Deutschland
Bayern
Lkr. Ansbach
Nordenberg (I) / OT von Windelsbach
die andere Seite |
PLZ:
91635
GPS:
N 49° 23,935', O 10° 14,686'
Standort:
Von Schweinsdorf auf der AN 8 in Richtung Windelsbach fahren. Ca. 270m hinter der
Autobahn den nach links / NW abzweigenden Waldwirtschaftsweg begehen. Direkt vor der nach ca. 200m anzutreffenden Haarnadelkurve in Richtung Linden steht
das "Kepplinger Kreuz", links / W das Original und rechts / O die Nachbildung, wobei die Nachbildung schnell entdeckt wird, während man zum Torso des Originals
erst die Leitplanken übersteigen und dann noch 10m in die zwischenzeitlich verwachsende "Hohe Straße", die historische Schweinsdorfer Steige, hineingehen muss.
Größe / Material:
90:26:20 / Sandstein
Geschichte:
Benennung: "Kepplinger Kreuz". Bei dem etwas nach Westen geneigten Torso
fehlen beide Arme. Die Schauseite zeigt nach Süden, zur ehemaligen Steige hin. Der Kopf ist hoch und an allen vier Kanten abgestoßen. Die Kanten sind alle abgefast.
Der heutige Standort ist nicht der ursprüngliche. Horst Benzel (2008), Forstdirektor a.D. schreibt: "Der Torso musste der Autobahn weichen; er stand unmittelbar am Rand
des tiefen Einschnitts der Autobahn oberhalb von Schweinsdorf. Mit der Autobahndirektion Nordbayern war ich übereingekommen, den Torso vorsichtshalber um einige
Meter zu versetzen und damit in Sicherheit zu bringen. Wir setzten ihn aber nicht an den dort verlaufenden Forstweg, damit er nicht später einmal das gleiche Schicksal
findet wie die Spinnerin. An dem verbliebenen alten Torso wurde - außer der erwähnten geringfügigen Standortverlegung nichs verändert." Datierung: 1699.
Sage:
Hans Georg Kepplinger aus Birkach wurde hier am 21.Mai des Jahres 1699 wegen
einer Beute von 16½ Gulden ermordet. Kurz nach der Beerdigung konnte sein Raubmörder Johann Christoph Denderlein von der Dorfmühle an der Tauber gefasst und
der Tat überführt werden. Als Todeswürdiger wurde er in Ketten und Bande geschlagen und hätte bei lebendigem Leib gerädert werden sollen. Aufgrund vielfacher
Fürbitten wurde er dafür am 09.Juni 1699 mit dem Schwert hingerichtet. Das Steinkreuz wurde von Hans Käpplinger aus Sugenheim, einem Nachfahren des Ermordeten,
gepflegt und 1987 durch das staatliche Forstamt erneuert. (Informationstafel des Vereins Alt-Rothenburg)
Quellen und Literatur:
• Benzel, Horst - Anmerkung zu zwei Steinkreuzen, in: "Die Linde", Beilage zum Fränkischen Anzeiger für Geschichte und Heimatkunde von Rothenburg/Tbr. Stadt & Land, Februar 2008, Heft
Nr. 2, 90.Jg., S.10-13
• Gießberger, Dr. Hans - Das Kepplinger-Kreuz und seine Geschichte, in: "Der Bergfried", Rothenburger Blätter für Heimatforschung, Heimatkunde und Heimatpflege, 9.Jg.,1957, Nr.7, S.54-56
• Bayerisches Landesamt für Umwelt, Schlussbericht Büro Büttner, Rothenburg ob der Tauber und sein reichsstädtisches Landgebiet, Kulturhistorische
Charakterisierung einer grenzüberschreitenden Kulturlandschaft, 2006, S.21-23
• Informationstafel des Vereins Alt-Rothenburg von 1996
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos vom 9.09.2008) und Dr. W.Bauer, Reichenberg
Das Kepplinger-Kreuz und seine Geschichte
Muschelkalk (?); 0,94:0,25:0,20m.
Selten gelingt es dem Steinkreuzforscher zu ergründen, warum gerade hier oder dort ein Steinkreuz gesetzt wurde. Von
den meisten dieser Flurdenkmäler in unserer Heimat wissen wir nichts, als was die Volkssage uns kündet. Und sie meldet in der Regel nur, daß sich zwei Menschen
an der fraglichen Stelle gegenseitig im Streit getötet hätten. Merkwürdig! Fast stets läßt die Sage die Streitenden zugleich sterben, fast nie hört man von einen
Überlebenden, einem Sieger.
Doch kennen wir auch Steinkreuze, über deren Errichtung wir mehr als nur Sagenhaftes anzugeben vermögen. Ganz vereinzelt indes begegnen
uns solche, deren Geschichte sonnenklar vor uns steht.
Unsere engere Heimat birgt außer dem Langmantelkreuz noch ein Kreuz dieser Art. Freilich, wer es heutzutage zwischen den Bäumen des
Waldes aufragen sieht, glaubt nicht ein Steinkreuz vor sich zu haben; denn beide Arme fehlen. Es tritt aus dem Boden hervor wie eine kurze Steinsäule und wird deshalb
kaum beachtet. Auch hat es sich etwa 30m von der neuen Straße weg zwischen Baum und Strauch geflüchtet, d.h. es steht an der alten Straße, die an ihrer Eintiefung
noch zu erkennen ist. Aber gerade seiner unansehnlichen Gestalt und seinem etwas abseitigen Standort mag es zu verdanken sein, daß es noch nicht völlig
verschwunden. Bis 1934 stand es stark geneigt vor dem Beschauer. Heimatfreunde haben es wieder gerade gestellt. Wer es betrachten möchte, wandere von
Schweinsdorf hinauf auf die halbe Höhe der Lindener Steige. Beim Wildbannstein von 1541 rechts auf der Hut lenkt man in einen Föhrenbestand ein. In bequemer
Steigung führt dort ein Fußpfad zur Frankenhöhe empor. Wo er aus einer Fichtendickung ausgemündet, etwa 150 Meter nach dem Betreten des Waldes, blickt es uns
zur Linken ernst entgegen. Wir nennen es kurz das Kepplinger-Kreuz. Warum? Das ergibt sich aus dem weiteren Bericht.
Dieses Steinkreuz hat seine Geschichte. Man weiß also, was sich hier zugetragen hat und warum es aufgestellt wurde. Lange und vergeblich
hatten wir bereits nach Anhaltspunkten für seine Errichtung gesucht. Schließlich brachte die Durchsicht des Schweinsdorfer Pfarrbuches die gewünschte Aufklärung.
Darin wurde seinerzeit der Tatbestand genau vermerkt. Dieses Buch soll uns nun den erschütternden Vorfall, der sich an der bezeichneten Stelle abgespielt hat, im
Wortlaut mitteilen:
|
Kepplingerkreuz Bild: W. Fischer |
"Den 21.May (1699), Sonntag, ist Hanß Georg Kepplinger, deß weiland Ehrsamen
Jakob Kepplinger, gewesenen Zimmermanns und Inwohners in Birckau nachgelassener Sohn, da er früh vom Ermetshof,
ohnweit von Preunßfelden, woselbst er bey dem Seckendörfischen Bauern gedient, außgegangen und in die Statt Rotenburg zu seiner Schwester gehen wollen,
um etwaß Kleider auf das vorstehende H. Pfingstfest zu holen, von deß an der Tauber wohnenden so genannten Dorfmüllers ungerathenen Sohn, Namens
Johann Christoph Denderlein, in Windelspach angetroffen, durch das Weiler Linden biß in das Closterholtz ober der
Werthwiesen meuchlerischer Weise vergesellschaftet, und seines von dem Bösewicht außgeforschten wenigen Geldes, nemlich 16½ fl. straßenräuberischere Weise
beraubet, und auf angedrohte Anzeige und Anklag jämmerlicher und grausamer Weise mit 13 Wunden am Gesicht und Hinterhaupt erschlagen worden und zwar
leider, da in Schweinsdorf der Früh-Gottesdienst gehalten worden. In Schweinsdorf wusste niemand nichts davon, biß den folgenden Montag zwey hiesige
Bauerntöchter durch die Werthwiese hinauf in das Holtz zu grasen gegangen, daselbst sie neben dem Wege eines auf dem Angesicht liegenden Menschen gewar
worden. Sie meinten er schliefe und trauten nicht zu ihm nahen, sondern liefen aus Forcht zurück und trafen den hiesigen Schulmeister
Hanß Kraußen an und sagten ihm, was sie gesehen hatten. Dieser gieng mit ihnen hinauf und fand, daß er jämmerlich
ermordet war, und sein Angesicht dick mit Blut überzogen, daß er keinem Menschen ähnlich gesehen. Der Schulmeister zeigte solches ohne Verzug dem
Leonhardt Glencken, Schultheißen, an, welcher ohngesäumt solches dem hochlöb. Reichsrichteramt angezeiget. Indeßen
hat die hiesige Gemeinde eiligst und in der Stille den Entleibten durch das Holtz herunter auf die Pfarrwiese im Werth getragen und auf einer Schleife herein ins Dorf in
das Wirthshaus geführet und bewachet. Die Herren Reichsrichter Herr Georg Ulbrecht Renger und Herr
Joh. Philip Stürzel, Herr Doctor Sauber, Stadt-Physicus, und Meister
Stegmayer haben den Entleibten, das Mordgewehr /: war deß Entleibten Wanderstab und ein großer zackichter Prügel, den
der Mörder im Holtz aufgehoben :/ und die Mordstätte mit allen Umständen in Augenschein genommen, welches alles Herr Vogtmann,
Registrator, protocolliert, und bey Rath referiert. Niemand wusste indessen, wem dieser unglückliche Mensch zugehörete, biß den 23.May Dienstags früh der Bauer
vom Ermetshof durch Schweinsdorf gegangen und seinen Dienstjungen gesuchet, da ihm die Leute gesagt, man hätte gestern einen erschlagenen jungen Menschen
hiernechst im Holtz gefunden, welchen er im ersten Augenblick mit großem Schrecken und Entsetzen erkennet und bekennet, es seye sein Jung
Hanß Georg Kepplinger. Als solches das hochlöbl. Reichs-Richterampt genugsam erkundiget, hat es mir Pfarrern durch
den Schultheißen mündlichen Befehl geschicket, ich solle diesen Entleibten mit Gesang und Klang Christgebührend zur Erde bestatten, welches ich den 24.May
um 12 zu Mittag werckstellig gemachet und in Begleitung einer großen Menge Volckes mit einer Leichenpredigt /: Ach Erde verdecke mein Blut nicht :/ ihm die letzte
Christen-Ehr erwiesen habe. Sein Alter hat er gebracht auf 16 Jahr 4 Wochen und 2 Tag. Er ruhe in Frieden! Gott der gerechte Richter wollte dieses gen Himmel
schreyende Blut nicht ungerochen laßen, darum hat Er Inwohner in dem Weiler Linden erwecket, die mit Wahrheit haben ausgesagt, sie hätten deß Dorfmüllers
großen Sohn mit diesem entleibten Jungen auf das Closterholtz zugehen sehen. Ein anderer hat außgesagt /: denn die Herrschaft hatte ernstlich Befehl ergehen laßen,
wer einige Muthmaßung dieses Mords wahrscheinlich wüsste, und nicht aussagen würde, dem solle es schwere Verantwortung bringen :/ er habe vor etlichen Jahren
von einem armen Betteljungen Klage gehört, daß dieser Müllers-Kerl ihm auf der Straße begegnet und 12 Crz. Die er mit Kögelaufsetzen vor dem Galgenthor verdient
gehabt, mit Bedrohung des Erdrosselns abgenommen habe. Welche Mutmaßung dem hochlöbl. Reichs-Richterampt so kräftig gefallen, daß sie den 24.May, eben da
man hier dem Entleibten das Grab verfertiget, durch den Richter-Knecht diesen Müller-Sohn auf die Richterstube habe fordern lassen und dieses Mords wegen
angezogen, welchen er anfangs geleugnet; als man ihm aber den gräulichen Mordbrügel anzufassen befohlen, hat er sich davor entsetzet, zu zittern angefangen und
anzurühren nicht können bewogen werden. Darauf die Herren Richter ihm scharf zugeredet, er solle seine Sünde bekennen, denn man wisse bereits, daß er diesen
Mord begangen habe. Darauf er mit Zittern ja geantwortet. Alßbald wurde er in das Fronvest gebracht und als ein Todeswürdiger Maleficant in Ketten und Bande
geschlagen, und da er hätte sollen lebendig geradbrechet werden, auf große und oftmalige Fürbitt des Müllerhandwercks und ander vieler Bürger aus Gnaden mit dem
Schwerd bey dem Galgen hingerichtet worden. Seinen Leichnam hat man auf das Rad gelegt, die zwey Mordbrügel ihm an die Hände gebunden und den Kopf oben auf
des Rades eißerne Spitze eingespießet und durchgeschlagen und mit einer Schließen verwahret. So geschehen freytags den 9.Juny vor der Rotenburgischen
Statt-Kirchweyh 1699.
Der Leichnam dieses Mißethäters ist auf vielfältiges Bitten seiner Eltern durch den Fallmeister den 7.July herabgethan und unter das Rad
gegraben worden."
H. Gießberger.
("Der Bergfried", Rothenburger Blätter für Heimatforschung, Heimatkunde und Heimatpflege, 9.Jg.,1957, Nr.7, S.54-56)
Nordenberg (II) / OT von Windelsbach
Ostseite |
GPS:
N 49° 23,939', O 10° 14,704'
Standort:
Von Schweinsdorf auf der AN 8 in Richtung Windelsbach fahren. Ca. 270m hinter der
Autobahn den nach links / NW abzweigenden Waldwirtschaftsweg begehen. Direkt vor der nach ca. 200m anzutreffenden Haarnadelkurve in Richtung Linden steht das
"Kepplinger Kreuz", links / W das Original und rechts / O die Nachbildung, wobei die Nachbildung mit Unterstützung der Informationstafel des
Vereins Alt-Rothenburg schnell entdeckt wird, während man zum Torso des Originals erst die Leitplanken übersteigen und dann noch 10m in die zwischenzeitlich
verwachsende "Hohe Straße", die historische Schweinsdorfer Steige, hineingehen muss.
Größe / Material:
105:85:19 / Sandstein
Geschichte:
Das Kreuz über dem östlichen Rain des Forstwegs wurde mit seinen Armen in
NW-SO-Richtung gesetzt. Der Kopf ist niedrig, die Kanten sind gebrochen, die Kreuzungswinkel sind leicht ausgerundet und die Flächen gleichmäßig parallel verlaufend
gespitzt, die Front- und Rückflächen senkrecht und die Seitenflächen waagrecht. Am Schaft unten wurde in erhabener Schrift herausgearbeitet, dass die Nachbildung
1987 her- und aufgestellt wurde. Darüber schreibt Horst Benzel (2008), Forstdirektor a.D.: "...dem Torso fehlen jedoch beide Arme; und weil der vorhandene Stumpf als Rest
eines Kreuzes nicht mehr erkennbar ist, hatte Karl Hannwacker die Idee, das Kepplinger-Kreuz zu erneuern, 'weil es bei der Spinnerin
doch so gut gegangen ist'. [...] Der Örtlichkeit entsprechend wurde als Material diesmal der homogenere Schilfsandstein gewählt. Um den Stein etwas älter erscheinen zu
lassen, wurde die Oberfläche von der Firma Wüst entsprechend behandelt, 'gespitzt'. [...] Aufgestellt wurde das Kreuz mit der dezent gehaltenen Inschrift 'Erneuert
1987' gut sichtbar an der Böschung oberhalb des Waldweges kurz vor der alten Schweinsdorfer Steige." Datierung: 1987.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Benzel, Horst - Anmerkung zu zwei Steinkreuzen, in: "Die Linde", Beilage zum Fränkischen Anzeiger für Geschichte und Heimatkunde von Rothenburg/Tbr. Stadt & Land, Februar 2008, Heft
Nr. 2, 90.Jg., S.10-13
• Bayerisches Landesamt für Umwelt, Schlussbericht Büro Büttner, Rothenburg ob der Tauber und sein reichsstädtisches Landgebiet, Kulturhistorische
Charakterisierung einer grenzüberschreitenden Kulturlandschaft, 2006, S.21-23
• Informationstafel des Vereins Alt-Rothenburg von 1996
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos vom 9.September 2008)
Nordenberg (III) / OT von Windelsbach
die andere Seite |
Ansichtsseite |
GPS:
N 49° 23,884', O 10° 14,925'
Standort:
Von Schweinsdorf auf der AN 8 in Richtung Windelsbach fahren. Ca. 270m hinter der
Autobahn den nach links / NW abzweigenden Forstweg begehen. In der nach ca. 200m anzutreffenden Haarnadelkurve in Richtung Linden einen alten Hohlweg auf
der "Hohen Straße", der historischen Schweinsdorfer Steige, durchschreiten. Am Ende des Anstiegs wurde auf der rechten / westlichen Seite die Nachbildung des
ursprünglichen Kreuzes, im Volksmund "Die Spinnerin" benannt, aufgestellt. (Alternativ kann an der erwähnten Abzweigung des Forstweges vorbeigefahren werden bis
auf die Höhe, wo von links derselbe Forstweg wieder in die AN 8 einmündet. Man erreicht dann die Steinkreuznachbildung "Die Spinnerin" rasch nach knapp 400m am
Beginn des Hohlwegs (versäumt allerdings das "Kepplinger-Kreuz" und seine Nachbildung).
Größe / Material:
165:140:30-40 / Sandstein
Geschichte:
Benennung: "Die Spinnerin".
Die Nachbildung des Originals, das hier in der Nähe gestanden haben muss - volkstümliche Ortsbezeichnung "bei der Spinnerin" -, wurde am Fuß einer niederen
Böschung mit den Armen in O-W-Richtung, nicht ganz parallel zum Wegverlauf aufgestellt. Wir stehen vor einem sehr wuchtigen, hohen Kreuz mit breiten Flächen.
Schaft, Kopf und Arme verschmälern sich jeweils zu den Enden, die in einem stumpfen Winkel auslaufen. Vorder- und Rückseite mit flächigen Abplatzungen.
Horst Benzel (2008) schreibt in seinem Artikel "Anmerkung zu zwei Steinkreuzen" zum Abgang des Originals und zum Entstehen einer Nachbildung: "[...] wurde
zu Ehren eines jungen Mädchens ein Steinkreuz gesetzt, dem später im Volksmund liebevoll der Name "Spinnerin" verliehen wurde. Natürlich war es dem Anlass
entsprechend kein sehr großes Kreuz. Im Laufe der Zeit wurde das Kreuz durch den Straßenverkehr, durch Holzrückearbeiten und bei US-Manövern öfters beschädigt,
von Heimatfreunden immer wieder aufgestellt, bis die letzten Reste bei Straßenbauarbeiten ganz verschwanden. [...] Als ich im Jahr 1971 als Leiter des Staatlichen
Forstamts nach Rothenburg kam, hat es die Spinnerin nicht mehr gegeben [...]"
Auf Initiative des Heimatforschers Konrektor Hermann Moßner sowie des langjährigen Vorsitzenden des Heimatvereins Rothenburg, Karl Hannwacker, und der
Unterstützung durch das Staatliche Forstamt wurde aus der Erinnerung von Hermann Moßner bei der Firma Wüst in Schweinsdorf eine Nachbildung in Auftrag gegeben.
Als Material wurde der am Rande der Frankenhöhe hier vorkommende Blasensandstein gewählt. Zur Überraschung der Initatioren war die fertige Nachbildung "eher als
Kreuz für einen Heldenfriedhof, aber nicht für ein kleines Mädchen". Herr Moßner meinte: "Da hab' ich mich in der Größe scheint's doch geirrt." [...] "Bei der Aufstellung
des Kreuzes [...] haben wir etwas 'gemogelt'. Wir wählten als Standplatz nicht die Böschungsoberkante, sondern den Fuß der Böschung. Dadurch ist der gewaltige
Eindruck etwas abgemildert. Die einzige kleine Inschrift ganz unten lautet: Erneuert 1983."
Datierung: 1983; abgegangenes Original wohl spätmittelalterlich.
Sage:
1. Zwei Jungfrauen gingen einst abends von Schweinsdorf nach Linden in die
Rockenstube. Auf dem Heimweg gerieten beide in Streit, und die Stärkere erstach die Schwächere mit der Spindel.
2. Eine junge Magd ging öfters abends allein von Schweinsdorf nach Linden in die Vorsetz (Rockenstube). Auf die Frage, ob sie sich auf dem Heimweg durch den
Wald nicht fürchte, forderte sie durch ihr leichtfertiges Geschwätz den Teufel heraus. Am nächsten Tag wurde sie mit abgetrenntem Kopf im Wald gefunden; der Kopf
war verschwunden.
3. Ein Mädchen aus Schweinsdorf ging eines Nachts allein nach Linden in die Spinnstube. Auf die Frage, ob es sich allein in der Nacht nicht fürchte, sagte es:
"Selbst wenn der Teufel käme, hätte ich keine Angst." Am anderen Tag fand man sie tot. Ihr Kopf war umgedreht.
Quellen und Literatur:
• Benzel, Horst - Anmerkung zu zwei Steinkreuzen, in: "Die Linde", Beilage zum Fränkischen Anzeiger für Geschichte und Heimatkunde von Rothenburg/Tbr. Stadt & Land, Februar 2008, Heft
Nr. 2, 90.Jg., S.10-13
• Gießberger, Dr. Hans - Mär und Sein um einen Stein, in: "Der Bergfried", Rothenburger Blätter für Heimatforschung, Heimatkunde und Heimatpflege,
1960
• Bayerisches Landesamt für Umwelt, Schlussbericht Büro Büttner, Rothenburg ob der Tauber und sein reichsstädtisches Landgebiet, Kulturhistorische
Charakterisierung einer grenzüberschreitenden Kulturlandschaft, 2006, S.21-23
• Informationstafel des Vereins Alt-Rothenburg von 1996
• recherchiert und bebildert von Peter Hartig, Kirchberg/Jagst (Fotos vom 9.September 2008)