Deutschland Bayern Lkr. Hof

Marlesreuth / OT von Naila


Blick zum Standort

Abbildung bei
Bucka / Heland
(1986)

PLZ: 95119

GPS: N 50° 17,961', O 11° 41,691'

Standort: Das Kreuz steht links der alten Straße von Naila nach Döbra gegenüber dem Haus Nr.13.

Größe / Material: 95:57:21 / Hofer Marmor

Geschichte: Ursprünglich war es in der Mitte des dahinterliegenden Gartens (Haus Nr.12), etwa 3 Meter von seinem jetzigen Standpunkt gestanden. Der Besitzer des Gartens rückte es bei seinem Hausbau an den Wegrand. Heute ist es in den Gartenzaun integriert.
Ein Kreuzarm ist abgebrochen und der Stamm verbreitert sich etwas nach unten. Die Bezeichnung "Leichenkreuz" für das Steinkreuz soll aus folgendem Grund entstanden sein. Am Standort des Kreuzes stellten immer die zum Kirchensprengel Marlesreuth gehörenden Einwohner aus der Umgebung ihren Leichenzug auf, der sich dann von hier mit Musik und Gebet in Bewegung setzte.
Aus "Nachrichten aus Oberfranken" 1855/56: "Das Leichenkreuz. Dieses steht am Wege nach Selbitz innerhalb der ersten Häuser von Marlesreuth, ist aus Sandstein, etwa noch 4 Fuß hoch, stark beschädigt und am Obertheile abgebrochen. Bey demselben wird von den Leichen und ihrem Gefolge aus den eingepfarrten Weilern und Einzeln Garles, Molkenbrunn und Nestelreuth die sog. Todtenrast gehalten, bis sie von dem Leichenkondukte abgeholt und auf den Friedhof geführt werden. Einst stand dieses Kreuz auf den Feldern des Schlosses Nestelreuth nahe bey denselben, und von dessen Ursprung erzählt man sich folgendes: Als das Rittergut noch im Besitze der Herren von Reitzenstein war, kam ein Junker von Beulwitz aus dem 1½ Stunden davon entfernten Schlosse Neuhaus auf Besuch dahin. Der einzige Sohn des Hauses, dessen Jugendfreund er war, empfing ihn mit Freuden, und die Jünglinge hatten schon mehrere Tage sehr vergnügt miteinander zugebracht, als Herr von Reitzenstein zu weiterer Unterhaltung seines Gastes eine Jagd erstellte. Auf der Heimkehr geriethen beyde Junker wegen einer Kleinigkeit in Wortwechsel, dann in Streit, der zuletzt, weil keiner nachgeben wollte, angesichts des Schlosses, in Aufforderung zum Zweikampf ausartete. Dieser endigte so unglücklich, daß der junge von Reitzenstein seinen Freund erschoß und landflüchtig werden mußte. Von dessen weiteren Schicksalen ist nichts bekannt; dem Gefallenen aber ließ der tiefgebeugte Vater auf der Stelle, wo er fiel, dieses Kreuz als Denkmal setzen. Noch sieht man rechts oberhalb des Schlosses die Vertiefung, wo es einst gestanden, wann und warum es aber von Nestelreuth nach Marlesreuth versetzt wurde, ist niemand mehr bekannt. Mitgetheilt von Fräulein Bertha Hafer zu Nestelreuth.“
Die folgenden Akten im Staatsarchiv Bamberg, Rep. 164/135 (alte Bezeichnung) oder Regierungsakte über Gerichts- und Hoheitsstreitigkeiten innerhalb der Wildensteinschen Güter, Bl. 204/205 berichten uns: (Auch St. A. Bbg., Rep. B 67/15, Nr.1352). "Jtem mehr hat einer, Friedl Padenschatz genannt, zu Marlesreuth gesessen, einen mit Namen Hannsen Taigen zu Marlesreuth im Dorf ableibig gemacht und der obengenannte Padenschatz hat solchen Totschlag Wolfen und Hieronymussen beder vor Wildenstein seliger Vormündern Georg Schirndinger und Hansen von Dobeneck von Gerichtswegen verbüßt, wie dann die Kundschaft obvermeldt davon sagt‘ und ein steines Creutz. das noch vor Augen im Dorf Marlesreuth stehet, gesetzt und der Ableibig auf dem Kirchhof zu Marlesreuth ohne männiglich Einsegnen begraben worden anno 1459".
Der Überlieferung nach soll der Padenschatz (Bodenschatz) aus der Haustüre herausgesprungen sein und den oben genannten Hans Taig umgebracht haben. Ein Sühnevertrag für diesen Totschlag wurde bisher leider nicht gefunden. (Bucka / Heland 1986)

Sage: 1. Denkmal für den Junker von Beulwitz, der bei einem Zweikampf mit dem Herr von Reitzenstein zu Tode kam.
2. Sühnekreuz von Friedl Padenschatz wegen dem Totschlag an Hannsen Taig.

Quellen und Literatur:
Bucka, Hans / Heland, Oskar - Die Steinkreuze u. Kreuzsteine im Lkr. Hof und in der Stadt Hof, Hof, 1986, S.27-28
Rudolph, Fritz - Die Steinkreuze der Stadt Hof und seiner weiteren Umgebung, in: Der Siebenstern 5/1949.
Vogel, Wilhe. - Kurze Nachrichten aus Oberfranken, 3.Band 1855/56, Ms. 52,3, Hist. Verein von Oberfranken, Bayreuth (Abschr. K. Dietel)
Wolf, Heinrich - Das Steinkreuz in Marlesreuth, Frankenwald, Nr. 6/1949
Silbermann, Chronik von Marlesreuth, Bamberg 1960/61
Lippert, K.L. - Landkreis Naila, Bayer. Kunstdenkmale, Kurzinventar 17/1963
Bucka, Hans - Das Kreuz am Wege, Heimatkalender für Fichtelgebirge und Frankenwald 1973
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale


Sühnekreuze & Mordsteine