Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Anhalt-Zerbst

Zerbst (I - III)
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Zerbst I Zerbst II Zerbst III

Abbildung bei
Saal (1987)

PLZ: 39261

GPS: N 51° 58,012', O 12° 5,565'

Standort: In der Zerbster Stadtmauer auf der Innenseite derselben, zwischen dem ehemaligen Barfüßer- und dem Frauentor.

Geschichte: Die Kreuze sind wahrscheinlich noch vor 1540 bei einer Ausbesserung der Stadtmauer in diese eingefügt worden, wofür das Format der benachbarten Backsteine und die darüber eingesetzten Findlinge sprechen.
Der Zerbster Chronist Johann Christoph Beckmann sah 1710 die Kreuze an der jetzigen Stelle und nahm an, daß sie die Grenze zwischen dem Jungfrauenkloster St. Marien und dem Franziskaner-Kloster St. Johann bezeichnet hätten. Als Beweis galt ihm, daß sich an dieser Stelle, etwa in der Mitte zwischen den beiden Klöstern auch die Grenze der beiderseitigen Weinberge befunden hatte. (Saal 1987)

Auch siehet man / wann man von dem Frauen-Thore nach S. Johannis Kloster gehet / Drei Kreutzen in der Mauer eingesetzet / von welchen man saget / daß sie zu Andencken Dreier Knaben und Brüder gesetzet worden / so sich allda über ein Spiel veruneiniget / und einer den Andern / der Dritte aber sich selbst erstochen solle haben. Es kann aber auch sein / daß hierdurch die Gräntzen zwischen dem Jungfrauen- und Johannis- oder Barfüsser-Kloster bedeutet worden / weil sie in der Mitte zwischen beide stehen / und unfern davon an der einen Seite die Frauen-Mühle / so dem Jungfrauen-Kloster zuständig gewesen / an der andern der Barfüsser Weinberg gelegen. (Beckmann 1710)

Sage: 1. Der Sage nach sind an dieser Stelle drei Kinder in die Mauer lebendig eingemauert worden, weil sie sich gegenseitig mit Brot beworfen hatten.
2. Es sollen sich hier drei Brüder beim Spiel, angeblich hatten sie mit Bohnen gekugelt, so veruneinigt haben, daß sie sich gegenseitig erstachen.
3. Eine weiter Erzählung bringt die öfter erscheinende Sage von den drei eifersüchtigen Brüdern, die sich körperlich und geistig sehr ähnlich waren, auch stets alles gemeinsam taten, alle drei in Liebe zu einer schönen Zerbsterin entbrannten, so daß es zum Unfrieden und schließlich zum Streit und Kampf zwischen ihnen kam, wobei alle drei ihr Leben verlorenund schließlich auch ihr alter Vater vom Schlage gerührt an den Leichen der Söhne zusammenbrach.

Quellen und Literatur:
Beckmann, Johann Christoff - Historie des Fürstenthums Anhalt, Teil1, Gottfried Zimmermann, Zerbst, 1710, S.193
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg, 1987, S.24-25
aktuelle Aufnahmen von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Fotos von April 2008)



Zerbst (I)
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Größe / Material: 93:50:? / Sandstein

Geschichte: Das nördliche Kreuz zeigt wie das südliche gotische Formen. Ein griechishes Kreuz erhebt sich über dem nach unten breiter werdenden Schaft, während der Fuß mit senkrechten parallelen Kanten in den Boden weiterführtund dabei die Breite über den Kreuzarmen hat. In den Zwickeln finden sich Stützwinkel, die etwa 3cm hinter die Oberfläche zurücktreten. Auf dem Schaft ist von der Kreuzmitte nach unten eine zweifache senkrechte parallele Ritzung zu erkennen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden an den Kreuzen noch Darstellungen einer Lanze und eines Schwertes gesehen, wobei das Schwert Formen des 15. Jahrhunderts zeigte. An Kopf und nördlichem Arm sind starke Verwitterungsschäden zu bemerken. (Saal 1987)

Sage:



Zerbst (II)
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Größe / Material: 114:50:? / Sandstein

Geschichte: In der Mitte befindet sich ein lateinisches Tatzenkreuz, das stark verwittert ist, vor allem sind Abplatzungen an der Sichtseite zu bemerken. Der Schaft scheint sich unterhalb der Erdoberkante bis auf Armbreite zu erweitern. (Saal 1987)

Sage:



Zerbst (III)
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Größe / Material: 114:50:? / Sandstein

Geschichte: Trotz der ähnlichen gotischen Nasen und der nahezu gleichen Größenverhältnisse hat das südliche Kreuz doch ein anderes Aussehen als das nördliche. Es bildet ein lateinishes Kreuz mit sich verbreiterndem Shaft, wobei dieser Schaft in Bodenhöhe die Armbreite erreicht. Auch der kleine Kopf und die ebenso großen Arme scheinen sich nach außen zu verbreitern, so daß man fast die Form eines Tatzenkreuzes annehmen möchte. In den Zwickeln zwischen Kopf, Armen und Schaft befinden sich Stützwinkel, die etwa 2cm hinter der stark abgewitterten Kreuzfläche liegen. (Saal 1987)

Sage:



Zerbst (IV)


Blick zum Standort

GPS: N 51° 57,836', O 12° 5,833'

Standort: In der Südwand des Kirchenschiffes der 1945 zerstörten Bartholomäikirche (1150 erbaut) vermauert.

Größe / Material:

Geschichte: Ob es sich hierbei um ein reales Kreuz oder nur ein Betonkreuz handelt, ist für mich nicht auszumachen. Gut denkbar ist jedoch das dort ein Kreuz vermauert war, dieses aber schon stark verwittert war und deshalb mit Beton/Putz aufgefüllt wurde. Rings um die Kirche angebrachte ehemalige Grabplatten sind größtenteils verwittert. Dieses läßt vermuten das der Sandstein in der Region von schlechter Qualität war.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Frank-Dieter Peyer, Magdeburg (Fotos vom 13.04.2009)


Sühnekreuze & Mordsteine