Deutschland Sachsen-Anhalt Ohrekreis

Hundisburg


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Urspr. Aussehen
des Kreuzes lt.
Erläuterungstafel

Blick zum Standort

Abbildung bei
Saal (1987)

PLZ:

GPS: N 52° 14,758', O 11° 23,900'

Standort: Ecke "Schulstraße"/ "Bauplatz"; an der Haltestelle "Alte Schule".

Größe / Material: 112:75:21

Geschichte: Das Kreuz besteht aus zwei Teilen. Nur der Schaft ist noch original. Dieser Schaft wurde nach Saal (1987) zwischen 1958 und 1987 schon durch ein recht unpassendes Oberteil ergänzt. Inzwischen wurde das Kreuz versetzt und grundlegend erneuert. Der Betonsockel wurde entfernt und das Oberteil durch ein passenderes ersetzt.

Auf der Erläuterungstafel am Steinkreuz ist zu lesen:
Eine Volkssage erzählt, daß hier einst eine Mordtat geschehen ist. Busso von Alvensleben und ein Herr von Asseburg verfolgten beide einen starken Hirsch. Gleichzeitig trafen beide am verendeten Tier zusammen. Es entspann sich ein Streit, und der von Asseburg durchbohrte seinen Weidgenossen mit dem Jagdspeer. Als Buße für die Untat mußte der Mörder 2000 Taler zahlen. Der Vater des Ermordeten Ludolf von Alvensleben, erhöhte die Summe um 1000 Taler und stiftete die Hospitäler zu Hundisburg und Gätersleben.
Nach der schriftlichen Überlieferung geschah diese Mordtat 1576 in Wallhausen. Da das Hundisburger Kreuz der Form nach rund 100 Jahre älter ist, erscheint dieser Teil der Sage fraglich. Realer Teil der Sage ist die 1586 erfolgte Stiftung der Hospitäler. Das Hundisburger Hospital steht auf dem Kirchberg und ist 1760 neu erbaut worden.
Das jetzige Oberteil wurde nachgestaltet.

Im Ort Hundisleben an der Straße nach Rottmersleben gegenüber dem Kriegerdenkmal.
Auf einem Betonfundament von 100cm Breite, 70cm Tiefe und 22cm Höhe wurde der gehobene sich verjüngende Schaft des ursprünglichen Kreuzes gesetzt. Dieser ist 88cm hoch und unten 60x27cm groß. Mit diesem Unterteil wurde ein neuangefertigtes Oberteil von 46cm:38cm:15cm durch Eisenklammern verbunden. Der Schaft zeigt nur geringe Verwitterungsspuren, das Oberteil ist naturgemäß noch in sehr gutem Zustand. Sandstein, jedoch zwei verschiedene Arten.
Vermutlich 15. Jahrhundert.
Der Schaft des Kreuzes diente bis vor 1958 noch als Myriameterstein (10km-Stein). Nach einer um 1870 entstandenen Zeichnung, die vermutlich vom Schriftführer des Aller-Vereins, Maaß - Altenhausen, stammt, war zu diesem Zeitpunkt das Kreuz zwar geflickt, aber noch vollständig erhalten. Es hatte eine Höhe von 3½ Fuß = 1,10m, befand sich aber wohl etwas mehr im Boden als jetzt.
Das Kopfteil des Kreuzes war mit dem Schaft durch senkrechte Eisenbänder auf der Vorder- und Rückseite verbunden, die selbst wieder mit durchgehenden Rundankern verbunden waren. Es war die gleiche Verbindung, die jetzt noch an einem Kreuz in der Mehringer Landstraße in Aschersleben beobachtet werden kann. 1952 konnte nur noch das Vorhandensein des Schaftes festgestellt werden, auch das untere Ankerloch war noch gut erkennbar. Der Schaft ragte 76cm aus dem umgebenden Boden heraus und verjüngte sich von 55x23cm am Boden auf 28x19cm am oberen Rande. Bei einer Nachsuche 1958 nach dem Oberteil des Kreuzes in der Umgebung des Schaftes fand sich im Boden eine 15cm lange und 5,0-5,6cm im Durchmesser breite Kupferhülse vor, die angeblich eine Pergamenturkunde enthalten haben soll, doch wäre durch die Feuchtigkeit und die Kupfersalze die Urkunde so weit geschädigt gewesen, daß eine Restaurierung nicht möglich gewesen sei. - Bedauerlich ist, daß der damalige Haldenslebener Museumsleiter Koch diese Reste nicht sichergestellt hat. - Das neugefertigte Oberteil des Kreuzes entspricht leider keineswegs dem durch die Maaß'sche Zeichnung überlieferten und macht einen recht unglücklichen Eindruck. In der heimatgeschichtlichen Literatur wird das Kreuz mit dem Streit zwischen Busso von Alvensleben und seinen vorgesehenen Schwähern Asche und Hans Ernst von der Asseburg 1576 in Verbindung gebracht, in dem der von Alvensleben den Tod erlitt. Zur Sühne der Bluttat mußten die Totschläger nach einem in Aschersleben 1577 erfolgten Ausgleich 2000 Taler zahlen, die der Vater des Getöteten, Ludwig von Alvensleben, um 1000 Taler erhöhte und dafür die Hospitäler Gatersleben und Hundisburg stiftete. Da in der Sühneurkunde die Errichtung eines Steinkreuzes nicht verlangt wird und das Kreuz selbst in seinem Habitus kaum dem Toten und seinen Totschlägern gerecht wird, die Reformation auch bereits durchgeführt war und gute Werke für die Seele des Getöteten nicht mehr verlangt wurden, dürfte das Kreuz einem anderen früheren Totschlag seine Errichtung verdanken. Hinzu kommt, daß die Lex Carolina schon fast 50 Jahre in Kraft war, man aber wohl bei Adligen noch Ausnahmen zuließ. (Saal 1987)

Sage: Am Wege von Hundisburg nach Rottmersleben stand ursprünglich ein Steinkreuz, das später in den Ort versetzt und schließlich zum Kilometerstein umfunktioniert wurde.
Einst befanden sich Busso von Alvensleben und ein Herr von der Asseburg auf der Jagd. Sie hatten beide auf einen starken Hirsch geschossen, den sie bis zu seinem Zusammenbruch verfolgten. An der Lagerstelle des Tieres kam es zum Streit zwischen beiden, weil jeder glaubte, daß der tödliche Schuß von ihm abgegeben worden sei. Plötzlich erhob der etwas jähzornige Asseburger seinen Jagdspeer und durchbohrte seinen Waidgenossen Busso von Alvensleben damit. Zur Sühne mußte er das Kreuz errichten lassen. Außerdem mußte er aber auch 2000 Taler Strafgeld an die von Alvensleben zahlen. Den Betrag erhöhte Ludolf von Alvensleben um weitere 1000 Taler und stiftete dafür die beiden Hospitäler von Hundisburg und Gatersleben. - In dem Vertrag über diese Sühne wurde aber auch festgelegt, daß die von Asseburg von jeder Taufe, Hochzeit, Trauerfeier oder jeder anderen Zusammenkunft zu weichen hatten, wenn auch Angehörige der Familie von Alvensleben anwesend waren. (Saal 1992)

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.11
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992, S.13
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Bilder von Jan. 2008)
Ergänzungen von Frank-Dieter Peyer, Magdeburg


Sühnekreuze & Mordsteine