Deutschland Bayern Lkr. Dillingen a.d. Donau

Aislingen


Zustand 2006
Foto: Pfundner

Abbildung bei
Schönwetter (1971)

PLZ: 89344

GPS:

Standort: Südlich an der Landstraße, an der Gemarkungsgrenze Aislingen - Gundremmingen.

Größe / Material: 69 (130):37:15 / Jura-Kalkstein

Geschichte: Der Verein für Ortsgeschichte Aislingen hat das Steinkreuz 2014 renovieren lassen und am alten Standort neu gesetzt. (Forster 07/2014)

Wird hier "Blutbannstein" genannt und trägt die eingeritzte Jahreszahl 1772. Der alte Standort war nördlich der Landstraße und östlich des in S-N Richtung verlaufenden Feldwegs (ehem Römerstraße). Das Kreuz wurde beim Straßenbau (um 1959) und bei einem Manöver 1968 beschädigt und von Hans Konrad sen., Aislingen, Haus-Nr. 207, in beiden Fällen kostenlos instandgesetzt und zuletzt von ihm an den jetzigen Standplatz gebracht. Derzeit (2005) ein Kreuzarm abgeschlagen und Schrägstellung des Steins.

Das Blutbannkreuz von 1772. Ein historisches Wahrzeichen besonderer Art befindet sich am Rande der Aislinger Gemarkung, und zwar unweit der Römerstraße zwischen Aislingen und Gundremmingen. Von dem etwa 130cm hohen Stein steht ungefähr die Hälfte über dem Boden. Dieser Teil ist in der Form eines Kreuzes behauen und trägt - wie die Wappenstine zwischen den Fluren von Aislingen und Waldkirch - die Jahreszahl 1772. Man nennt es den "Blutbannstein". Auch bei ihm handelt es sich um ein Grenzzeichen, das an frühere komplizierte staatsrechtliche Verhältnisse erinnert. Da Aislingen zum Hochstift Augsburg gehörte, die sogenannte hohe Übrigkeit von Gundremmingen jedoch der Markgrafschaft Burgau und somit Österreich zustand, lag hier eine Jurisdiktionsgrenze, der besondere Bedeutung zukam, weil im 18. Jahrhundert, abgesehen von einigem Besitz des Stiftes Edelstetten, der Großteil des Dorfes Gundremmingen eine Zugehörde des Pflegamtes Aislingen war.
Die Bezeichnung "Blutbannstein" bedarf noch einer Erklärung. Der Bann war im Rechtswesen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die umfassende Gewalt der Obrigkeit zu gebieten und verbieten; der Bereich, in dem der Bann galt, war der Bannbezirk. Wesentliche Bedeutung kam vor allem dem Blutbann zu, der Gerichtsbarkeit über Leben und Tod der Untertanen. Diese war ursprünglich den Königen und Kaisern vorbehalten, wurde jedoch später Landesherrn und Städten, schließlich auch Inhabern kleinerer Herrschaften verliehen. Für sie war der Blutbann eines der begehrtesten Hoheitsrechte. Es ist daher verständlich, daß zuweilen die Grenzen zweier zusammenstoßender Bannbezirke, zumal wenn sie umstritten waren, durch sogenannte Bannsteine genau bezeichnet wurden, was offenbar bei der Grenzfestlegung im Jahre 1772 zwischen den Bannbezirken des Hochstifts Augsburg und der Markgiafschaft Burgau geschah. Übrigens symbolisierte man die hohe Gerichtsbarkeit, die sich mit Verbrechen wider das Eigentum (Diebstahl und Raub) und wider Leib und Leben (Mord, Totschlag, Notzucht) befaßte, nicht selten auch durch Stock und Galgen. Beim Blutbannkreuz unweit des Aschberges bei Aislingen konnte der ursprüngliche Zweck aus dem Namen und Standort erschlossen werden. Die beiden Wappensteine und der Blutbannstein am Rande der Aislinger Gemeindeflur sind steinerne Zeugen aus einer Zeit, in der unser schwäbisches Land in zahlreiche größere und kleineie Herrschaftsgebiete oder Territorien aufgegliedert war. Als geschichtliches Wahrzeichen erinnern sie noch in der Gegenwart an die mitunter unübersichtlichen und schwierigen Grenz- und Rechtsverhältnisse in unserer engeren Heimat vor der Einverleibung Ostschwabens durch Bayern. (Layer 1966)

Sage:

Quellen und Literatur:
Layer, A. - Alte Grenzsteine bei Aislingen; in: Der Heimatfreund, Beilage der "Donauzeitung", 17.Jg. 1966, Nr.1, S.3f.
Schönwetter, Reinhold - Die alten Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Dillingen / Donau, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, LXXIII. Jhg., 1971, S.80-81
recherchiert und bebildert von Thomas Pfundner, Holzschwang (Foto von Juli 2006)
Ergänzungen von Manfred Forster, Aislingen (Foto vom 18.07.2014)


Sühnekreuze & Mordsteine