Blech überzogene Pyramide krönt es. An der Stelle einer ehemaligen Kreuzblume ist mit der Blechdeckung eine Kugel und auf derselben ein sich drehendes Fähnchen getreten.
   Ein hübsiches Säulchen steht auch auf dem Friedhofe in Schwaz in der Nähe von Innsbruck. Es besteht aus einer Rundsäule, auf der ein vierseitiges Lichthäuschen sich befindet, das mit 4 Giebeln und einer aus derselben heraustretenden Pyramide geschlossen ist. Eine Abbildung dürfte demnächst in diesen Blättern zugleich mit der eigenthümlich interessanten Kirche und der Friedhofeapelle erfolgen. Wir bemerken nur, dass in diesem Lichthäuschen noch ein ewiges Licht brennt.
   Dem Jahre 1488 entstammt eine hübsche fünfseitige Säule zu Freistadt in Oberösterreich, die auf dem dortigen Friedhofe steht (Fig.5). Sie hat wieder eine beträchtliche Höhe, circa 30 Fuss. Auf 2 fünfeckigen Stufen steht ein runder Sockel, aus dem die fünfeckige, an den Kanten mit Rundstäben eingefasste Säule sich erhebt; die Rundstäbe haben zierliche Säulenfüsschen. Das Lichthäuschen ist ganz unbedeutend über die Säule ausgeladen. Es ist an den Kanten mit kleinen Säulchen geschmückt, die reich decorative sich verschingende Wimperge tragen; eine fünfseitige Pyramide mit Krabben und einer Kreuzblume schliesst das Monument a. Gegenwärtig befindet sich noch ein metallenes Crucifix über der Kreuzblume.
   Eigenthümlich ist auch die einfache Lichtsäule zu Penzing nächst Wien. Sie hat eine Höhe von 26 Fuss. Auf einem viereckigen Unterbau, in dem sich die Öffnung zum Hereinbringen des Lichtes befindet, erhebt sich eine achteckige Säule, deren Seiten flach ausgehöhlt sind, das Lichthäuschen am oberen Ende isr ganz offen, es besteht blos aus 8 kleinen Steinpföstchen, die eine niedrige, gleichfalls ausgekehlte Pyramide tragen. In Art eines Erkers ist ein kleines Häuschen für ein Relief angebracht (Fig.6).
   Die Darstellung des Bildes ist jene des Gekreuzigten, so dass dadurch der Gedanke nahe gelegt ist, dass hier die Lichtsäule mit dem Kreuze des Friedhofes in Eins zusammengezogen erscheint, wie sie in einigen oben genannten mit den Karner verschmolzen ist, und wie früher auch der Karner und das Kreuz oft in Eins verschmolzen sind.
   Schon aus den dargestellten Beispielen sehen wir die Reichhaltigkeit der Formen, die das Mittelalter diesen kleinen Werken zu geben wusste. Gerade die Spätgotliik fand darin so recht ihre Aufgabe, wiewohl diese Werke durchgehens einfacher gehalten sind als die Sacramentshäuschen, Kanzeln und Altarschreine. Wir machen noch auf ein ähnliches Lichthäuschen in Hainburg aufmerksam, so wie auf die vier im 2. Bande der Mittheilungen, Seite 321 abgebildeten "Denksäulen" aus Ödenburg und Mattersdorf, die wir, ohne sie selbst gesehen zu haben, als ewige Lichter erklären.
   Wir lassen hier die Abbildungen wieder folgen.
   Fig.7 das sogenannte Rastkreuz, an einem Scheidewege auf der Strasse nach Wolfs gelegen, ist unten durch angelegte Halbsäulen verstärkt, während sonst in der Regel, wie die übrigen Figuren beweisen, der Stock dünner ist, als das darüber ausladende Lichthäuschen. Gerade nach dieser Zeichnung sind wir jedoch nicht geneigt, das vorliegende Denkmal in das XIII. Jahrhundert zu versetzen, wie der betreffende Text angibt, sondern glauben, duss es eben dem Schlüsse der Gothik angehört. Die Gliederung des Fusses, die Verbindung der vordern kleinen Nische mit der Halbsäule und die Art des Ansatzes der Pyramide auf den Rumpf lassen uns auf das XVI. Jahrhundert denken.
   Die Säule Fig.8 steht neben dem Leonhartsthore in Ödenburg, jetzt in die seitdem verlegte Stadtmauer eingebaut. Die Fialen sind nur in Bruchstücken erhalten, eben so das obere Kreuz, das hier auf der Zeichnung ergänzt, dem Zeichner aber offenbar zu gross ausgefallen ist. Das Lichthäuschen ist nur nach zwei Seiten offen, was darauf deutet, dass die Säule ehemals in einer Ecke gestanden haben mag.
   Fig.9 ist das sogenannte "Angerkreuz" bei Ödenburg, das sich auf freiem Felde erhebt. Es hat auf deren einen Seite eine grosse viereckige Öffnung die vielleicht daher entstanden ist, dass die Steinplatte, in der eine kleine Öffnung enthalten war, herausgefallen ist; nach einer zweiten Seite hat sie eine solche kleine spitzbogige Fensteröffnung, die zwei anderen Seiten sind geschlossen. Sie ist vom Jahre 1484.
   Eben so ist auch die vierte dieser Säulen Fig.10 nur an zwei Seiten geöffnet. Sie steht bei Mattersdorf, zwei Stunden von Odenburg.
   Diese Säulen haben uns vom geweihten Raum des Friedhofes an die Kreuzwege geführt und zum Stadtthore wie aufs freie Feld. Als kirchliche Cultgeräthe sind sie indessen doch immerzu betrachten; wenn auch vielleicht sie ihre Entstehung dem Volksglauben, dem Glauben an die bösen Geister, die sich am Kreuzweg tummeln, oder vielleicht einer besonderen Begebenheit, wie einem Morde, der auf diesen Stellen vorgekommen ist, verdanken. Am Kreuzwege wie am Stadtthore ist der Gedanke an das "ewige Licht, das den Irrenden den Weg zeigt," ganz am selben Platze und ist das Licht an der Stelle eines geschehenen Mordes oder sonst eines Unglücksfalles, wo Jemand durch den Sturz des Pferdes, durch Blitzschlag etc. das Leben verloren, errichtet, so ist das seiner armen Seele, so wie den armen Seelen im Fegefeuer überhaupt brennende Licht eben so aufzufassen wie auf dem Friedhofe.
   Kehren wir nun aber wieder auf den Friedhof zurück, so haben wir noch eine Art von Lichthäuschen zu betrachten. Man brannte nicht blos auf dem Friedhof ein solches Licht für alle Verstorbenen. Wie noch jetzt die Katholiken am Allerseelentage die Gräber besuchen, daselbst für die Verstorbenen zu beten und diese Gräber mit Lichtern schmücken, so war es auch im Mittelalter der Fall und wir finden den Apparat dazu bei sehr vielen Gräbern monumental vorhanden. Dabei ist freilich immerhin wahrscheinlich, dass viele und wohl die meisten nicht blos am Allerseelentag, sondern immerfort, oder wenigstens öfter brannten. Stiftungen mögen die Erhaltung dieser Lichter gesichert haben. Wir haben Eingangs erwähnt, dass an der St. Stephanskirche zu Wien eine Anzahl solche Lichthäuschen erhalten sind. Die meisten sind ganz unbedeutend; in irgend einen Winkel sind kleine viereckige Steinkästchen eingemauert, die theils nach einer, theils nach zwei Seiten offen waren.
   Sie mögen, wie dies auch bei den frei stehenden Lichtsäulen der Fall war, theils ganz offen gestanden haben, so dass das Licht in sie hineingestellt wurde, theils mit Gittern und auch mit Gläsern verschlossen gewesen sein, in welchem Falle in der Decke oben Öffnungen züm Abzug des Rauches sich befanden. Die gegenwärtige Restauration des Domes hat ihn ringsum in Steinhaufen eingeschüttet, zudem ist er mit einen Bretterverschlag eingeschlossen, so dass eine nähere Betrachtung und Abzählung dieser Lichthäuschen nicht möglich war. Fig.11 gibt eine Abbildung eines solchen einfachen Lichthäuschens von der Westseite des Domes.
   Es sind jedoch auch reichere derartige Kleinbauwerke an diesem Dome und zwar sind uns drei bekannt. Das reichste befindet sich auf der Südseite im Äusseren der Eligiuscapelle. Auf einen dünnen runden Fusse erhebt sich über starker Ausladung ein polygones Lichthäuschen, aus dem sich noch ein höherer mit Nischen gegliederter mit Strebepfeilern und Wimpergen, Fialen und Baldachinen geschmückter Architecturlheil erhebt, so dass das Ganze einem Sacramentshäuschen sehr ähnlich ist. Leider konnte dasselbe gegenwärtig nicht gezeichnet werden, da es tief in einem Bretterverschläge vergraben ist; eben so ist ein einfaches viereckiges, gleichfalls auf dünnem rundem Stiele stehendes, das an der Nordseite in der Ecke des Thurmes steht, jetzt auch vollkommen verborgen. Das dritte an der Ostseite in der Ecke eines Strebepfeilers stehende, konnte gezeichnet werden. Auf einem dünnen schlanken runden Stiele, mit neuerem polygonem Fusse steht auf einer aus der Durchdringung viereckiger und achteckiger Glieder gebildeten Ausladung das viereckige Lichthäuschen (Fig.12) mit Rundstäben an der Kante eingefasst. Über einem horizontalen Gesimse erhebt sich ein Dach mit steiler Spitze und von einer Kreuzblume bekrönt. Das Dach war ehemals von Ornamenten, die frei gearbeitet waren, überzogen. Jetzt sind von diesen Ornamenten nur die Ansatzpunkte am Körper vorhanden. Ein Spruchband nennt den Namen des Errichters und das Jahr 1502.
   Es lässt sich annehmen, dass solche reichere Lichthäuschen geradezu die Stelle eines Grabdenkmals einnahmen. Daher sind sie mit Figuren, Namen und Wappen geschmückt. Als Beispiel dafür geben wir eines der Lichthäuschen an der Pfarrkirche zu Botzen (Fig.13), das von einer Console getragen wird, die zunächst auf einem phantastischen Kopfe ruht. Die Console selbst ist mit der Halbfigur eines Mannes und einer Frau an den Ecken versehen, die Laterne ist vierseitig und an drei Seiten offen.
   Man kann das Licht aus dem Innern des Treppenthürmchens, an welches das Kleinbauwerk angehängt ist, in die Laterne stellen. Der Aufsatz Ober der Laterne besieht aus zwei Abtheilungen, von denen die zunächst auf der Laterne stehende durchbrochen ist und im Innern hinter den Fensteröffnungen einen Baldachin auf Säulchen sehen lässt, unter dem ein Engel kniet, der die Säulen mit den Händen umfasst.
   Die ganze Erscheinung deutet in ihren Formen auf den Beginn des XIV. Jahrhunderts und doch kann das Denkmal nicht älter sein als der Bau des Chores und des Treppenthürmchens, an dem dasselbe angelehnt ist, also auf den Schluss des XV. Jahrhunderts.
   Ähnlich sind auch die anderen drei in Botzen vorhandenen. Ein zweites befindet sich am selben Thürmchen unmittelbar neben dem hier gegebenen. Nur bei einem dieser vier wird das Licht von Aussen hierin gestellt, bei den übrigen drei aber vom Innern eines Raumes herausgegeben.
   Um die sämmtlichen im Augenblick uns erinnerlichen Denkmale dieser Art anzuführen, erwähnen wir noch eines polygonen, gleichfalls auf einer Console befindlichen mit Wimpergen gezierten Lichthäuschens neben dem Portale der Pfarrkirche zu Korneuburg bei Wien.
   Schon die hier gegebenen Abbildungen, so wie die beiden im Augusthefte der "Mittheilungen" gegebenen aus Basel und Oppenheim zeigen die grosse Mannigfaltigkeit der Form.
   Ihr häufiges Vorkommen an einigen Kirchen lässt vermuthen, dass sie auch sonst nicht selten gewesen sind, wenn auch viele zu Grunde gegangen sein mögen. So bezweifeln wir auch die Richtigkeit der Behauptung des Violet-Ie-Duc, dass in Frankreich die ewigen Lichter mit dem XIV. Jahrhundert abgekommen und die polygonen Todtencapellen an ihre Stelle getreten seien; dass sie mit den alten celtischen Traditionen die sich noch im Christenthume bis Ende des XIII. Jahrh. fortgeerbt hätten, ihre Form nach und nach verwischt hätten, bis man ihren Ursprung vergessen habe.

Anmerkungen:
1) Vergl. hierüber die Artikeln Licht, Lampe, Leuchter etc. in Aschbach's Allgemeinem Kirchenlexikon und in Wolfgang Menzel's Symbolik VII
2) Wir brauchen die Leser nicht auf das Unstichhaltige der ganzen Sache aufmerksam zu machen; merkwürdig bleibt nur immer der name polléne, der ganz local zu sein scheint und sich lediglich an dies Monument knüpfte. Ist er vielleicht eine Abkürzung von pollémille (Staubfäden einer Blüthe), um die Schlankheit des Denkmals zu bezeichnen?
3) Wir müssen jedoch bemerken, dass dieses ewige Licht in neuerer Zeit restauriert wurde.

(Mittheilungen der K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, VII.Jhg., Wien 1862, S.319-325)

nach oben


Sühnekreuze & Mordsteine