Funk (1940) |
PLZ :
95336GPS:
N 50° 05.012, O 11° 19.900Standort:
Am Rande des Mainecker Forst. Ab Motschenbach dem ausgeschilderten Wanderweg folgen.Geschichte:
Dieses Kreuzsteinnest wurde auf Veranlassung des Markgrafen Alexander gegen Ende des 18. Jahrhunderts hier angelegt. Fürst Alexander hatte während seiner Amtszeit, die bis zur Abdankung 1791 dauerte, den Schutz historischer Denkmale befohlen. Daraufhin wurden mehrere solcher Steinkreuz- und Kreuzsteinnester angelegt.Sage:
Vier Handwerksburschen, die sich in Buchau auf der Kirchweih befanden, seien auf dem Heimweg in Streit geraten, hätten sich gegenseitig tödlich verwundet, zwei sollen sofort zu Tode gekommen sein, während die beiden anderen auf dem weiteren Weg am Wilmersreuther Berge tot niedersanken.Quellen und Literatur:
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Sage:
Die Kreuze stehen in der Nähe der Ortsverbindungsstraße Motschenbach=Dörfles bei der
Wegscheide a, von welchem Punkte die Feldwege ab und ac abzweigen; von Punkt a
ist Motschenbach 1000m, Dörfles 1200m Luftlinie entfernt.
Alle Steine sind 20cm stark, I steht von III: 1,80m, III von IV 0,70m, II
von der Verbindungslinie I-III 0,40m; I: 0,90m breit; 1,30m hoch. II: 0,90m breit; 1,30m hoch. III: 1,05m breit; 1,55m hoch. IV:
0,90m breit; 1,60m hoch.
Kreuzstein IV ist datiert: 1655 und derselben Zeit ungefähr gehören auch I und III an; II dagegen ist viel älter; das eingegrabene
Kreuz zeigt gotische Form (XV. Jahrh.). Damit ist die Unrichtigkeit der Volkssage dargetan, von welcher Pfarrer Schüpferling-Motschenbach, ohne
sich ihr anzuschließen berichtet: Unter der Bevölkerung geht die Sage: 4 Handwerksburschen, die sich in Buchau auf der Kirchweih
befanden, seien auf dem Heimweg nach Veitlahm in Streit geraten, hätten sich gegenseitig tödlich verwundet, wobei 2 sofort tot auf dem Platze
geblieben, während die 2 andern auf der Fortsetzung ihres Weges am Wilmersreuther Berge (außerhalb Motschenbach) niedersanken. Auf
Handwerksburschen scheinen gewisse Abzeichen an den Steinen Hinzuweisen: Auf dem einen Stein ein Hammer (Schmied), auf dem
andern ein Schuh (Schuster), auf dem dritten eine Kelle (Maurer), auf dem vierten einige Brote (?) (Bäcker?).
Wie oft (man kann fast sagen gewöhnlich) deutet das Volk in dergleichen Denkmale irgend eine romantische Geschichte hinein,
mangels historischer Nachrichten. Pfarrer Krauß-Buchau, auf dessen Pfarrgebiet die Steine stehen, bestätigt die Existenz dieser Sage.
Interessant ist es auch, daß hier dergleichen Kreuzsteine mit dem Deutschherrn (Deutscher Orden) vom Volke in Verbindung
gebracht werden. Ein Zusammenhang ist noch nie, unseres Wissens wenigstens, nachgewiesen worden. Auch hat das Ordenskreuz
des deutschen Ordens eine andere Form als obige Kreuze.
Auch darf man nach unsern Erfahrungen bei Erklärung solcher einsam stehender Kreuzsteine nicht davon ausgehen, daß der betr.
Ort zugleich Begräbnisstätte der etwa hier Umgekommenen sei; sie waren meist einfache Denksteine.
Bezüglich der Jahreszahl 1655 geben die Matrikeln keinen Aufschluß; vielleicht hat Pf. Krauß recht, wenn er schreibt: Die Jahreszahl
1655, ist sie authentisch, weist in die Nachwehen des 30jährigen Krieges, wo das Kriegsgesindel als organisierte oder unorganisierte
Räuberbande eine Plage war; am Ende ist da eine Lösung zu finden.
Weiter berichtet er: "Es ist an der Distriktsstraße Geutenreuth - Weismain auf der Höhe vor dem jähen Abstieg der Straße links im
Gebüsche versteckt ein einzelner den 4 in Frage kommenden Steinen gleichartiger weiterer Stein. Es"soll" noch mehr solche geben.
Steine nach solcher Art auszuforschen und gemeinsame Merkmale aufzusuchen müßte das erste sein, was zu tun ist."
Damit ist der richtige Weg gewiesen; ganz genau dieselbe Kreuzesform wie I, III, IV zeigt ein Kreuzstein bei Herlingshard (Hipoltstein Mfr., siehe
Hans Schnetzer "Ueber Kreuzsteine" in Volkskunst und Volkskunde II 27).
(Deutsche Gaue, Band IX, 1908, S.154-155)
Rechts der schmalen Straße, die von Motschenbach nach Dörfles führt, stehen auf der Höhe und knapp
hinter dem Waldrand vier spätmittelalterliche Flur-Kreuzsteine. Drei der Denkmale sind nebeneinander angeordnet, der vierte steht
quer dazu. Dieser zeichnet sich durch eine Besonderheit unter den spätmittelalterlichen Flur-Kreuzsteinen aus, denn er ist beiderseits
kreuzverziert.
Abb.1: Die Rückseite des bis zu 1,12 Meter hohen, 88
Zentimeter breiten und bis zu 24 Zentimeter dicken spätgotischen Flur-Kreuzsteins aus der Mitte des 15. Jahrhunderts bei
Wüstenbuchau. |
Abb.2: Die zugehörige Vorderseite des aus einem hellen
Sandstein gefertigten Flur-Kreuzsteins; links unten eine 19 Zentimeter hohe Haue als historisches Handwerkszeichen eines Müllers. |
Abb.3: Ein Läuferstein von 81,5 Zentimeter Durchmesser im Freilichtmuseum Anzenaumühle bei Bad Goisern in Oberösterreich. Die Haue ist in ihrer passend herausgehauenen Vertiefung im Läuferstein zunächst durch kleine Holzkeile fixiert und danach mit Blei ausgegossen. Foto: Azzola |
Abb.4: Der aus Buntsandstein gefertigte, 1,16 Meter hohe
Grabstein des Büdinger Herrnmüllers Sebastian Kesseler, 1669, außen vor dem Friedhof bei der Remigiuskirche in Büdingen
(Hessen). |
(Aus: Archiv für die Geschichte von Oberfranken, Band 82, 2002, S.139-144)1) Karl Dill: Die Flurdenkmäler des Landkreises Kulmbach, Kulmbach 1971, darin die Nr. 115 auf den S. 66-68. - Ders.: Flurdenkmäler im Landkreis Kulmbach, Kulmbach 1984, darin Nr. 277 auf den S. 185-187.
2) Friedrich Karl Azzola: Zwei Epitaphien mit historischen Handwerkszeichen der Müller, 1587 und 1590, vom Friedhof bei St. Peter in Straubing. Zugleich ein Beitrag zur Vielfalt historischer Müllerzeichen, in: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung, 99. Jahrgang (1997, Straubing 1998), S. 193-210.