Deutschland Bayern Lkr. Wunsiedel im Fichtelgebirge

Reichenbach


Abbildung bei
Bucka (1969)

Zeichnung bei
Döberlein (1965)

PLZ: 95173

GPS: N 50° 12.520', O 12° 07.605'

Standort: Am Ortsausgang Richtung Lauterbach.

Größe / Material: 84:101:17 / Granit

Geschichte: Am Ortsausgang an der Straße nach Lauterbach steht ein stark beschädigtes Steinkreuz aus Granit. Der Querbalken war [...] abgebrochen und lange Zeit am Boden liegend. Inzwischen wurde das Kreuz wieder notdürftig zusammengesetzt.
Der Standort ist identisch mit dem ehemaligen Reichenbacher Kirchenweg nach Asch, der hier von der Straße abzweigt. Früher war der Ort (erste Erwähnung 1372) teils nach Asch, teils nach Selb eingepfarrt. Im Egerer Achtbuch finden wir 1377 eine Eintragung, die von einer "Aechtung des Cuentzel von Reichenbanch, des alten Otten Ennikel" handelt. Es läßt sich jedoch nicht feststellen, ob diese Ächtung mit dem Steinkreuz in Verbindung gebracht werden kann.
Der Sage nach soll an dieser Stelle ein Müllersbursche namens Lupper nach einem Kirchweihtanz von einem eifersüchtigen Bauernburschen nach heftigem Wortwechsel auf der oberen Brücke erschlagen worden sein. Eine andere Überlieferung spricht von zwei Müllergesellen, die sich unter ähn­lichen Umständen umgebracht haben sollen. Wie es nun im Volksmund weiter heißt, sollen die Reichenbacher seit dieser Zeit keine eigene Kirchweih mehr feiern. Jeder Bauer begeht die Kirchweih in einem anderen Dorf der nächsten Umgebung. Noch heute spricht man davon, daß "unter dem steinernen Kreuz die Reichenbacher Kirchweih begraben liege".
Die richtige Deutung scheint jedoch dahingehend zu sein, daß Reichenbach als eines der "Vierdörfer" in früheren Zeiten teils - wie schon vorher erwähnt - nach Asch mit 8 Häusern und teils nach Selb (mit 7 Häusern) eingepfarrt war. Deshalb schlossen die Bauern, je nachdem, wohin sie eingepfarrt waren, sich den örtlichen Kirchweihen an (nach Bucka, Zeh, Trukenbrod, Rieß)." (Schmeissner 1980)

42. Steinkreuz. Am Ortsausgang an der Straße nach Lauterbach steht ein Steinkreuz aus Granit, das 100cm hoch, 100cm breit und 17cm dick ist. Der Querbalken des Kreuzes war früher schon abgebrochen und lag lange Jahre am Boden. Das Kreuz wurde wieder instandgesetzt.
Das Steinkreuz steht am ehemaligen Reichenbacher Kirchenweg nach Asch, der hier von der Straße abzweigt. Reichenbach war früher nach Asch eingepfarrt. Ein Eintrag im Egerer Achtbuch von 1377 handelt von einer "Aechtung des Chuentzel von Reichenbanch, des alten Otten Ennikel". Ob diese Ächtung mit dem Steinkreuz in Zusammenhang gebracht werden kann, läßt sich nicht feststellen. Es wird noch folgende Sage erzählt: Bei einer Kirch weih in Reichenbach ging es auf dem Tanzboden, dem Scheunenboden der Mühle, recht lebhaft zu. Im Verlaufe des Abends hat ein Müllerbursche einem Bauernknecht sein Mädchen abspenstig gemacht. Zum Schluß folgte der eifersüchtige Bauernknecht dem Müller, holte ihn auf der Brücke ein und erschlug ihn nach heftigem Wortwechsel. Wie es heißt, feiern die Reichenbacher seit dieser Zeit keine eigene Kirchweih mehr. Jeder Bauer begeht die Kirchweih mit einem anderen Dorf der Umgebung. Man spricht deshalb heute noch, daß unter dem steinernen Kreuz die Reichenbacher Kirchweih begraben liege. (Bucka 1969)

2. Das Steinkreuz bei Reichenbach
Am Ortsausgang von Reichenbach in Richtung Lauterbach steht ein Steinkreuz ohne Schrift und Zeichen. Das Kopfstück war ehemals, wie die noch sichtbare Bruchstelle zeigt, abgebrochen und wurde wieder aufgesetzt.
Ein Müllerbursche namens Lupper sei hier nach einem Kirchweihtanz von einem eifersüchtigen Bauernburschen nach heftigem Wortwechsel auf der oberen Brücke erschlagen worden. - Seit dieser Zeit feiern die Reichenbacher keine Kirchweih mehr, bzw. schließen sieh je nach Haus den umliegenden Ortschaften an.
Diese Sinndeutung hängt jedoch damit zusammen, daß Reichenbach als eines der Vierdörfer früher teils nach Asch (mit 8 Häusern), teils nach Selb (mit 7 Häusern) eingepfarrt war. Eine andere Überlieferung berichtet von zwei Müllerburschen, die sich unter ähnlichen Umständen umgebracht haben sollen. (Döberlein 1965)

Sage: Die Reichenbacher "Kirwa"-Dörfer ohne einen Wirtshaussaal halten heute ihren Kirchweihtanz im Nachbardorf, denn was spielen schon drei Kilometer Entfernung im Zeitalter des Autos für eine Rolle. So hält es seit einigen Jahren schon der Ort Lauterbach. Der Kirchweihtanz findet in Erkersreuth oder in Wildenau statt. Früher, als man alles auf Schusters Rappen zurücklegen mußte, war das anders. Meist fehlte auch damals in manchem Dorf der geeignete Tanzsaal. Aber deswegen verzichtete man noch lange nicht auf den Kirwatanz. In Ermangelung eines geeigneteren Raumes hielt man den Kirwatanz kurzweg auf einem Scheunenboden ab. So pflegte man es vor langer Zeit auch in Reichenbach. Da das Einräumen der Scheune für den Tanz mit allerlei Arbeit verbunden war, wechselte man mit der Bereitstellung des Scheunenbodens von Jahr zu Jahr ab. So war wieder einmal die obere Mühle in Reichenbach an der Reihe. Die Dorfjugend freute sich darüber, denn dort stand der größte Scheunenboden des Dorfes zur Verfügung und das hieß, daß man auch die "Boum" und "Maidl" von den Nachbardörfern einladen konnte. So hatte man schon Wochen vor der Kirwa, sie fand immer am 4. Sonntag im Oktober statt, nach Schönlind, Neuhausen, Lauterbach, Wildenau und Plößberg Einladungen ergehen lassen. Viele hatten schon zugesagt und auch drei Musikanten aus dem "Böhmischen" hatten die Kirwamusik übernommen. Kurz und gut, alles sprach dafür, daß die Reichenbacher wieder eine zünftige Kirwa abhalten würden. Ein Reichenbacher Bursch war die Tage vor der Kirwa schon recht aufgeregt und nervös. Er hatte nämlich ein Mädchen aus dem Nachbardorf Lauterbach eingeladen. Sie hatte nicht zugesagt, aber auch nicht abgesagt. So hoffte er immer noch, daß sie am "Kirwa-Sunnte" kam. Als am Nachmittag gegen vier Uhr die Musikanten durch das Dorf zur Mühle zogen und sich die ganze Jugend sogleich in einem langen Zuge anschloß, war der Reichenbacher Bauernbursch sehr enttäuscht. Vergebens hatte er nach seinem Mädchen Ausschau gehalten. Mißmutig schloß er sich schließlich dem Zuge an und suchte sich ein entlegenes Plätzchen an einem Tisch in der Ecke gegenüber der Kapelle. Zum Tanzen hatte er keine rechte Lust. Um so mehr sprach er dafür dem Biere zu. Da, sah er recht oder hatte er schon zu viel getrunken? Der Bauernbursch wischte sich über die Augen. Nein, er täuschte sich nicht! Sein Mädchen aus Lauterbach stand wirklich vorne bei den Musikanten und schaute suchend auf die Tanzenden. Der Bauernbursch eilte so schnell es seine schwankenden Beine erlaubten zu dem Mädchen. Er kam gerade noch dem Müllerburschen Lupper zuvor, der gerade das hübsche Mädchen zum Tanzen auffordern wollte. Nun tanzte das Mädchen also mit dem Bauernburschen. Seinetwegen war sie ja auch gekommen. Doch das Mädchen merkte gleich, daß ihr Tänzer schon ein bißchen tief ins Bierglas geschaut hatte und konnte sich über ihren betrunkenen Tänzer nicht recht freuen. Schon bereute sie, daß sie überhaupt gekommen war. Aber so schnell wollte sie sich ihre frohe Stimmung auch wieder nicht verderben lassen. Als beim nächsten Tanz der Müllerbursch noch einmal sein Glück versuchte, bekam er deshalb keinen Korb von dem Mädchen. Sie tanzte nur noch mit dem Müllerburschen Lupper. Darüber war der Bauernbursch sehr verärgert. Er zog sich wieder an den Tisch in der Ecke zurück und suchte Trost beim Biere. Immer wieder warf er wütende Blicke auf die beiden Tanzenden, wenn sie in seiner Nähe vorbeitanzten. Die beiden schienen sich schon recht gut zu verstehen. Sie beachteten den Bauernburschen gar nicht mehr. Doch dieser hatte sich bald in die schrecklichsten Rachepläne gegen den Müllerburschen und das Mädchen verstrickt. Als es auf Mitternacht zuging, verließ er den Tanzboden. Auf dem Hofe der Mühle suchte er sich einen starken Knüppel und versteckte sich hinter einem Strauch am Ortsausgang Richtung Lauterbach, dort, wo der Weg über den Mühlgraben führte. Er mußte nicht lange warten, da näherte sich scherzend ein Paar. Es war Lupper, der das Mädchen nach Lauterbach begleiten wollte. Als sie gerade vor dem Strauch waren, sprang der Bauernbursch hervor und schlug in wilder Wut auf den Müllerburschen ein. Er kam erst wieder zu sich, als der Müllerbursch regungslos am Boden lag ... Tot! ... An diese schreckliche Tat erinnert das Steinkreuz, das am Ortsausgang von Reichenbach steht. Die Reichenbacher feierten nach diesem furchtbaren Ereignis lange Zeit überhaupt keine Kirchweih mehr, nachdem ihnen das Abhalten eines Kirwatanzes nach diesem Mordfall verboten worden war. Erst nach und nach begannen einzelne Höfe mit anderen Dörfern zusammen wieder Kirchweih zu halten. Zu einer gemeinsamen Kirchweih ist es selbst heute noch nicht wieder gekommen, so daß man mit Recht sagt: "Unter dem Steinkreuz liegt die Reichenbacher Kirwa begraben". (nach: Dr. Ludwig Rieß, Selber Heimatbuch) (Zwischen Eger und Regnitz 1963)

Quellen und Literatur:
Trukenbrod, Georg - Steinkreuze im Bezirksamte Rehau, in: Der Siebenstern 10/1937
Zwischen Eger und Regnitz, Sagen und Geschichten aus dem Gebiet Rehau-Selb, 1963, hrg. von der AG für HK im Schulamtsbezirk Rehau
Döberlein, Christian / Döberlein, Hansgeorg - Steinkreuze / Kreuzsteine und steinerne Flurdenkmäler im Landkreis Rehau, Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Schulamtsbezirk Rehau, 1965, S.10, 23, 24, Nr.2
Bucka, Hans - Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, 25.Jg., 1969, Heft 2, S.16, Nr.42
Schmeissner, Rainer H. - Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges 2, 1980
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale


Sühnekreuze & Mordsteine