Deutschland Sachsen-Anhalt Burgenlandkreis

Zscheiplitz (I) / OT von Freyburg


die andere Seite
Foto: Werner (2013)

Zustand 2012
Foto: Werner


Abbildungen bei
Saal (1989-92)

PLZ: 06632

GPS: N 51° 13,450', O 11° 44,354'

Standort: Im Norden des Dorfes an einem Feldweg, der von der Verbindungsstraße Zscheiplitz - Müncheroda zur Fernverkehrsstraße 180 führt, am westlichen Hang einer Geländemulde.

Größe / Material: 129:51:20-23 / Muschelkalk

Geschichte: Benennung: "Pfalzgrafenkreuz". Ehemaliger Standort: N 51° 13,373', O 11° 44,479'.

Der "Himmel" im Norden des Dorfes an einem Feldweg, der von der Verbindungsstraße Zscheiplitz-Müncheroda zur Fernverkehrsstraße 180 führt, am westlichen Hang einer Geländemulde. Der Stein ist nach mehrmaligen Beschädigungen um etwa 180m nach Westen versetzt worden. Er stand früher mitten im Acker auf der Hochfläche.
Auf einem sechskantigen Sockel, der eine leicht pyramidenförmige Oberfläche hat, erhebt sich das lateinische Kreuz mit sich nach oben verjüngendem Schaft, parallelkantigen Armen und dem Tatzenkopf. Der letztere zeigt nach der Schauseite einen Überstand ohne Wassernase, widerspricht also den Regeln der Bildhauerkunst. Die Vorderseite zeigt noch jetzt die parallelen Einritzungen des Schaftes einer Saufeder. Auf dem Kreuzmittelstück war noch 1958 das rhombenförmige Blatt der eigentlichen Saufeder zu erkennen, doch ist das Oberteil in den Jahren zwischen 1958 und 1979 mehrfach herabgeworfen und beschädigt worden, wobei auch das obere Schaftstück von 12cm Höhe zwischen den Armunterkanten und der alten Bruchstelle verlorenging. Gegenüber dem gut erhaltenen Unterteil fällt das stark beschädigte Oberteil in seinem Befund auf, da durch das Umwerfen besonders der Überstand und die Unterseiten der Arme gelitten haben.
Fundament: 68:52:24-28cm. 1. Hälfte 14. Jahrhundert.
Auf der anderen Seite der Geländemulde befand sich im Ausgehenden im Feld ein Kalksteinblock von 75:49:26-40cm Größe, der als "Hölle" bezeichnet wurde, jedoch im Zuge der Großraumbewirtschaftung beseitigt wurde. Bearbeitungsspuren trug er nicht, er diente nur als Fixpunkt der Sage von der treuen Magd und vom Tode des Pfalzgrafen Friedrich III.
Landgraf Ludwig der Springer verliebte sich in Adelheid, die Frau des Pfalzgrafen Friedrich von der Weißenburg bei Zscheiplitz. Seine Liebe wurde erwidert. Die beiden faßten daher den Entschluß, den Pfalzgrafen aus dem Weg zu räumen. Ludwig jagte daher eines Tages von seiner nahen Neuenburg aus lautstark im Walde des Pfalzgrafen, die "Reußen" genannt. Von Adelheid aufgestachelt, ritt der ungewappnete Friedrich dem wildernden Ludwig entgegen und stellte ihn zur Rede, doch dieser tötete ihn kurzerhand mit einer Jagdwaffe, einer Saufeder. Nach Jahresfrist heirateten Ludwig und Adelheid.
Eine Magd aus dem Kloster Goseck soll von dem Vorhaben, den Pfalzgrafen zu töten, an dem bestimmten Tage erfahren haben. Sie versuchte eilends den Pfalzgrafen zu warnen, konnte ihn aber nicht mehr erreichen und durch den eilenden Lauf erschöpft, gab sie an dem "Hölle" genannten Stein ihren Geist auf. Ursprünglich soll sich auch hier ein Steinkreuz mit dem Rautenwappen befunden haben, doch ist das nicht nachweisbar, denn schon der Chronist Brotuff kennt 1556 dieses Kreuz nicht. Brotuff beschreibt als erster das Kreuz "Himmel", erwähnt den eingehauenen Spieß und auf der Rückseite die lateinische Inschrift:
Anno Domini 1065
Hie comes cecidit Palatinus Fridericus
hunc orostravit comes Ludowicus
Die Jahreszahl und drei Wörter hat er auch schon nicht mehr einwandfrei lesen können und tatsächlich geschah der Mord an Friedrich erst am 5. Februar 1085. - Die Erzählung des Volkes stützt sich auch darauf, daß Adelheid 1089 die Weißenburg in ein Benediktinerinnen-Kloster umwandelte, in das sie auch selbst eintrat und in dem sie am 11. Oktober 1110 gestorben sein soll. Allerdings beansprucht auch das Kloster Oldisleben, Sterbeort der Adelheid zu sein.
Friedrich wurde im Hauskloster der Pfalzgrafen zu Sachsen in Goseck beigesetzt. Tatsächlich ist Friedrich von drei Ministerialen des Landgrafen: Dietrich und Ulrich von Dedenleibe (Teutleben) und Reinhard von Rinestedt (Runstädt) getötet worden. Die Mönche des Hausklosters Goseck haben an der Mordstelle zum Gedenken ein eichenes Kreuz errichtet, wie der Abt Nanther in der Gosecker Chronik berichtet. Das Kreuz wird sicherlich von den Mönchen mehrfach erneuert worden sein, da Eichenholz in nicht ständig nassem Boden nur eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 70 Jahren hat. Schließlich wird es auf Veranlassung der wettinischen Schutzherren Anfang des 14. Jahrhunderts in Stein erneuert worden sein, da die Saufeder als Jagdwaffe erst zu dieser Zeit in Gebrauch kam. Bei dem Kreuz soll ein Altar oder wohl richtiger ein Opferstock gestanden haben, an dem Wallfahrende hier gegen Gebete und den entsprechenden Obulus 20 Tage Ablaß erhielten. Der Opferstock wurde 1540 entfernt und das Kreuz umgeworfen. Brotuff hat es auch im liegenden Zustand gesehen. 1697 soll nur noch ein auf dem Acker liegender länglicher Stein zu sehen gewesen sein. Nach Bergner soll Kurfürst August 1589 einen drei Fuß hohen Stein habe aufstellen lassen, doch dürfte das kein neu angefertigter Stein gewesen sein, sondern der Schaft des alten Kreuzes, wofür die angegebene Höhe spricht. Der Stein wurde außerdem mit einem Schutzdach versehen.
1937 stellten Zscheiplitzer Heimatfreunde fest, daß das im benachbarten Müncheroda stehende Kreuz umgedreht genau auf den Zscheiplitzer Stumpf paßte und auch die Saufederzeichnung vervollständigte. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Münchrodaern, die ihr Kreuz schließlich gegen eine Nachbildung abgaben, konnte dieses auf den konischen Stumpf gesetzt werden. Da keine Verdübelung erfolgte, geschahen in den letzten Jahrzehnten mehrfach Beschädigungen, neben dem zeitweiligen Verlust des ehemaligen Müncherodaer Kopfteiles ist das Oberteil auch so oft hin und her gestoßen worden, daß es 1983 fast den Anschein hatte, als ob Oberteil und Schaft zwei verschiedenen Gesteinsbänken entstammten, doch beweisen ältere Fotos den geschilderten Vorgang. (Saal 1989)

Von den älteren Kreuzen auf deutschem Boden gehöret das von Varmissen von 1260 wohl noch zu den Sühnekreuzen. In frühere Zeit führt das Kreuz von Zscheiplitz, das Grimm in den "Deutschen Sagen" nennt. Es ist aus dem Jahre 1556, die Inschrift auf dem Kreuz überliefert, die damals folgendermaßen zu lesen war:
Anno Domini MLXV
Hic comes cecedit Palatinus Fridericus
Hunc prostravit comes Ludovicus.
Danach könnte es ein Gedenkkreuz für eine Bluttat sein. Heute ist dort nur noch eine abgestumpfte Pyramide mit zwei parallelen Linien und Resten von Buchstaben vorhanden. Danach muß dieses mit der Jahreszahl 1065 versehene Denkmal als unsicheres Beweismittel wegbleiben. (Mößinger 1937)

Sage:

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.28-29
Mößinger, Friedrich - Von unseren ältesten Steinkreuzen, in: Das Steinkreuz, Mitteilungsblätter des Vereins zur Erforschung der Steinkreuze, Lauf a.d.Pegnitz, Jahrgang 5 (1937) Heft 1/2, S.5-10
Ergänzungen von Gernot Werner, Balgstädt (Fotos vom 1.09.2012 und 8.03.2013)



Zscheiplitz (II) / OT von Freyburg


Blick zum Standort

Abbildungen bei
Saal (1992)

GPS: N 51° 13,358', O 11° 44,251'

Standort: Nördlich der Ortslage Zscheiplitz in einer Talsenke, "Hölle" genannt

Größe / Material: 75:49:26-40 / Kalkstein

Geschichte: Benennung: "Magdstein", Flurname: "Hölle". Muschelkalkblock in der Feldflur, vielleicht ehedem Grenzstein; Stelle, an der laut Sage jene Magd vor Erschöpfung starb, die Pfalzgraf Friedrich vor seinen Mördern warnen wollte.

Sage: Als Graf Mezelin einstmals ein Gastmahl auf seinem Schlosse in Nebra gab, war dazu auch Pfalzgraf Friedrich der Jüngere von Sachsen, der auf der Weißenburg in Zscheiplitz residierte, und Landgraf Ludwig von Thüringen, der sich zufällig auf der Neuenburg oberhalb Freyburgs aufhielt, eingeladen. Pfalzgraf Friedrich wurde von seiner Gattin Adelheid, die über alle Maßen schön war, begleitet. Ludwig verliebte sich in die schöne Adelheid und sein Herz brannte lichterloh für sie. Er forderte sie daher so oft zum Tanz auf als es gerade noch schicklich war, da der schon etwas ältere Friedrich allerlei mit seinem Nachbarn Mezelin zu besprechen hatte. Aber auch Adelheid gefiel der junge schöne Landgraf und sie ließ das auch Ludwig spüren.
Da die Weißenburg und die Neuenburg nicht all zu weit von einander lagen und Friedrich öfter zu seinem Vater nach Goseck mußte, fanden die beiden auch öfter Gelegenheit, sich zu sehen und zu sprechen. Sie trachteten nun beide danach, wie Adelheid von dem Pfalzgrafen loskommen könnte, damit sie sich heiraten könnten. Schließlich verabredeten sie, daß Ludwig an einem bestimmten Tage in einem bei Zscheiplitz gelegenen Walde, den Reußen, jagen sollte. Dabei sollte er bis nahe an die Weißenburg reiten und dabei auch den entsprechenden Jagdlärm durch Hussarufen und Hifthornblasen machen. Adelheid aber wollte ihren Gatten mit entsprechenden Worten reizen und ihn bewegen, sich des fremden Jägers zu erwehren. Dabei sollte Ludwig seinen Vorteil wahrnehmen. Landgraf Ludwig ließ sich von der ungetreuen Frau betören und sagte zu allem Ja.
Als nun der vorbestimmte Tag gekommen war, ließ Adelheid ihrem Gatten ein Bad richten und seiner warten. Als Pfalzgraf Friedrich nun im Bad saß, hörte er plötzlich Hussarufen, Jagdhornschall und Rüdengebell. Als er nun seine Diener fragte, was das wohl bedeuten solle, stürzte die falsche Adelheid in das Badegemach. Sie fuhr ihren Gatten heftig mit Worten an und sagte: "Du sitzest hier und pflegst Deines Leibes, während andere in Deinen Wäldern so nahe Deiner Burg jagen. Hast Du denn keinen Mut und kein Herz im Leibe, um den Frevel zu wehren? Wenn ich keine Frau wäre, würde ich mich sofort aufmachen und dem Unfug wehren!" - So trieb sie den Gemahl an, der hurtig aus dem Bade stieg, sich nur einen Mantel überwarf und ungerüstet und ungewappnet sein Reitpferd bestieg. Nur wenige Diener und Hunde folgten ihm, aber sie blieben weit hinter ihrem losstürmenden Herrn zurück. Allein traf Friedrich den Landgrafen im Forst unter einer besonders starken Eiche. Er schalt ihn mit harten Worten wegen seines unrechtmäßigen Jagens ohne Erlaubnis auf fremden Gebiet. Landgraf Ludwig nahm jedoch seinen Jagdspieß, rannte ihn dem Pfalzgrafen in den Leib und ritt davon. Die danach ankommenden Diener fanden Friedrich tot in seinem Blut neben dem Roß liegen. Betrübt brachten sie Leiche und Pferd zurück zur Weißenburg. Auch Adelheid tat sehr betrübt, sie rang ihre weißen Hände und zerraufte sich ihr goldblondes Haar, kurzum, sie gebärdete sich sehr kläglich, damit nicht der geringste Verdacht auf sie fallen konnte.
Pfalzgraf Friedrich wurde im Hauskloster Goseck begraben. An der Mordstelle aber wurde ein großes, steinernes Kreuz aufgestellt, auf dessen Ansichtsseite die Totschlagswaffe eingehauen wurde. Auf der Rückseite aber brachte man eine lateinische Inschrift an, auf der Rang und Name des Ermordeten und sein Todesdatum zu lesen war, aber die Inschrift hat der Regen abgewaschen und unlesbar gemacht. Böse Buben stürzten später auch das Kreuz um und schlugen das Oberteil ab.
Adelheid aber trauerte pflichtgemäß ein Jahr, danach heiratete sie ihren Buhlen, der sie in der Zwischenzeit auch über ihren Verlust tröstete.
Durch einen Zufall aber hatte eine Magd in Goseck von dem Plan zur Ermordung des Pfalzgrafen erfahren, leider jedoch erst früh am Tage der vorgesehenen Tötung. Sie machte sich aber eilends auf, um Pfalzgraf Friedrich zu warnen. Da sie sich aber bei dem eilenden Lauf über die Berge zwischen Saale und Unstrut sehr angestrengt hatte, vergingen ihr in der Maidenau, jetzt sagt man Weidenau, auf einem Fahrweg in den Freyburgischen Weidlehden Kräfte und Sinne und sie brach tot zusammen. Diese Stelle nannte man später "Die treue Magd". An ihr stellten die Herzöge von Sachsen später einen Stein mit dem Rautenkranzwappen auf. Der wurde aber vor über drei Jahrhunderten von den Bauern umgeworfen und schließlich sogar als Baustein verwandt. Da aber das Steinkreuz immer wieder an den Mord erinnerte, hat man schließlich einen Kalksteinblock zwischen dem Kreuz und der Weißenburg als die Stelle bezeichnet, an der die Magd zusammenbrach. Da das Steinkreuz auf einer Höhe steht, der Steinblock aber in einem dunklen Einschnitt, hießen seither beide Steine "Himmel und Hölle". (Saal 1992)

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.28-29
Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992, S.34
Ergänzungen von Gernot Werner, Balgstädt (Fotos vom 8.03.2013)


Sühnekreuze & Mordsteine