Gießberger (1957) |
PLZ:
91628GPS:
N 49° 24,219', O 10° 11,523'Standort:
Das Kreuz befindet sich von Gattenhofen her im Ruhbachtal, das in das Steinbachtal übergeht. Umgekehrt, von Steinbach her, folgt man dem Wanderweg das Steinbachtal aufwärts, bei der letzten steinernen Bogenbrücke des Steinbachtals nicht dem Wegzeichen nach Rothenburg nachgehen, sondern man bleibt links im Tal und geht ca. 240m weiter in Richtung Steinbruch bzw. Gattenhofen. Das Kreuz befindet sich dann auf der westlichen Seite des Bachs in der Aue, ca. 2m neben dem Wirtschaftsweg.Größe / Material:
80:76:27 / MuschelkalkGeschichte:
Das mittelalterliche Steinkreuz wirkt kompakt. Auf der Vorderseite befindet sich im Kopf, direkt über den Armen, eine handgroße schüsselförmige Auswitterung. Direkt über demErdboden misst der Schaft 28cm in der Breite, das Kopfende nur noch 26cm. Die Ecken sind alle abgestoßen und erscheinen damit gerundet. Größere Schäden sind jedoch nicht vorhanden. Die Arme stehen genau in Nord-Süd-Richtung und ziemlich genau parallel zum Weg. Auf der Rückseite ist im Kreuzungsgbereich Kopf/Arme, links oben, eine tiefe Einkerbung, einem Schnitt ähnlich. Vor Jahrzehnten schon (siehe Text von Gießberger 1957) war das Kreuz tief und schräg eingesunken. Vor einigen Jahren wurde es gehoben und wieder senkrecht gestellt.Sage:
1. Zwei Schäfer sollen sich gestritten haben; einer davon wurde getötet.Quellen und Literatur:
Wenige Schritte nördlich vom Emslanderschen Freibad [Reste im Bachbett im Jahr 2010 noch erkennbar.] steht auf dem
rechten Ufer des Ruhbachs ein wohlerhaltenes Steinkreuz. Zwar neigt es sich schon ein wenig nach Osten und in die Erde ist es bereits so weit eingesunken, daß der
eine Seitenarm die magere Grasnarbe berührt. Doch ist die Form des griechischen Kreuzes noch gut zu erkennen. Der Boden, in dem es ruht, ist Gattenhofer
Gemeindegrund. Daher erwähnt es Pfarrer S. Köberlin in seiner "Chronik von Gattenhofen"1). Er hält es für ein Sühnekreuz,
schätzt aber sein Alter nur auf "höchstens etliche Jahrhunderte". Nach Ökonomierat H. Wittmann von Gattenhofen glaubt man
im Volk, daß zwei Schäfer, deren einer vermutlich Weideschäfer war, miteinander handgemein wurden. Der eine unterlag und wurde getötet. Für ihn errichtete man das
Kreuz.
In einem Gedicht2), dessen Verfasser sich nicht nennt, wird der Vorgang wesentlich anders erzählt.
Darnach müßte das Kreuz als Erinnerungszeichen an einen Unglücksfall angesprochen werden, hervorgerufen durch ein Ruhbachhochwasser. Die Reime lauten:
"Im Ruhbachtal am Hang der Halde, In tiefer Einsamkeit versteckt, Ein Steinkreuz steht, halb eingesunken, Verwittert und mit Moos bedeckt. Kein Zeichen, keine Inschrift kündet, Wer es, warum und wann gesetzt; Doch hat der Volksmund eine Sage Getreulich aufbewahrt bis jetzt. Der Ruhbach, wie wir heut ihn heißen, War einst "der rauhe Bach" genannt, Wenn ihn des Regens Güsse schwellten, Durch wildes Toben wohlbekannt. Einst hütete mit seinem Knaben Ein Schäfer seine Herde dort; Ein Wetter kam heraufgezogen: Rasch eilten Hirt und Herde fort. Die Wolken barsten und vom Himmel Ergoß sich reiche Wasserflut; Das Bächlein schwoll in kurzer Spanne Und stürmte her in rascher Wut. "Sieh!" rief der Knabe, "sieh dort drüben Ein Lämmlein noch, das sich verlief! Laß mich es zu den andern holen! Noch ist das Wasser nicht zu tief." Umsonst, daß ihn der Vater warnte; Der Knabe rasch ins Bächlein sprang, Doch eh’ das Ufer er erreichte, Die gähe Flut ihn niederzwang. Nachstürzt der Vater, ihn zu retten, Der seines Alters frohe Lust. - Da traf vom Wellengang getrieben, Ein schwerer Steinblock seine Brust. So sank auch er, zu Tod getroffen; Zwei Leichen warf der Bach ans Land. Das Steinkreuz aber ward errichet, Wo man die beiden Toten fand. So steht’s noch heut am Hang der Halde, In tiefer Einsamkeit versteckt, halb in den Boden eingesunken, Verwittert und mit Moos bedeckt." |
1) Ohne Ort, 1929, 5.(Gießberger, Hans - Der Bergfried, 1957, Heft 2 (Febr.), S.9-10)
2) "Linde" 14, 1924, 12. Auch gedruckt in A. Schnitzlein, Rbg.er Sagen u. Geschichten. Rbg. 1931, S2.