Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Aschersleben-Stassfurt

Neundorf


Rückseite

Blick zum Standort

Abbildung bei
Saal (1987)

Abbildungen bei
Kunze (1935)

PLZ: 39418

GPS: N 51° 48,702', O 11° 34,192'

Standort: Wenn man auf der B185 von Aschersleben in Richtung Güsten fährt, so zweigt vor Güsten eine Straße nach Neundorf ab. Folgt man dieser, dann befindet sich das Kreuz kurz vor Neundorf auf der linken Seite im Feld. Es steht auf einer bei der Bewirtschaftung ausgesparten kleinen Fläche, auf der auch zwei Bäume gepflanzt worden sind.

Größe / Material: (ohne Sockel) 70:82:28 / Sandstein

Geschichte: Das Kreuz hat vorn und hinten in der Mitte ein Loch. Unten ist ein Betonsockel angegossen (schon vor 1950). Heute ist es angekippt und der Betonsockel liegt teilweise frei.

Parallelkantiges lateinisches Kreuz, dessen Fuß schon vor 1950 einbetoniert worden ist. Der Betonfuß ist etwa 1,00m x 0,90m groß und mindestens 25cm dick. An den Armen und dem Kopf befinden sich Verwitterungsspuren. Am südlichen Arm ist möglicherweise ein Abschlag erfolgt. In Kreuzmitte befindet sich auf der der Straße zugekehrten Seite ein 1,5cm tiefes Loch von 7cm Durchmesser, auf der Rückseite ist das Loch 10cm tief und hat einen Durchmesser von 10-12cm, wobei offensichtlich das Loch in jüngster Zeit vergrößert wurde. Anzunehmen ist, daß dieses Loch für eine Bohrung bestimmt war. Ende 15. Jahrhundert. (Saal 1987)

   Unweit des Ortes Neundorf i. Anh., in der Bölitzer Mark, nahe der Straße Staßfurt-Sandersleben, steht im Felde ein stark verwittertes Kreuz. Der Volksmund weiß auch hierüber manch gruselige Spukgeschichte zu berichten, die jedoch dem Forscher keine Anhaltspunkte für einwandfreie Deutung geben könnte. (Kunze 1935)

Sage: 1. Das Kreuz soll nach den Freiheitskriegen gesetzt worden sein und zwar für einen hohen Offizier, wobei auch die Kriegskasse an dieser Stelle mit vergraben worden sein soll. Nach anderen soll das aber schon im Dreißigjährigen Krieg erfolgt sein.
2. Eine weitere Sage berichtet, daß der Bölitzer Schäfer mit seiner Herde die besseren Neundorfer Weideplätze aufsuchte, was ihm der Neundorfer Schäfer berechtigt verwehren wollte, worauf ihn der Bölitzer erschlug und das Kreuz setzen lassen mußte.
3. Bei der Kreuzsetzung wurde beschworen, daß der mit Unruhe bestraft werden würde, der es entfernen wolle.
4. 1881 soll dann doch der Ackerbesitzer Mittag versucht haben, den Stein zu entfernen, weil er ihn beim Maschineneinsatz störte. Aber schon in der darauffolgenden Nacht ging der Spuk los: die Pferde lösten sich aus den Halftern, die Rinder von den Ketten, die Hunde heulten und die Katzen jammerten. Der erschrockene Hofbesitzer fand keine Ruhe und brachte schon im Morgengrauen des nächsten Tages das Kreuz an die alte Stelle zurück. (Saal 1987)

Quellen und Literatur:
Kunze, W. - Von Steinkreuzen in Feld und Wald, in: Germanien 7 (1935), S.291-298
Saal, Walter - Verzeichnis der Steinkreuze des ehemaligen Landes Sachsen-Anhalt, Teil 2. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Band 38, S.257-264, Halle 1954
Träger, Ottomar: Von alten Steinkreuzen im Bernburger Lande und ihren Sagen, in: Bernburger Heimathefte 1 (1956), S.209-218
Wirth, A. - Stein- und Sühnekreuze in Anhalt, in: Dessauer Kulturspiegel 4 (1957), S.380-384.
Saal, Walter - Von alten Steinkreuzen im Bernburger Lande und ihren Sagen. In: Der Bär 2 (1957), S.64-67
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.19
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Thale (Fotos von Januar 2007)


Sühnekreuze & Mordsteine