Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Stendal

Berge (I / II) / OT von Hansestadt Werben
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Berge I Berge II

Zeichnung bei
Pflanz (1931)

PLZ: 39606

GPS:

Standort: Im Kirchhof des Ortes in der Südostecke zwischen den Grabstellen der Pfarrer von Berge, der Pfarre und der Kirchhofsmauer.

Geschichte: Ein Kreuz soll früher vor dem Dorfe gestanden haben, eine Umsetzung auf den Kirchhof ist aber nirgends bezeugt, jedoch nicht auszuschließen. Bei den Kreuzen selbst kann wegen des Standortes der Verdacht auf Grabkreuze angenommen werden, was besonders für das südliche Kreuz mit dem im Querschnitt kreuzförmigen Schaft gilt, während das nördliche Kreuz in seiner Form sowohl Sühnekreuzen wie Grabkreuzen des späten 15.Jahrhunderts entspricht. (Saal 1987)

163. Berge, Kr. Osterburg. Auf dem Kirchhof des Dorfes in der Südostecke zwischen den Grabstellen der Pfarrer von Berge, der Pfarre und der Kirchhofsmauer. 15.Jahrh. 68:36:17 und 52:40:29. Sandstein. (Saal 1954)

   Berge (Kr. Osterburg). Auf dem Kirchhof des Dorfes in der Südostecke stehen, einige Meter von einander entfernt, zwei kleine Sandsteinkreuze, die Schauseite nach Nordwesten gerichtet. Das eine ist 0,70m hoch (Zahn gibt die Größe nicht richtig an.), 0,35m breit, 0,16m dick, in einfachster Form ohne irgendwelche Verzierung. Es steht etwas schräg nach hinten geneigt neben dem Platz, wo die Pfarrerfamilien von Berge ihre Grabstelle haben. Das andere steht im Gebüsch in der Ecke zwischen Pfarrhaus und Kirchhofsmauer, ist 0,50m hoch, 0,40m breit, 0,25m dick. Das Kreuz ist wie aus einer niedrigen Säule herausgehauen, sodaß seine Arme diese Säule seitwärts etwas überragen. Die Sage erzählt von einem Edelmanne, der die beiden Söhne des Ortsschulzen gegeneinander aufgehetzt und hinterlistig zu einem Zweikampf veranlaßt habe, in dem sie sich beide totgeschossen hätten, der schließlich auch noch den Ortsschulzen selbst erschossen habe, um sich in den Besitz des Schulzenhofes zu setzen. (Pohlmann: Altmärk. Sagen S.111, Altmärk. Sagenschatz S.163). Die im Altmärk. Sagenschatz zuerst angeführte Sage von diesen beiden Kreuzen, wonach der berühmte General von Kannenberg auf Iden einen Bauern von Berge erschossen und, als dessen Söhne im Streit um das Erbe sich gegenseitig erschossen hätten, den Hof des bauern an sich gebracht hätte, stammt nach Zahn von Steinhardt (Steinhardt: Ueber die Altmark II.Teil, S.71). Dieser erwähnt dabei, daß zum Andenken an diesen Brudermord ein steinernes Kreuz vor dem Dorf stünde. Daraus schließt Zahn, daß der Kirchhof nicht der ursprüngliche Standort dieser Kreuze sei. "Vielleicht hat sie einmal ein Pfarrer, der ein Altertumsfreund war, weil ihnen der Untergang drohte, aus dem Felde geholt und hier aufstellen lassen". Für diese Annahme Zahns spricht auch die ganze Art, wie die Kreuze hier aufgestellt sind. Uebrigens: wären sie beide zur Erinnerung an dasselbe Ereignis, an die beiden im Zweikampf gefallenen Brüder, gesetzt, so wären sie wohl nicht so verschieden gestaltet. Wahrscheinlich stammen sie von zwei ganz verschiedenen Stellen und Ereignissen her. (Pflanz 1931)

   Seit kurzer Zeit ist das Gut Berge, von der Generalin v. Kahlden, an den Herrn v. Scheither verkauft. Das jetzige Dorf bestand ehedem aus einigen großen Bauernhöfen, die nach und nach dem Gute einverleibt wurden, weswegen es noch größtentheils kontribunal ist. Den Schulzenhof zog der General v. Kannenberg, berühmt wegen seiner Kühnheit im dreißigjährigen Kriege, ein, und machte aus einem Theile dessen sechzehn Kossathenstellen. Auf dem Kirchhofe sieht man noch einen Leichenstein mit der Figur eines über der Thür lehnenden Bauers, und der Umschrift - - - ist - - erschossen worden. - - Die übrigen Buchstaben sind entweder von dem Zahn der Zeit, oder vorsätzlich vertilgt worden. Die mündliche Sage hierüber ist folgende: Der General von Kannenberg liß den Schulzen in Berge zu sich rufen. Dieser erwiederte ganz naiv darauf, der Herr General habe es eben nicht weiter nach Berge, als er nach Iden; er möge nur zu ihm kommen; er kam auch, und gerade lehnte der Schul über der Thüre. Der General nahm die Pistole und zerschmetterte ihm die Hirnschale. - Die Erben dieses Hofes geriethen darüber in Streit, und da sie Soldaten gewesen waren, so griffen sie, vermuthlich auf Zureden des Generals, der die ultima ratio regum allen anderen Rechtsmitteln vorzog, zu den Waffen, und erschossen sich beide auf der Stelle. Es waren Brüder, und da sie dem General, wenigstens der jüngere, eine Summe Geldes schuldig waren, so nahm er dafür den Hof in Besitz. Zum Andenken dieses doppelten Brudermordes steht noch vor dem Dorfe ein steinernes Kreuz. (Steinhart 1802)

Sage: Über die beiden Steine berichtet die Sage, daß sie für die beiden Söhne des Ortsschulzen errichtet worden sind, die sich hier gegenseitig erschossen haben. Ein Edelmann, der sich in den Besitz des Schulzenhofes setzen wollte, hatte sie gegeneinander aufgehetzt und zum Zweikampf veranlaß, wobei er ihnen vorgemacht hatte, daß nur eine von den auszulösenden Pistolen geladen sein. Der Schulze selbst fiel durch einen Schuß des Edelmannes mit einer Windbüchse, wodurch der Hof an ihn gelangte. Nach einer älteren schriftlichen Fassung soll der Edelmann der General von Kannenberg auf Iden gewesen sein, doch macht diese Erzählung den Eindruck der schriftstellerischen Überarbeitung.
Vermutlich entstand die Sage durch einen jetzt nicht mehr vorhandenen Grabstein eines Bauern an der Bergener Kirche, auf dem die Worte "ist erschossen worden" noch zu lesen waren. (Saal 1987)

In Berge stehen in einem Winkel des Friedhofes, nahe der Pfarre, zwei Steinkreuze. Von ihnen wird berichtet, daß der Schulze von Berge sehr begütert war und daß dessen Landbesitz dem Edelmann des Dorfes in der Nase stak. Der Edelhof lag an der einen Seite des Kirchhofes, der Schulzenhof entgegengesetzt auf der anderen. Der alte Ortsschulze war noch kerngesund, er hatte zwei Söhne; an ein Aussterben des Geschlechts war daher für den Edelmann nicht zu denken. So versuchte dieser nun die beiden Söhne gegeneinander aufzuhetzen. Zu dem Jüngeren sagte er: "Du bist zwar der Jüngere, aber deshalb nicht schlechter wie Dein Bruder. Sollst Du nun deswegen auf Dein Erbteil verzichten und Dein Leben lang der Knecht Deines Bruders sein?" Dem Älteren gegenüber gebrauchte er folgende Worte: "Du bist zwar der Ältere und eigentlich Erbe, aber ich würde mir an Deiner Stelle nicht nachreden lassen aus Selbstsüchtigkeit Alleinerbe zu werden!" Mit diesen Worten erreichte er, daß sich beide einem Gottesurteil unterwarfen und zu diesem Zweck, nach dem Vorschlag des Edelmanns, einen Zweikampf durchführen wollten. - Der arglistige Edelmann zeigte ihnen zwei gleich aussehende Reiterpistolen, von denen nur eine geladen werden würde, so daß einer der beiden fallen mußte. Der Ritter hatte aber beide Pistolen geladen und als sich nun die Brüder auf dem Friedhof zum Kampf stellten, schössen sie auf den Zuruf des Edelmanns gleichzeitig los und fielen beide getroffen zu Boden. Nun hatte der Schulze keinen leiblichen Erben mehr und sein Besitz mußte nach seinem Tode an den Edelmann fallen. Aber der hatte kein Interesse noch Jahre zu warten. Wenige Monate nach dem Tod der Söhne fand man auch den Schulzen erschossen in seinem Zimmer. Es wurde zwar gemunkelt, daß der Edelmann mit einer Windbüchse von seinem Hof aus über den Friedhof hinweg geschossen habe, aber das war nicht zu beweisen und so künden nur die beiden Kreuze auf dem Friedhof von dem Tod der beiden Schulzensöhne.
Früher soll noch an der Kirche ein Grabstein gestanden haben, auf dem nur noch die Worte: "...ist erschossen worden." zu lesen waren. Der Edelmann soll der aus dem Dreißigjährigen Krieg berüchtigte General von Kannenberg gewesen sein, der auf dem Schulzenhofe 16 Kossätenstellen einrichten ließ. (Saal 1992)

Quellen und Literatur:
Steinhart, Heinrich Christoph - Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg, II.Theil, Stendal 1802, S.71
Zahn, W. - Die Mordkreuze in der Altmark, Beiträge zur Altmärkischen Landes- und Volkskunde, Heft 2, hrg. vom Altm. Museumsverein, 1899, S.45-51
Pohlmann, Alfred - Sagen der Altmark, Stendal 1901, S.111
Altmärkischer Sagenschatz, gesammelt vom Lehrerverband der Altmark, Verlag Klinkhardt, Leipzig 1908, S.163
Pflanz, P. - Die Sühnekreuze in der Altmark, in: Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark, hrg. vom Altmärkischen Museumsverein zu Stendal, Band VI, Heft 1, 1931, S.44-45
Haetge, E. - Die Kunstdenkmale der Probinz Sachsen, Kreis Osterburg, Burg 1938
Saal, Walter - Verzeichnis der Steinkreuze des Landes Sachsen-Anhalt, Teil 2: Nachtrag zum Teil 1 und Nordteil (ehemaliger Regierungsbezirk Magdeburg und Anhalt), in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Band 38, 1954, S.258, Nr.163
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.16
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992
Mittag, Lothar - Sagenhafte Steine, 2006, S.76
aktuelle Aufnahmen von Barbara und Gert Künzl, Bürgel (Fotos von 2011)



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Abbildung bei
Saal (1987)

Größe / Material: 54:41:31 / Sandstein

Geschichte: Südliches Kreuz: Tatzenkreuz auf im Querschnitt kreuzförmig angelegtem Schaft, dessen Querschnittsform auch der Kopf gehabt haben könnte, während die Arme annähernd quadratischen Querschnitt haben. Die Arme sind gering abgewittert, der Kopf stärker, sonst ist aber der Erhaltungszustand als gut zu bezeichnen. Sandstein. 54cm:41cm:31cm. Die sich kreuzenden Arme des Schaftquerschnittes haben eine Breite von 31cm und eine Stärke von 16cm. 16.Jahrhundert. (Saal 1987)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Steinhart, Heinrich Christoph - Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg, II.Theil, Stendal 1802, S.71
Zahn, W. - Die Mordkreuze in der Altmark, Beiträge zur Altmärkischen Landes- und Volkskunde, Heft 2, hrg. vom Altm. Museumsverein, 1899, S.45-51
Pohlmann, Alfred - Sagen der Altmark, Stendal 1901, S.111
Altmärkischer Sagenschatz, gesammelt vom Lehrerverband der Altmark, Verlag Klinkhardt, Leipzig 1908, S.163
Pflanz, P. - Die Sühnekreuze in der Altmark, in: Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark, hrg. vom Altmärkischen Museumsverein zu Stendal, Band VI, Heft 1, 1931, S.44-45
Haetge, E. - Die Kunstdenkmale der Probinz Sachsen, Kreis Osterburg, Burg 1938
Saal, Walter - Verzeichnis der Steinkreuze des Landes Sachsen-Anhalt, Teil 2: Nachtrag zum Teil 1 und Nordteil (ehemaliger Regierungsbezirk Magdeburg und Anhalt), in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Band 38, 1954, S.258, Nr.163
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.16
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992
Mittag, Lothar - Sagenhafte Steine, 2006, S.76



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Abbildung bei
Saal (1987)

Größe / Material: 67:37:18 / Sandstein

Geschichte: Nördliches Kreuz: Einfaches lateinisches Kreuz mit sich leicht nach außen verbreiternden Armen, ohne erkennbare Schäden. Sandstein. 67cm:37cm:18cm. Spätes 15. bzw. frühes 16.Jahrhundert. (Saal 1987)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Steinhart, Heinrich Christoph - Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg, II.Theil, Stendal 1802, S.71
Zahn, W. - Die Mordkreuze in der Altmark, Beiträge zur Altmärkischen Landes- und Volkskunde, Heft 2, hrg. vom Altm. Museumsverein, 1899, S.45-51
Pohlmann, Alfred - Sagen der Altmark, Stendal 1901, S.111
Altmärkischer Sagenschatz, gesammelt vom Lehrerverband der Altmark, Verlag Klinkhardt, Leipzig 1908, S.163
Pflanz, P. - Die Sühnekreuze in der Altmark, in: Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark, hrg. vom Altmärkischen Museumsverein zu Stendal, Band VI, Heft 1, 1931, S.44-45
Haetge, E. - Die Kunstdenkmale der Probinz Sachsen, Kreis Osterburg, Burg 1938
Saal, Walter - Verzeichnis der Steinkreuze des Landes Sachsen-Anhalt, Teil 2: Nachtrag zum Teil 1 und Nordteil (ehemaliger Regierungsbezirk Magdeburg und Anhalt), in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Band 38, 1954, S.258, Nr.163
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.16
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992
Mittag, Lothar - Sagenhafte Steine, 2006, S.76


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