Standort |
VÖ bei Saal (1989) |
PLZ:
06449GPS:
N 51° 44,152', O 11° 25,488'Standort:
An einem Feldweg zwischen Westdorf und der Fahrstraße von Ermsleben nach Aschersleben, etwa 500 Meter von Westdorf entfernt.Größe / Material:
72:51:18 / KreidesandsteinGeschichte:
Ursprünglicher Standort: sogenannte "Kreuzbreite" (mitten in der dortigen Feldflur). Von hier aus wurde das Steinkreuz an eine Wegekreuzung gesetzt, wo es jedoch die Feldfahrzeuge beim Einbiegen behinderte. Deshalb wurde es noch einmal etwa 30m nach Norden versetzt, wo es sich noch immer befindet. Diese Wegkreuzung ist heute übrigens nicht mehr vorhanden.Sage:
Das Westdorfer Steinkreuz wird auch "Adalbertkreuz" genannt, da es an den Mord an Adalbert II. von Ballenstedt erinnern soll. Diese Begebenheit ist historisch bezeugt, jedoch nicht der unmittelbare Zusammenhang mit dem Steinkreuz. Der Annalist Saxo berichtet: "Adalbert, comes de Ballenstide, quem Egeno junior de Conradsburch, filius Burchardi – campanae sono proditum – superveniens interfecit" (Adalbert, Graf von Ballenstedt, welchen, durch den Klang einer Glocke verraten, Egeno der Jüngere von Konradsburg, Sohn Burchards, überfallen und getötet hat).In Folge der Auseinandersetzungen zwischen Heinrich IV. und der sächsischen Adelsopposition wurde Adalbert II. von Ballenstedt vorübergehend vom König inhaftiert. Nach seiner Freilassung kam es um 1080 zur Auseinandersetzung mit Egeno II. von Konradsburg. Möglicherweise hatte der König einen Teil des Ballenstedter Lehens während seiner Inhaftierung an Egeno vergeben, welches sich Adalbert wieder einforderte. Es können aber auch andere Gründe zur Feindschaft zwischen ihnen geführt haben. Sie muß so groß gewesen sein, daß Egeno plante, Adalbert zu ermorden. Dazu lauerte man ihm auf, als er zwischen Ballenstedt und Aschersleben unterwegs war. Bezeugt ist dann, wie oben berichtet, daß Kundschafter eine Glocke läuteten, um den näherkommenden Adalbert seinen Mördern anzukündigen. |
Quellen und Literatur:
[...] die im Felde hin und wieder aufgerichtete steinerne Creutze, und lange Dencksteine gehören. Alle beyde haben ohne Zweiffel ihre gewisse
Bedeutung, und haben die lieben Vorfahren sich eingebildet, das Andencken gewisser an solchen Orten geschehnen Begebenheiten sollte auch dadurch auf die späte
Nachwelt fortgepflanzt werden, darinnen sie sich aber sehr betrogen haben; denn die Steine und Creutze sehen wir noch wol stehen, die Ursache aber, warum sie gesetzt
worden, ist bey den meisten schon vorlängst in Vergessenheit gerathen. Solcher Creutze trifft man z.E. unterschiedliche vor Aschersleben
an, bey deren einem ohne Zweiffel Marckgraf Rudolph von Marckgraf Alberti Ursi Leuten todt
geschlagen worden, wie ich schon c.I. §. 21. Angemerckt, und ist solches viel wahrscheinlicher, als daß daselbst ein Glockengiesser seinen Lehr-Jungen ermordet, oder
man auch aus der Stadt zur Zeit des Pabstthums so weit in Procession gegangen sey, wie sich einige ohne Grund einbilden. Denn wann solche Creutze ein Zeichen
der Procession wären, so würden auch wol vor Halberstadt und andern grossen Städten, dergleichen stehen, daß aber an denen Orten, wo vornehme Leute ums Leben
gekommen, Creutze aufgerichtet worden, erweiset unter andern das Exempel Friedrichs, Pfalzgraf von Sachsen, welcher, als ihn Gr.Ludewich von Thüringen erstochen,
so ist an solcher Stelle nach den Chroniken ein Creutz gesetzt worden. Da nun die Stadt Aschersleben viele
Kriege und Belägerungen vor Alters ausgestanden, darinnen viel vornehmer Leute geblieben seyn mögen, so ist auch kein Wunder, daß man zu deren Andencken mehr
als ein Creutz aufgerichtet.
Unweit Westdorff, auf dem Wege nach Ermsleben, steht auch solch ein uraltes steinernes Creutz, das vermuthlich die Stelle
bezeichnen soll, wo der von Ermsleben herkommende Graf Albertus von Ballenstedt, von dem ihm nachjagenden Herrn von Conradsburg, erschlagen worden, wie ich
auch schon c. I. §. 20. Vermeldet, und in folgendem §. 20. Davon mit mehren handeln werde.
Im Magdeburgischen habe ich auch hin und wieder solche Creutze gesehen, als z.E. vor dem Dorffe Eichen Barleben, und anderswo, man hat mir aber,
da ich nach der Ursache gefragt, zur Antwort gegeben, bald, daß ein Fuhrmann den andern, bald auch, daß die Bauren fremde Handwercks-Leute, daselbst ermordet,
und solches noch nicht eben allzulange geschehen sey, welches denn, wenn es sich so verhält, wider die löbliche Art unsrer Vorfahren wäre, als die um solcher
Kleinigkeiten wilen, die sich leyder mehr als zu offt begeben, kein Merckzeichen gemacht, sondern, wie ich vorhin gedacht, recht wichtige Begebenheiten dadurch der
Nachwelt kund machen wollen. Von den Denck-Steinen mag ich eben die Klage führen, daß man nemlich von den wenigsten wisse, was sie bedeuten.
Auf dem Felde vor Halberstadt, und nach dem Dorffe Grossen-Quenstädt zu,
findet man vier dergleichen, man weiß aber deren Ursache, daß nemlich des bekanten Aufrührers, des langen Matthies, und seiner Complicen, Leiber Anno 1425
daselbst begraben worden; man sage mir aber, was die vor Aschersleben und anderswo befindliche, in sich haben, und wer ist mir gut davor, daß sie erst zur Zeit
des Christenthums gesetzt worden, nicht aber zum theil noch aus dem Heydenthum herstammen? Einer von ihnen, die so genannte Speckseite vor Aschersleben,
scheinet mir fast solch ein hohes Alter auf sich zu haben, und erinnere ich mich auf dem Felde, zwischen Quedlinburg und dem Dorffe Reider, dergleichen
Stein auch am Wege gefunden zu haben
(aus: Abel, Caspar - Sächsische Alterthümer: Worinnen der Sachsen
alte Geschichte vorfahren, Nahmen, Ursprung und Vaterland, Züge und Kriege, Völcker, Reiche und Colonien, Könige und Fürsten, vornehme Geschlechter und
Klöster, Gauen, Kreise und Länder, Sitten und Gebräuche, und was sich sonst noch von uhralten Denckmalen finden läßt ... Braunschweig, in Verlag Ludolph
Schröders, 1730, S.271-273)